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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir
Autoren: Jason Dark
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Widerstand entgegensetzen zu wollen. Er war sowieso stärker. Sie war nicht mehr als Wachs in seiner Hand.
    Rico saugte die Kraft aus ihrem Körper. Er trank und labte sich am fremden Blut des Polizisten, und er saugte es bis zum letzten Tropfen in sich hinein.
    Helga aber merkte, daß sich die Mattheit und Kraftlosigkeit immer mehr steigerte. Jetzt war sie nichts weiter als eine Puppe, die nach dem Aufdrehen eines Uhrwerks abgelaufen war.
    Starr lag sie auf dem Stein.
    Der Stoff seiner Kleidung raschelte, als Rico sich aufrichtete und zufrieden knurrte.
    »Geht es dir gut?« fragte sie leise.
    »Ja, jetzt…«
    »Ich bin leer.«
    »Du wirst frisches Blut bekommen. Sehr bald schon, und du weißt auch, daß du einen Fehler gemacht hast.«
    »Ich glaube schon«, flüsterte sie.
    Er wollte es genau wissen. »Welchen Fehler hast du begangen?«
    »Ich hätte nicht Heinrich leersaugen sollen, sondern meinen ehemaligen Mann.«
    »Das stimmt.« Er faßte sie an. Seine Hände blieben auf ihrer Brust liegen.
    »Und warum hast du es nicht getan?«
    »Ich war zu überrascht.«
    »Ist das der Grund?«
    »Nicht nur.«
    »Sondern?« wisperte seine Stimme in der Dunkelheit.
    »Ich haßte ihn. Ja, ich haßte diesen verfluchten Polizisten. Ich habe ihn schon immer gehaßt. Er sollte von mir einen Denkzettel bekommen, verdammt!«
    »Den hast du ihm gegeben.«
    »Das weiß ich.«
    »Aber der Fehler bleibt bestehen. Ich möchte, daß du ihn so schnell wie möglich egalisierst.«
    »Das will ich auch. Wann denn?«
    »Die Sonne wird bald sinken. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Der Wagen steht zudem bereit. Der Fahrer wartet schon auf uns. Er wird uns in die Stadt bringen.«
    »Gehen wir zu Helmut?«
    »So schnell wie möglich. Ich befürchte, daß es schon zu spät ist. Er wird etwas in Bewegung gebracht haben, und wenn die Polizei schnell handelt, kann sie uns schon morgen auf den Fersen sein. Es ist nicht mehr so wie zu meiner Zeit.«
    »Das habe ich auch gemerkt.« Sie hob einen Arm an. Ihre Hand suchte nach seiner und legte sich darauf, als sie den Kontakt gefunden hatte. »Welche Strafe hast du für mich ausgesucht, Rico?«
    »Keine - bisher. Es hängt davon ab, wie sich noch alles entwickeln wird.«
    »Gut, denke ich - gut.«
    »Dann komm hoch.«
    Helga umfaßte sein Handgelenk und ließ sich von Rico in die Höhe ziehen. Kaum saß sie auf dem Stein, mußte er sie stützen, sonst wäre sie zur Seite gefallen.
    »Du bist so schwach!« flüsterte er dicht an ihrem Ohr.
    Helga streichelte durch sein Gesicht. »Es ist der große Verlust…«
    »Du wirst neues und frisches Blut bekommen, keine Sorge.« Er zog sie von der Steinplatte. Beide Füße stemmte Helga gegen den harten Boden, nur schaffte sie es kaum, aus eigener Kraft auf den Beinen zu bleiben. Er mußte sie schon stützen.
    Helga lachte etwas schrill, wobei die Laute an den kahlen Wänden des Gewölbes Echos warfen.
    »Ich bin doch nur ein Hindernis für dich«, sagte sie.
    »Nein, du bist wichtig.«
    Die knappe Antwort hatte ihr gutgetan. Rico verstand es immer, ihr das Gefühl von Sicherheit zu geben. Er baute sie auf, auch wenn er ihr oft die Kraft nahm. An dieses Wechselspiel hatte sie sich längst gewöhnt.
    Nebeneinander durchschritten sie das unheimliche und stockfinstere Gewölbe. Ihre Körper berührten sich dabei, und sie liebte es, den Kontakt zu haben.
    Er öffnete ihr die alte Tür.
    Dieses Knarren kam Helga immer vor wie die Begrüßungsfahne einer anderen Welt. Einer Welt, in der sie einmal gelebt hatte, die aber jetzt sehr weit zurücklag. Wenn sie trotzdem hineinging, dann hatte sie den Eindruck, nur zu Besuch dort zu sein. Für sie zählte einzig und allein das neue Leben, die Existenz in der tiefen Dunkelheit, aus der sie einen Teil der Kraft nahm.
    Kein tödliches Sonnenlicht sollte ja an ihre Augen gelangen, das hatte sie sich geschworen.
    Aber auch im Halbdunkeln konnte sie sich bewegen. Das hatte sie bewiesen, als sie ihren ehemaligen Mann besuchte. Sie war dabei kaum schwächer geworden.
    Im düsteren Grau vor ihnen zeichneten sich die breiten Stufen einer Steintreppe ab. Sie war genau der Weg in den oberirdischen Teil des Schlosses, das eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich hatte. Nicht viele kannten es. Es stand in der Einsamkeit des deutsch-tschechischen Grenzgebietes, wo verlassene Täler, dichter Wald und Berge den Eindruck hinterließen, als wäre dieses Gebiet von allem vergessen worden.
    Sie gingen die Treppe hoch.
    Rico, der
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