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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir
Autoren: Jason Dark
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dem es nur zwei Hauptrollen gab. Unzählige Gedanken schossen ihm durch seinen Kopf, die er nicht einordnen konnte. Das war unerklärlich und doch eine Tatsache.
    Er starrte auf das Gesicht der Frau, seiner Frau! Und er sah eigentlich nur den halb geöffneten Mund sowie die beiden gelblich schimmernden, langen Zähne, die aus dem Oberkiefer ragten. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt, er raste, so daß Helmut Stoßflug befürchtete, einen Infarkt zu bekommen.
    Helga lächelte noch immer…
    So kalt, so wissend und auch grausam. Sie war der Tod und das Verderben in weiblicher Gestalt.
    Grauen, eingepackt in Schönheit, und dann zuckte sie zusammen.
    Helmut ging nicht einmal zurück. Er hätte es gar nicht gekonnt, er blieb stehen, sah nur ein Gesicht, doch in den Raum zwischen ihr und ihm schob sich etwas hinein.
    Es waren die Hände seiner Frau.
    Lange Finger, diesmal bleich, wie von einer Totenhaut überzogen. Nägel, die leicht gekrümmt waren und zusätzlich gefährliche Spitzen zeigten.
    Was wollten die Hände?
    Er merkte es Sekunden später, als sie ihn erreichten. Fingerspitzen fuhren wie kalte Nägel über seine Gesichtshaut. Nicht fest oder hart, aber dennoch spürbar.
    Ihm kam der Gedanke an Totenfinger in den Sinn. Irgendwo war Helga auch tot, obwohl sie vor ihm stand. Sie war eine Untote, eine Zurückgekehrte, ein Wesen, das sich von Blut ernährte und jetzt nach seinem Opfer gierte.
    Helmut kannte sich aus. Nach dem Verschwinden seiner Frau, die ja von einem Vampir geholt worden war, hatte er sich mit diesem Thema sehr intensiv beschäftigt und hatte auch mit anderen Menschen hin und wieder darüber geredet.
    Seine Worte waren nie auf fruchtbaren Boden gefallen. Man hatte ihn ausgelacht. In einem sozialistischen Land durfte es einfach keine Vampire geben - und damit basta.
    Aber es gab sie.
    Eine Untote schwebte vor ihm.
    Die Hände bewegten sich. Sie griffen jetzt fester zu. Nicht allein die Fingernägel berührten seine Haut, das Geschöpf legte auch die Handflächen gegen seine Wangen.
    Sie waren ebenfalls kalt.
    Nicht normal kalt. Helmut spürte eine andere Kälte, die ihn so schrecklich durchdrang. Er hätte sie niemals beschreiben können, sie war einfach da, sie verschaffte sich freie Bahn, sie drang in seinen Körper, als wollte sie ihn übernehmen und alles andere kurzerhand einfrieren lassen, auch das Blut.
    Helmut Stoßflug bewegte nicht einmal den kleinen Zeh. Er kam sich vor wie eine Säule, er schaffte es einfach nicht, Widerstand zu leisten. Er schaute nur in dieses bleiche Gesicht, das ihm so bekannt und gleichzeitig fremd vorkam.
    Das Gesicht…
    Der Mund, die Zähne…
    Er merkte erst jetzt, daß sich Helga vor ihm bewegte, und nicht allein das, sie brachte ihren halb geöffneten Mund näher an seinen Kopf und damit auch, nahe an seinen Hals heran. Er wußte genau, was Vampire taten, wo sie hinbissen, um das Blut ihrer Opfer zu saugen.
    Noch immer regte er sich nicht. Helga aber schien ihm leicht wie eine Feder entgegenzuschweben, bei ihr war eben alles anders geworden. Selbst bei ihrem geöffneten Mund war das Lächeln nicht verschwunden. Es glich einem gefährlichen und grausamen Versprechen.
    Stoßflug konnte nichts tun. Seine Augen aber brannten, als wäre Säure hineingetropft worden.
    Er hörte auch, wie er von seiner Frau angesprochen wurde. »Komm, mein Liebling, darauf habe ich lange, lange Jahre gewartet. Ich mußte mich verborgen halten, das aber ist nun vorbei. Ich werde dich nehmen, ich bin nicht grundlos zu dir gekommen, es ist alles wunderbar, mein Lieber. Du bist mein Mann, du bist es immer gewesen, es wurde nie anders, verstehst du das?«
    Nein, er verstand das nicht. Er bemühte sich auch nicht, es zu begreifen, für ihn war die Lage völlig irreal geworden, und er nahm auch den widerlichen Geruch wahr, der von dieser Person ausströmte.
    Es war der Gestank nach Erde, nach Grab, einfach nach Friedhof, dem er nicht entweichen konnte.
    Er ekelte sich.
    Der Magen produzierte Säure, die sich hoch in seine Kehle drückte, wo er sie dann bitter schmeckte.
    Eigentlich hätte ihn ihr Atem streifen müssen. Davon war nichts zu bemerken. Ihm fiel ein, daß Vampire nicht atmeten.
    Dafür lachte sie leise. Lippen berührten seinen Hals, die Spitzen der Zähne kratzten leicht über seine Haut, aber noch hatte sie nicht die richtige Stelle gefunden, um zubeißen zu können.
    Und dann kam alles anders.
    Es begann mit einem infernalischen Lärm. Er schien aus dem Nichts gekommen
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