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0710 - Hetzt den Drachen!

0710 - Hetzt den Drachen!

Titel: 0710 - Hetzt den Drachen!
Autoren: W.K. Giesa
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dabei nach außen, um auf seine nähere Umgebung zu achten, während er über das Geschehene nachdachte.
    Mawra wollte ihn wieder einmal necken. Versuchte ihm einzureden, dass sein Drache ein dicker kleiner Kerl sei, mit Krokodilschnauze, runden großen Augen, mit braunen Schuppen und…
    Mitten in ihrem Satz war sie verstummt.
    War das der Zeitpunkt gewesen, an dem sie verschwand?
    Wenn ja, warum gerade da?
    Jack holte sich die genauen Worte von Mawra ins Gedächtnis zurück..
    »Ich habe mich gerade gefragt, was du tust, wenn dein Drache kein Drache ist. Wenn er ein Wesen mit Krokodilschnauze ist, mit Kulleraugen, dickem Bauch, nicht besonders groß, grünbraun gescheckter Schuppenhaut, dreieckigen Hornplatten vom Kopf bis…«
    Konnte es sein, dass darin irgendwo ein Zauberspruch verborgen war, und Mawra diesen unbewusst aufgesagt hatte?
    Jack na Tschang wusste sehr viel über Magie und Zauberei, trotzdem konnte er in Mawras Worten nichts erkennen, das einem Zauberspruch ähnlich war. Es war nicht so, dass Zauberei für Jack aus seltsam gemurmelten Worten und finger- und armverbiegenden Gesten bestand, um eine Wirkung zu erzielen. Manchmal genügte auch nur ein Gedanke, um Magie wirken zu lassen, oder ein so banales Wort wie »Stirb!«, und durch die Fingerbewegung wurde die Wirkung nur vergrößert.
    Es war wie Mathematik. Es musste logisch sein.
    Kein Zauberer konnte eine Feuerwand erzeugen, indem er »Wasserfall!« rief und dabei spuckte. Wenn er Glück hatte, wurde er nur nass. Hatte er Pech, ertrank er in einem See, sofern er nicht schwimmen konnte.
    Aber Mawra konnte nicht zaubern. Sie konnte vielleicht Hilfsmittel benutzen, wie Jacks Stab, da dieser mit Magie getränkt war. Ohne Hilfsmittel war sie magisch taub.
    Trotzdem war sie verschwunden. Also musste sie ein Hilfsmittel benutzt haben.
    Jack wusste mit absoluter Sicherheit, dass Mawra nichts am Leib trug. Sie war so nackt gewesen wie am Tag ihrer Geburt. Nicht einmal Ringe oder Ketten trug sie. Nur den magischen Silberreif, den er ihr zur Geburt ihrer ersten Tochter geschenkt hatte.
    Diesen konnte sie nicht mehr ablegen. Nie wieder.
    »Glitzerzeug! Behindert einen beim Kämpfen.« Das waren immer ihre Worte, wenn Jack sie auf andere Schmuckstücke hin ansprach.
    Das Hilfsmittel- musste also etwas sein, das Mawra nicht bei sich trug, mit dem sie aber Kontakt gehabt hatte.
    Sie hatte auf seinem Umhang gelegen. Der war zwar auch magisch präpariert, konnte aber auf keinen Fall der Katalysator sein. Dazu war er nicht in der Lage. Seine magische Aufgabe bestand darin, Jack vor leichten magischen Angriffen zu schützen.
    Ihr Liebeslager war von diesen seltsamen schillernden Blumen umgeben gewesen.
    Nun, da Jack darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er diese Blumen noch nie gesehen hatte. Er schalt sich selbst einen Narren, dass er darauf nicht geachtet hatte.
    Der Hexer löste seine Trance auf.
    Er war sich sicher, dass die Blumen etwas mit Mawras Verschwinden zu tun hatten.
    Er wusste jetzt, wie seine Gefährtin verschwunden war.
    Jack erhob sich, drehte sich zu den Blumen um. Unscheinbar standen sie in einem Kreis, in dessen Inneren sich seine und Mawras Ausrüstung befand. Etwas aber irritierte ihn. Er schüttelte den Kopf.
    Ihm war, als wolle ihn etwas zwingen, diese Blumen nicht zu beachten. Wolle ihm vorgaukeln, dass es dort nichts gab, für das es sich lohnte, Interesse zu zeigen.
    Es war nicht so, dass er die Blumen nicht sehen sollte, er sollte sie einfach als etwas Natürliches betrachten, dem nichts Auffälliges anhaftete.
    »Na wartet«, murmelte er. »Jetzt erst recht. Ich finde heraus, welches Geheimnis ihr hütet. Und wenn mit Mawra etwas geschehen ist, das mir nicht gefällt…«
    Unbewusst hatte Jack seine rechte Hand geöffnet, und nun tanzten Flammen zwischen den Fingern hin und her. Er schloss sie zu einer Faust, und die Flammen erloschen.
    Der Hexer hob seinen Stab.
    »Schwebe!«, befahl er, und seine Kleidung begann sich zu bewegen, erhob sich ungefähr fußhoch und schwebte dann zwischen den Blumen hervor. Sie kam direkt auf ihn zu, durchdrang ihn und saß im nächsten Moment ganz normal an seinem Körper. Der Umhang, das silbern bestickte Wams, die Hose und die Stiefel. Selbst der Gürtel, an dem die Scheide für einen langen Dolch befestigt war, lag um seine Taille.
    »Schwebe!«, befahl er noch einmal, und die Kleidung und Waffen seiner Gefährtin bewegte sich zwischen den Blumen hervor, formte sich selbst zu einem Bündel und sank
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