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0710 - Hetzt den Drachen!

0710 - Hetzt den Drachen!

Titel: 0710 - Hetzt den Drachen!
Autoren: W.K. Giesa
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Armen, die in vierfingrigen Händen endeten, ausgestattet. Kurz, er war ein Drache.
    Genauer gesagt, er war ein Jungdrache.
    Eines Tages war er William, dem Butler von Lady Patricia Saris ap Llewellyn, vors Auto gelaufen. Als Wiedergutmachung hatte William ihn gewissermaßen adoptiert und ihm den Namen McFool gegeben. Kaum einer aber nannte den Drachen McFool.
    Wegen seiner etwas tollpatschigen, manchmal kindlich närrischen Art nannten ihn alle nur Fooly. Außer bei einer Strafpredigt, wenn er wieder mal irgendwelchen Blödsinn angestellt hatte - so wie jetzt.
    »Nun haben wir ein Problem«, sagte er zu seinen Spielkameraden.
    »Warum wir?«, protestierte Rhett Saris ap Llewellyn, waschechter Adliger aus den schottischen Highlands, kaum größer als Fooly, aber als Erbfolger wohl dreihundert mal älter als der Jungdrache, der immerhin auch schon über hundert Jahre zählte. Und trotzdem in seiner derzeitigen Inkarnation noch ein siebenjähriger Junge.
    »Du hast den Tisch umgeworfen. Also ist es dein Problem.«
    »Das ist nicht fair. Wir haben zusammen gespielt. Also haben wir alle zusammen schuld.«
    »Richtig. Wir haben zusammen gespielt. Aber du wolltest nicht mehr. Also hast du allein gespielt, und somit ist es auch allein dein Problem.«
    Fooly war sprachlos. So kannte er Rhett gar nicht.
    Normalerweise war es eher immer umgekehrt, und er versuchte sich durch irgendwelche fadenscheinigen Ausreden aus allem herauszuwinden. Manchmal gelang ihm auch ein großer Wurf, und er konnte andere so verwirren, dass diese nur noch den Kopf schüttelten und selbst glaubten, an allem Schuld zu sein.
    »Das - das ist nicht fair!«
    Da endlich sah er das breite Grinsen in Rhetts Gesicht.
    Auch Joaquin und Ivonne Lafitte grinsten von einem Ohr zum anderen.
    Demonstrativ streckte Rhett Saris ap Llewellyn sein Hand mit der Handfläche nach oben aus. Joaquin kramte in seiner linken Hosentasche und zerrte eine Taschenmonsterkarte hervor.
    »Hier. Das ist mir der Spaß wert. Hab sie sowieso doppelt.«
    Foolys Krokodilunterkiefer klappte noch weiter hinunter. Rauchwölkchen begannen sich aus seinen Nüstern zu kräuseln, und seine großen Telleraugen wurden noch größer.
    »Deckung!«, rief Rhett und sprang auch schon zur Seite. Die Lafitte-Kinder taten es ihm gleich und spritzten nach rechts und links auseinander.
    Keine Sekunde zu spät.
    Aus Foolys Krokodilmaul schoss eine Flammenlanze, brannte sich durch die Luft - und entzündete den offenen Kamin, in dem auch passender Weise Feuerholz aufgeschichtet war.
    »Auf ihn!«, rief Rhett und warf sich gegen Foolys massigen Körper. Von zwei anderen Seiten kamen Joaquin und Ivonne angerannt, klammerten sich an des Drachen Arme. Doch trotz ihres vereinten Körpereinsatzes gelang es ihnen nicht, den Drachen von den stämmigen Beinen zu werfen.
    »Öh, hört mal…«, begann Fooly, doch da drückte ihm auch schon Ivonne Lafitte einen dicken Schmatz auf sein braungrünliche Schuppenbacke. Dem konnte der Jungdrache nichts mehr entgegensetzen. Sein geschuppter Schwanz knickte ein, und alle vier landeten auf dem Teppichboden.
    »Iieh!«, rief der Hundertjährige aus. »Ein Mädchen hat mich geküsst!«
    Die beiden Jungs prusteten los, nur Ivonne lächelte verschämt, und wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, das sie leicht rot wurde.
    »Mister McFool! Was ist hier los?«
    An der Tür des Raumes stand Butler William, korrekt in Livree gekleidet, aber mit hochrotem Kopf.
    Fooly rappelte sich unter den Leibern der Kinder hervor und versuchte ein unschuldiges Gesicht zu machen, was ihm aber nicht gelang. Es war auch zu schwer, mit einem Krokodilmaul einen etwas unbeteiligten Eindruck zu machen.
    »Das wüsste ich auch gerne«, sagte er und versuchte strafend auf die drei Kinder hinabzusehen. »Sie haben mich gereizt, oder so, und dann hat Joaquin Rhett eine Taschenmonsterkarte gegeben, und ich weiß nicht, warum. Ich habe mich nur verteidigt, jawohl.«
    »Und dabei nur so aus Versehen die Gläser und die Karaffe zertrümmert, wie ich sehe.«
    »Die standen plötzlich da herum, ich weiß auch nicht, wo die hergekommen sind.«
    »Und der Tisch ist auch nur durch das Anschauen umgefallen?«
    »Also, das war so: Siegfried, also Rhett wollte mich aufspießen, um in meinem Drachenblut zu baden. Aber er wollte sich dann nicht ein Eichenblatt auf die Schultern legen, wie es sich für einen anständigen Drachenjäger gehört. Da habe ich dann beschlossen, das blöde Spiel zu beenden. Ich habe mich
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