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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin
Autoren: Neal Davenport
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    Die weiße Wölfin
    Vampir Horror Roman Nr. 71
    von Neal Davenport
     
     
     
     

„Mr. Hunter!“ sagte eine sanfte Stimme hinter mir.
    Ich blieb stehen und wandte den Kopf. Der Mann war klein und trug einen unauffälligen grauen Anzug. Sein Gesicht war faltig und das Haar kurz geschnitten. Er sah wie ein pensionierter Bankbeamter aus.
    „Ja?“ fragte ich.
    „Der O.I. schickt mich“, sagte er.
    Aus der Innentasche seiner Jacke holte er ein Etui, das ich nur zu gut kannte. Secret Service. Ich verglich das Foto mit meinem Gegenüber. Er hieß Turan Capote.
    „Ich soll Sie abholen, Mr. Hunter“, sagte er. „Der O.I. erwartet Sie schon sehnsüchtig.“
    „Weshalb schickte er keinen der mir unterstellten Agenten?“
    „Sie sind alle mit einem wichtigen Fall beschäftigt“, meinte Capote.
    Ich folgte ihm. Vor zehn Minuten war die Maschine, aus Wien kommend, in London gelandet. Ich hatte meine Ankunft nicht avisiert, aber der Geheimdienst verfügte über Möglichkeiten, die für mich noch immer nicht ganz zu durchschauen waren.
    Wir verließen das Flughafengebäude. Das Wetter war scheußlich, der Himmel grau, und es nieselte leicht.
    Vor einem beigen Morris blieb Capote stehen. Ich setzte mich in den Fond des Wagens und stellte den Koffer neben mich auf den Sitz.
    „Sind Sie informiert, worum es geht, Mr. Capote?“ fragte ich.
    Der kleine Mann schüttelte den Kopf und glitt hinters Steuer. Er startete und fuhr sanft an.
    „Nein, Sir“, sagte Capote bedauernd. „Ich kann Ihnen leider nichts sagen.
    Ich soll Sie nur ganz dringend zum O.I. bringen.“
    Ich nickte. Der O.I. tat immer so geheimnisvoll. Trotzdem hatte ich kein gutes Gefühl. Der O.I. würde mir sicherlich einen Haufen Vorwürfe machen berechtigt, wie ich grimmig zu geben mußte. Ich war einfach aus London verschwunden und nach Wien geflogen, ohne ihm oder Coco Bescheid zu geben. Sicherlich wußte der O.I. bereits teilweise über die Geschehnisse in Wien Bescheid. Und vor allem Coco. Bei dem Gedanken an sie krampfte sich mein Herz zusammen. Ich hatte, ehrlich gesagt, Angst vor dem Zusammentreffen mit ihr. Sie mußte annehmen, daß ich am Tod ihrer Familie die Hauptschuld trug. Dabei hatte ich nichts damit zu tun.
    Ich blickte auf die Uhr. Es war kurz nach siebzehn Uhr, Montag, vierter Juni.
    Der Regen wurde stärker, und das monotone Geräusch der Scheibenwischer machte mich schläfrig. Ich schloß die Augen. Und irgendwie mußte ich eingenickt sein. Als ich die Augen wieder aufschlug, befanden wir uns in einer Gegend von London, in der ich noch nie zuvor gewesen war. Ich starrte verwundert aus dem Fenster. Es hatte zu regnen aufgehört. Der Himmel war dunkelblau.
    „Wo sind wir?“ fragte ich überrascht.
    „In der High Lane, Brentham“, sagte Capote. „Links liegt der Brent-Golf-Platz.“
    Ich nickte.
    „Wohin bringen Sie mich, Capote?“
    „In die Manor Court Road, Sir“, sagte er.
    Irgend etwas stimmte nicht. Ich war schläfrig, und mein Hirn war wie gelähmt. Ich starrte durch die Windschutzscheibe. Sie war staubtrocken, ebenso die Straße. Keine Spur, daß es vor kurzer Zeit noch geregnet hatte.
    Capote erreichte die Church Road, verlangsamte das Tempo und bog in die Manor Court Road ein. Es war eine schmale Straße.
    Links und rechts lagen großzügig angelegte Gärten, zweifelsohne eine Gegend, in der keine armen Leute wohnten.
    Vor einem mit einem schmiedeeisernen Gitter umgebenen Grundstück hielt Capote an.
    „Hier erwartet Sie der O.I.“, sagte Capote.
    Vom Haus konnte ich nicht viel erkennen. Sträucher und Bäume versperrten die Sicht.
    Capote stieg aus und öffnete die Tür. Ich kroch aus dem Wagen und blickte mich um. Capote hatte den Wagen zwischen einem Cadillac und einem Rover geparkt. Es stand noch ein ganzer Haufen sündhaft teurer Wagen auf der Straße, doch kein Mensch war zu sehen.
    Ich hörte Vogelgezwitscher, und betäubender Rosenduft lag in der Luft.
    „Das Tor ist offen, Sir“, sagte Capote.
    Ich nickte ihm zu.
    „Ich warte hier auf Sie, Sir“, sagte er.
    Meine Schläfen fingen zu pochen an. Ich blickte in Capotes lächelndes Gesicht.
    Irgend etwas stimmte nicht, dachte ich wieder und schüttelte den Kopf, doch der Nebel wollte nicht verschwinden. Jeder Gedanke fiel mir schwer.
    Ich öffnete das Gartentor. Ein weißer Kiesweg führte zum Haus. Der Garten mußte von einem Künstler angelegt worden sein. Das Haus war indessen ein verrückter Bau: ganz aus Glas und Beton.
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