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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin
Autoren: Neal Davenport
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Die tiefstehende Sonne spiegelte sich in den riesigen Scheiben.
    Der Kies knirschte unter meinen Füßen. Ich ging langsam aufs Haus zu. Rasensprenger waren angestellt.
    Ich stutzte. Als wir London überflogen, hingen düstere, graue Wolken über der Stadt, und inzwischen hatte es geregnet, doch der Kies war staubtrocken.
    Ich wandte mich um. Vom beigen Morris und Capote war nichts mehr zu sehen.
    Ich lief zur Straße zurück, aber Capote blieb verschwunden.
    Einige Sekunden überlegte ich, was ich tun sollte, dann hob ich die Schultern und ging wieder den Weg zum Haus entlang.
    Ich ging ziemlich rasch. Die Augen mußte ich zusammenkneifen. Das Sonnenlicht spiegelte sich zu stark in den Scheiben.
    Je näher ich dem Haus kam, um so stärker wurde das Hämmern in meinen Schädel. Ich hatte dröhnende Kopfschmerzen und versuchte mich zu erinnern, wann ich je so starke Kopfschmerzen gehabt hatte, doch es fiel mir nicht ein. Meine Stirn war schweißbedeckt.
    Alles wirkte friedlich, doch ich hatte kein gutes Gefühl. Ich verlangsamte meine Schritte, aber etwas trieb mich weiter.
    Ich schwitzte noch stärker, als ich das Haus erreichte. Die Tür stand offen. Ich mußte drei Stufen hochsteigen. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen.
     

     
    Ich tauchte aus unergründlichen Tiefen empor. Die Kopfschmerzen waren weg. Dunkelheit war um mich. Doch durch eine halb offenstehende Tür fiel Licht.
    Langsam gewöhnten sich meine Augen an das Dämmerlicht. Ich stand in einem Raum, den ich nie zuvor gesehen hatte. Die Wände waren schräg, den Boden bedeckte ein dicker Hochflorteppich. Undeutlich erkannte ich eine Sitzgarnitur und einige kleine Tischchen, auf denen Gläser und Aschenbecher standen.
    Ganz langsam kehrte meine Erinnerung zurück.
    Ich war von Capote abgeholt und zu einem Haus in der Manor Court Road gebracht worden, wo mich der O.I. erwarten sollte. Vor dem Haus war es mir plötzlich schwarz vor den Augen geworden. Zögernd machte ich zwei Schritte. Völlige Stille umgab mich. Ich erreichte die Tür und bemerkte, daß ich etwas in der rechten Hand hielt.
    Ich betrachtete es und schüttelte den Kopf. Meine Hand umklammerte ein riesiges Krummschwert. Die Klinge funkelte. Ich sah sie näher an. Sie war mit Blut befleckt.
    Überrascht starrte ich auf meine Hände und ließ das Schwert fallen. Meine Hände waren klebrig, voll Blut. Auch mein Anzug war blutbespritzt.
    Ich hörte eine Tür zufallen und zuckte erschrocken zusammen.
    „Hunter!“ rief eine Stimme, die ich kannte.
    Es war Steve Powell, einer meiner Exekutor Inquisitoren.
    „Hier bin ich!“ schrie ich.
    Schritte kamen näher, und die Tür wurde aufgerissen.
    Powells Augen weiteten sich, als er mich sah. Er war sechsundzwanzig, über einsachtzig groß und hatte brandrotes Haar. Sein Blick fiel auf das blutbesudelte Schwert, und er trat einen Schritt zurück. In der rechten Hand hielt er eine entsicherte Pistole.
    „Was ist los?“ fragte er.
    „Das frage ich mich auch“, sagte ich grimmig. „Wo ist der O.I.?“
    „In seinem Büro“, sagte Powell verwundert. Er blickte mich mißtrauisch an. „Sie riefen uns an, Mr. Hunter. Wir sollten ganz dringend hierherkommen.“
    „Ich rief niemanden an“, sagte ich. „Steve!“ brüllte jetzt eine Stimme. Ich kannte sie auch. Sie gehörte Marvin Cohen, einem meiner Agenten. „Steve!“
    „Ich bin hier, Marvin!“ rief Powell. Cohen tauchte in der Tür auf. Er wirkte brutal, hatte schon einige Disziplinarverfahren hinter sich und war deshalb in meine Abteilung versetzt worden.
    Sein Gesicht war jetzt bleich. Er starrte mich an, den Mund zusammengepreßt, und hob die Pistole. „Bewegen Sie sich nicht, Hunter!“ sagte er.
    „Was soll der Unsinn?“ fragte ich wütend. „Ich – möchte …“
    „Ich bin ja nicht gerade zartbesaitet“, sagte Cohen. „aber das, was Sie in diesem Haus anrichteten, das geht zu weit. Sie müssen verrückt geworden sein.“
    „Ich verstehe kein Wort“, sagte ich und trat näher.
    „Stehenbleiben!“ schrie Cohen. Die Mündung der Waffe war auf meinen Bauch gerichtet. „Einen Schritt noch, und ich schieße.“
    „Ich bin Ihr Vorgesetzter!“ brüllte ich. „Ich dulde es nicht, daß Sie in so einem Ton mit mir sprechen. Ich werde …“
    „Sie werden gar nichts“, sagte Cohen bestimmt.
    „Das wird Sie teuer zu stehen kommen, Cohen“, keuchte ich.
    „Abwarten!“ sagte er. „Steve, ruf den O.I. an! Er soll sich die Schweinerei mit eigenen Augen ansehen, die Hunter da
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