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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin
Autoren: Neal Davenport
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Saal, und trat auf den Gang, der zu den Käfigen führte. Da vernahm sie das wütende Knurren der blutrünstigen Bestien.
    Um ihren Auftritt wirkungsvoller zu gestalten, zerriß sie ihr Kleid – was ihr sehr schwerfiel, da sie an dem alten Stück sehr hing – und brachte dann ihre Haare in Unordnung.
    Nach kurzem Zögern riß sie die Tür auf und stürzte mit verzerrtem Gesicht in den Saal.
    „Die Wölfe sind frei!“ brüllte sie mit schriller Stimme.
    Einige der Gäste sahen sie verwundert an.
    „Die Wölfe sind frei!“ kreischte sie wieder. „Sie haben mich angefallen.“
    Sie spielte eine Schwerverletzte. Taumelnd schritt sie auf das kalte Büfett zu und ließ sich einfach auf den Tisch fallen. Einige der Silberplatten krachten zu Boden.
    „Rette sich, wer kann!“ keuchte sie. „Die Wölfe…“
    Jetzt kam Unruhe unter die Gäste. Der Ruf: „Die Wölfe sind frei“, pflanzte sich fort. Immer mehr der Gäste verließen den Saal.
     

     
    Ich raste die Stufen hinunter. Phillip folgte mir. Die Tür zum Saal stand weit offen, und ich erblickte einige Wölfe, die sich in den Saal drängten.
    Der Großteil der Gäste hatte sich schon in Sicherheit gebracht. Es waren nur noch etwa zehn Leute anwesend, die sich verzweifelt gegen den Ansturm von mindestens zwanzig Wölfen wehrten. Unter den Wölfen erkannte ich Jennifer Jennings, die wieder die Gestalt der weißen Wölfin angenommen hatte.
    Ich riß die Pistole heraus und feuerte auf die Wölfe. Es gelang mir, drei der Tiere zu töten. Und plötzlich – wie auf ein geheimes Kommando – ließen sie von ihren Opfern ab. Sie formierten sich zu einem Keil und kamen geduckter näher.
    Ich warf die nutzlos gewordene Pistole zu Boden und wandte mich zur Flucht.
    In diesem Augenblick betrat Phillip den Saal. Seine Augen standen weit offen.
    Phillip stand erst wie eine Statue da. Plötzlich riß er sich jedoch das Hemd auf, und die schwarze Wolfsblume war zu sehen. Sie bewegte sich unruhig hin und her, und die Wolfsschnauze öffnete und schloß sich immer schneller.
    Die weiße Wölfin schlich näher. Ihr Blick war wie hypnotisiert auf die Wolfsblume gerichtet. Vor Phillip blieb sie stehen. Der Hermaphrodit schloß die Augen. Die weiße Wölfin richtete sich auf, die Vordertatzen auf Phillips Schultern legend.
    Ich sah fasziniert zu.
    Die weiße Wölfin öffnete ihr Maul und strich mit der langen, rosigen Zunge über die Wolfsblume, die aus Phillips Brust sproß. Die Wolfsblume zuckte hin und her, so als wolle sie der Zunge entkommen. Dann schnappte die weiße Wölfin zu, und die Wolfsblume verschwand in ihrem Maul. Schwarze Blutstropfen erschienen auf Phillips Brust. Die Wölfin leckte sie ab und sprang zur Seite. Die weiße Wölfin blieb einige Sekunden lang stehen und lief dann fast anmutig an Phillip und mir vorbei.
    Ich folgte ihr. Sie verließ den Saal. Eine Tür, die ins Freie führte, stand halb offen. Sie drückte mit dem Schädel die Tür weiter auf und sprang in den Garten.
    Ich rannte ihr nach. Die weiße Wölfin verschwand zwischen den Büschen.
    Es dauerte fast drei Minuten, bis ich sie gefunden hatte. Sie lag neben einer Eiche, alle vier Beine von sich gestreckt, und atmete schwach.
    Ich blieb vor ihr stehen. Sie hob den Schädel. Ihre bernsteinfarbenen Augen leuchteten mich an. Sie knurrte leicht und wollte sich aufrichten, doch sie war zu schwach dazu. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Ihre Augen fielen zu, und dann bewegte sie sich nicht mehr.
    Ich bückte mich und berührte den noch warmen Körper. Die weiße Wölfin war tot.
    Ich stand auf und starrte sie lange an. Ihre Todesursache war für mich ein Rätsel. Sie hatte die Wolfsblume, die aus Phillips Brust gewachsen war, aufgefressen, und innerhalb weniger Minuten war sie gestorben.
    Meine Aufgabe war erfüllt. Jörg Eklund war zur Strecke gebracht und auch Jennifer Jennings, die hinter dem Mord gestanden hatte.
    Miß Pickfords Bericht würden den O.I. und Coco überzeugen, daß ein teuflisches Komplott gegen mich geschmiedet worden war. Ich war rehabilitiert, und eigentlich hielt mich nichts davon ab, mich mit dem O.I. in Verbindung zu setzen. Doch ich schüttelte den Kopf. Mein Entschluß stand fest. Ich würde untertauchen und erst wieder offiziell in Erscheinung treten, wenn Asmodi tot war.
     

     

Der O.I. und einige seiner Beamten hatten sich im großen Saal der Villa versammelt. Auch Coco Zamis war mitgekommen.
    Es war den Polizisten gelungen, die Wölfe zurück in die Käfige zu
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