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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin
Autoren: Neal Davenport
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Funken tanzten darin. „Hm“, sagte ich verwirrt.
    „Coco sagte, daß es eine Wolfsblume sei“, meinte Miß Pickford. „Sie ist sicher, daß dieser Fall etwas mit Werwölfen zu tun hat.“
    Ich nickte.
    „Da hat sie allerdings recht“, sagte ich grimmig. „Ich bin überzeugt, daß hinter allem einer meiner Brüder steckt. Jörg Eklund. Sie und Phillip müssen mich jetzt allein lassen.“
    „Das wird schwer möglich sein, da Phillip nicht von Ihrer Seite weichen wird, Mr. Hunter.“
    Da hatte sie recht.
    „Sind Sie sicher, daß Ihnen niemand gefolgt ist?“ fragte ich.
    „Ganz sicher“, sagte Miß Pickford.
    Ich war nicht so sicher, daß es ihr, aufgefallen wäre, wenn man sie verfolgt hätte.
    Ich startete und fuhr los.
    „Was hält Coco von dem Mord?“ fragte ich.
    „Nach Phillips Theater ist sie nun der Meinung, daß die Schwarze Familie hinter dem Mord steckt.“ Ich fuhr langsam. Immer wieder blickte ich in den Rückspiegel, doch kein Wagen verfolgte uns. „Coco und Chapman stehen unter Hausarrest“, fuhr Miß Pickford fort. Sie erzählte mir von den vergeblichen Anstrengungen des Secret Service, mich über Tim Morton zu erwischen.
    „Was wollen Sie eigentlich in St. Albans?“ fragte Miß Pickford.
    „Einer gewissen Jennifer Jennings einen Besuch abstatten“, sagte ich.
    „Jennings?“ fragte sie. „Von ihr wurde auch gesprochen. Sie ist die Besitzerin der Villa, in der…“
    „Ich weiß“, sagte ich knapp.
    Phillip war näher gerückt. Seine linke Hand verkrallte sich leicht in meiner Schulter. Ein Zittern durchlief seinen Körper, und er atmete rascher.
    Ich fuhr langsamer, und der Druck seiner Hand verstärkte sich. Er hatte die Augen halb geschlossen und starrte geradeaus.
    Ich verließ St. Albans und fuhr eine gut ausgebaute Landstraße entlang.
     

     
    Das Haus Jennifer Jennings war nicht zu verfehlen. Es stand auf einem kleinen Hügel und war hell erleuchtet.
    Ein schwarzer Cadillac überholte mich. Hinter dem Steuer saß ein livrierter Chauffeur, die Schirmkappe tief in die Stirn gezogen. Im Fond des Wagens hockte ein Paar. Der Mann war weit über vierzig und sah wie ein degenerierter Adeliger aus. Die Frau neben ihm war um einige Jährchen jünger, trug das Haar hoch aufgetürmt, und um ihren Hals hing eine kostbare Perlenkette.
    Ich folgte dem Cadillac.
    Die Straße führte schnurgerade auf das Haus zu, das inmitten eines riesigen Gartens lag, der von einer mehr als zwei Meter hohen efeuumrankten Steinmauer umgeben war.
    Der Cadillac hielt vor dem geöffneten Tor. Ich bog nach links in einen schmalen Feldweg ein und blieb nach fünfzig Metern stehen. Im Rückspiegel sah ich, wie der Chauffeur des Cadillac ausstieg und einem neben dem Tor stehenden Mann eine Karte reichte. Der Mann nickte. Der Chauffeur stieg wieder ein und fuhr weiter.
    Ich wartete fünf Minuten, in denen einige Wagen eintrafen. Es waren lauter teure Schlitten.
    Es hätte keinen Sinn gehabt, wenn ich einfach durch das Tor gefahren wäre, da hätte ich nur unnötiges Aufsehen erregt. Ich mußte über die Mauer klettern.
    „Ich statte dem Haus einen Besuch ab“, sagte ich. „Sie warten hier mit Phillip auf mich.“
    Miß Pickford nickte. Ich öffnete die Wagentür und stieg aus. Phillip folgte mir.
    „Bleib bei Miß Pickford!“ sagte ich, doch Phillip schüttelte entschieden den Kopf. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Ich preßte die Lippen zusammen. Das hatte mir noch zu meinem Glück gefehlt. Warum mußten auch Phillip und Miß Pickford noch auftauchen, so als ob ich nicht schon genug Schwierigkeiten hätte!
    Seufzend ging ich zur Mauer. Sträucher und Bäume verdeckten die Sicht auf das Tor. Phillip ging hinter mir und Miß Pickford folgte ihm.
    „Du wartest hier auf mich, Phillip“, sagte ich entschieden.
    Der Junge reagierte nicht.
    Ich sah mir die Mauer näher an. Es war keine Schwierigkeit, sie zu übersteigen. Ich streckte die Arme aus, erwischte das Mauerdach, und zog mich hoch. Dann hockte ich auf dem Mauerdach und sah in den Garten.
    Vom Haus konnte ich nicht viel erkennen. Hohe Bäume verstellten die Sicht. Es war eine wolkenlose Nacht. Der Mond stand hoch am Himmel, und ein leichter Wind war aufgekommen, der die Blätter der Bäume zum Rascheln brachte. Aber da war noch ein anderes Geräusch. Irgend etwas schlich durch die Büsche.
    Ich zögerte, in den Garten zu springen.
    Das Rascheln im Unterholz wurde lauter. Zwischen zwei Büschen sprang ein schwarzer Schatten auf mich zu und blieb
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