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0707 - Der Arenakämpfer

Titel: 0707 - Der Arenakämpfer
Autoren: Unbekannt
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die Überschweren die Unterdrückten nicht in ihre Gesellschaftsordnung integriert, sondern sie ausschließlich für Sklavendienste bestimmt hatten.
    Es war für Terraner generell unmöglich, aus der Sklavenkaste in die Hierarchie der Überschweren aufzusteigen. Darum fehlte auch der Anreiz, sich anzubiedern, sich durch besondere Dienste beliebt zu machen oder anderweitig auf die eigene Karriere hinzuarbeiten. Die Terraner waren quasi zur Solidarität verurteilt.
    Ich nahm an, daß das in erster Linie darauf zurückzuführen war, daß Leticron alle Solarier haßte, weil sie so lange Widerstand geleistet und dabei den größten Teil seiner eigenen Flotte vernichtet hatten.
    Es konnte aber auch daran liegen, daß die Überschweren fürchteten, die Terraner könnten bei einer vollen Integrierung infolge ihrer Tüchtigkeit, ihres Fleißes und ihrer Strebsamkeit sehr bald die höchsten Ämter in den Schaltstellen ihrer Hierarchie übernehmen, so daß die Sieger im Laufe der Zeit in einer von Terranern geprägten Gesellschaftsordnung aufgehen würden.
    Die Geschichte hatte Beispiele dafür geliefert, daß solche Entwicklungen möglich waren.
    Sie wußten nicht, daß die Zeit ohnehin gegen sie arbeitete. Die in der Provcon-Faust lebenden Menschen hatten sich dort nicht nur eine neue Heimat geschaffen, sondern arbeiteten unermüdlich an den Vorbereitungen für den Tag X, an dem die Lawine ins Rollen gebracht werden würde, die die Macht des Konzils zerschlug. Und ohne die Präsenz des Konzils, vertreten durch die militärische Macht der Laren, würden sich die Überschweren nicht halten können.
    Als der Zug auf der Station Little Melrose anhielt, war ich der einzige Fahrgast, der ihn verließ. Das wunderte mich nicht, denn dieser ehemals so schmucke Vorort war im fünften Jahr nach der Okkupation des Solsystems bei einem Aufstand von den Überschweren zerstört worden. Leticron hatte den Wiederaufbau von Little Melrose verboten, damit die auf dem Mars lebenden Terraner durch den Anblick des Ruinenfelds ständig daran erinnert wurden, daß Auflehnung mit größter Härte geahndet wurde.
    Ich stieg die Stufen zum Nordausgang hinauf. Die Rolltreppen waren bei den damaligen Kämpfen zerstört und nicht erneuert worden.
    Als ich ins Freie trat, blickte ich auf geschwärzte Ruinen, halb zusammengeschmolzene Stahlplastiktürme, auf Explosionstrichter und große Schmelzflächen. Hier wuchs keine Pflanze, denn die Überschweren ließen das Gebiet zweimal jährlich mit Pflanzenvernichtungsmitteln besprühen. Andernfalls wäre die häßliche Narbe im Gesicht der Großstadt längst von einem grünen Mantel verhüllt worden.
    Als ich durch das Ruinenfeld schritt, hallte das Echo meiner Schritte gespenstisch von den Mauerresten wider. Es schien so, als lebten hier weder Tier noch Mensch.
    Aber das stimmte nicht ganz.
    Zwar mieden die Tiere diese Gegend, aber in den noch erhaltenen unteren Stockwerken eines ehemals fünfhundert Meter hohen Turmbaus hatten sich dreiunddreißig Priester des Baalol-Kultes etabliert. Von hier aus versuchten sie mit missionarischem Eifer, sowohl die Unterdrücker als auch die Unterdrückten zum Baalol-Kult, einer Pseudoreligion, zu bekehren.
    Die Überschweren duldeten die parapsychisch begabten Priester mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie erhofften sich von ihrer „Missionstätigkeit" eine Schwächung des terranischen Selbstbehauptungswillens, wußten dabei aber genau, daß das Endziel des Baalol-Kultes eine Übernahme der Macht in der gesamten Milchstraße war. Doch selbst Leticron hatte bisher davor zurückgeschreckt, sich mit dem Hohen Baalol zu überwerfen, der mit seinen Milliarden parapsychisch begabter Priester eine respektable Macht darstellte.
    Dieser provisorische Baalol-Tempel war mein Ziel. Nicht etwa, weil ich mich zum Pseudoglauben dieser Männer bekehren lassen wollte, sondern weil es mir gelungen war, zusammen mit ihrem Oberhaupt eine illegale Organisation aufzuziehen, die den Schwarzmarkt auf dem Mars beherrschte.
    In erster Linie tauschten die Baalols, seitdem ich ihre Organisation zweckentfremdet hatte, bei den Besatzern Rauschmittel gegen hochwertige Lebensmittel aus den Verpflegungsdepots ein, die sie relativ preiswert an die terranische Bevölkerung verkauften. Dadurch wurde die Moral der Besatzer unterhöhlt, und das Los der Unterdrückten konnte in vielen Fällen gemildert werden.
    Das konnte natürlich die Besorgnis wecken, die Antis würden vom Volk als Wohltäter
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