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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
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sondern viel menschlicher.«
    »Ich habe getan, was ich tun mußte.«
    Wütend winkte sie ab und schaute ebenso wie ich zu, wie Greta die Gaststätte verließ. Die alte Frau war allein. Für einen Moment blieb sie stehen,, blinzelte in die Sonne, und ihr Gesicht hatte dabei einen nachdenklichen Ausdruck angenommen.
    Dann kam sie langsam vor.
    »Und was halten Sie von Ihrer Großmutter, Beth? Hat sie auch falsch gehandelt?«
    »Lassen Sie Greta aus dem Spiel.«
    »Sie steckt aber mit drin.«
    Beth schwieg, drehte sich um, stieg dann aus, weil Greta Morgan ihr zugewinkt hatte.
    Auch ich verließ den Wagen. Die Tür hämmerte ich laut zu. Ich war wütend, zornig und fragte mich, ob Beth jemals wieder Vernunft annehmen würde.
    Wir mußten auf sie ein wachsames Auge haben. Auch wenn sie nicht zu den Veränderten gehörte, indirekt aber stand sie auf deren Seite, und da befürchtete ich Schlimmes für die Zukunft.
    »Haben Sie Ihre Kinder eingeweiht?« fragte ich die Frau.
    »Ja.«
    »Wie reagierten sie?«
    Greta winkte ab. »Ich kann Ihnen keinen Vorwurf machen. Sie glaubten mir nicht.«
    »Es ist auch schwer.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Sie bitten, bei Ihrer Enkelin zu bleiben. Ich möchte mich ein wenig im Ort umsehen.«
    Beth fuhr herum. Sie fauchte mich förmlich an. »Da wollen Sie dann nach Carter Eastland suchen, wie? Sie wollen ihn töten, wenn Sie ihn finden. Sie wollen ihn…« Ihre Stimme war so laut, daß sie selbst im Lokal gehört werden konnte.
    »Sei endlich still!« fuhr Greta ihrer Enkelin in die Parade. »John Sinclair wird wissen, was er tut.«
    »Ja, er wird töten!«
    Ich schüttelte den Kopf. Diese Person war einfach nicht zur Vernunft zu bringen. »Gehen wir erst einmal hinein«, schlug ich vor und blieb dicht bei Beth.
    »Aber durch den Hintereingang«, sagte Greta. »Ich kann auf Neugierige verzichten.«
    Diese alte Dame war bewundernswert, und ich verglich sie mit der Horror-Oma Sarah Goldwyn. Sie gehörten beide zu einer Generation, die es gelernt hatte, sich durchzusetzen, und die auch im Alter noch die Kraft besaß, andere zu führen oder ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
    Beth hielt den Kopf gesenkt. Sie weinte zwar nicht, aber sie stand dicht davor. Das merkte auch ihre Großmutter und sprach ihr tröstend zu. Auf mich hatte Beth nicht gehört, aber auf die Großmutter auch nicht. Immer wieder schüttelte sie störrisch den Kopf und sprach davon, Carter Eastland zu suchen.
    »Es hat doch keinen Sinn, Kind. Du verrennst dich da in etwas. Bestimmt hat dein Freund Farthham längst verlassen.«
    »Nein, nein!«
    »Woher weißt du das?«
    Beth preßte die Hände zu Fäusten zusammen und schaute zu den Berghängen hin, über die das Sonnenlicht eine goldene Decke gelegt hatte. »Das spüre ich. Ich spüre genau, daß er noch hier in der Nähe ist. Es ist einfach das Band zwischen uns. Keiner kann es zerreißen, auch ihr schafft es nicht.«
    »Wir werden später darüber reden«, sagte Greta und öffnete die schmale Hintertür an einem Anbau.
    »Jetzt wirst du dich auf deinem Zimmer ausruhen. Wenn du einschläfst, wäre mir das am liebsten, denn nichts tut so gut wie ein tiefer Schlaf.«
    »Das will ich aber nicht.«
    »Ich bleibe bei dir.«
    »Wie bei einem kleinen Kind - oder?«
    »Gut, Beth, wenn du nicht willst, lasse ich dich allein.«
    Wir waren noch immer nicht ins Haus gegangen. Wenn ich ehrlich sein sollte, so kam ich mir zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen ziemlich deplaziert vor. Ich hatte einfach das Gefühl, daß die Musik woanders spielte.
    »Mutter! Mutter!« Der Ruf einer Männerstimme erreichte uns, und Greta drehte sich um.
    Um die Ecke des Anbaus lief ein breitschultriger Mann von etwa fünfzig Jahren. Er trug ein kurzärmeliges, schwarzes Hemd und hellblaue Jeans dazu.
    »Mein Sohn!« flüsterte Greta.
    Der Mann hatte dieselbe Haarfarbe wie seine Tochter.
    »Was ist denn, Craig?«
    Der Mann blieb stehen, schaute erst seine Tochter Beth, dann seine Mutter an. Aber er fragte mich.
    »Sind Sie ein gewisser John Sinclair?«
    »Ja.«
    »Da ist ein Anruf für Sie gekommen.«
    »Bei Ihnen?« Ich war überrascht.
    »Ja, ein Mann namens Suko oder so ähnlich. Er will sofort mit Ihnen reden.«
    »Gut, ich komme.«
    Craig Morgan lief vor mir her. Er hatte einen stampfenden Gang und streckte seinen Kopf beim Gehen vor. Unter dem Hemd zeichneten sich die Muskeln ab. Er gehörte zu den Menschen, die zupacken konnten. Im Gastraum war es kühler als draußen und auch
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