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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
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gehaßt, jetzt wollte ich herausfinden, ob dies immer noch der Fall war.
    Er zuckte mit keiner Wimper, als ich mich bewegte und das Kreuz hervorholte.
    »Schau es an, Carter!«
    Er hob den Blick.
    Seine Augen blieben normal. Keine Reaktion, kein Haß, kein Widerwillen darin.
    Aber auch keine Freude.
    Ich war versucht, das Kreuz gegen sein Gesicht zu drücken, aber ich ließ es bleiben. Es war bereits ein erster Heilungsprozeß eingeleitet worden, die auf magische Art und Weise entstandenen Geschwüre zogen sich allmählich zurück und trockneten aus. Ich wollte es auch dabei belassen.
    Natürlich war mir die offene Bodenklappe aufgefallen. Meine Neugierde wurde angestachelt. Ich schaute auf die Leiter und in einen schmalen Gang hinein, der tatsächlich durch elektrisches Licht ausgeleuchtet wurde.
    »Er führt zu den anderen…«
    Ich drehte mich um.
    Carter saß noch immer auf seinem Platz. Nur hatte sich seine Haltung verändert. Er hatte den rechten Arm angehoben und ausgestreckt, wie auch den Zeigefinger. Damit deutete er die Richtung an.
    Durch die leichte Krümmung sah ich, daß der Nagel auf die Lukenöffnung zielte.
    »Zu den Verruchten?«
    »Ja.«
    »Wo sind sie?«
    »Tief im Keller. Sie warten auf die große Stunde. Sie haben den Schädel dort.«
    Ich konnte nicht so rasch folgen und wollte wissen, was es für ein Schädel war.
    »Ampitius.«
    »Aber der ist tot. Seit…«
    »Sein Totenschädel. Er wurde ausgegraben. Sie haben ihn. Sie erwarten die Kraft des Knappen, des Alchimisten, der versucht hat, den Tod zu besiegen und sich dabei mit der Hölle verbündete. Er liebte es, die Menschen zu zeichnen, er konnte die magische Pest bringen, und er hat oft davon Gebrauch gemacht.«
    Das waren ja völlig neue Erkenntnisse. Mit einem Totenschädel als Erbe hatte ich nun nicht gerechnet. »Wie machte er denn Gebrauch davon?« fragte ich.
    Carter Eastland bewegte seine Schultern. Es sah aus, als wollte er sich erheben, dann blieb er doch sitzen und flüsterte mir eine Antwort entgegen, die einige Rätsel löste. »Es war der magische Handschuh, Ampitius besaß ihn. Wenn er ihn überstreifte und damit jemand berührte, bekam dieser Jemand die Pest. So ist es mir ergangen. Es hat sich kein Schwamm in mein Gesicht gedrückt, sondern ein Handschuh. Ich weiß es jetzt genau, das Rätsel hat sich gelöst. Man hat es mir gesagt, denn ich empfing es als ferne Botschaft, als ich noch zu ihnen gehörte. Der Handschuh ist wichtig, nur der Handschuh. Ihn mußt du finden, wenn du noch etwas retten willst.«
    »Klar, aber wo finde ich ihn?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wer könnte ihn haben?«
    Carter hob die Schultern.
    Ich gab trotzdem nicht auf. »Jemand aus dem Ort? Könnte es sein, daß ihn ein Bewohner in Farthham gefunden hat?«
    »Es ist alles möglich.«
    »Aber er hat die Zeit überdauert, nicht wahr?«
    »Ja, hat er. Und deshalb kann er auch heute die magische Pest bringen.«
    Obwohl ich jetzt mehr wußte, war ich nicht gerade glücklich. Diesen mit einer bösen Macht infizierten Handschuh im Besitz eines Fremden zu wissen, gefiel mir gar nicht. Er mußte unter allen Umständen gefunden und zerstört werden.
    »Was ist mit dem Schädel? Gibt es zwischen ihm und dem Handschuh einen Zusammenhang?«
    »Ich kann es nicht sagen.«
    Okay, ich glaubte ihm, aber ich wollte nicht mehr länger hier in der Sakristei bleiben und Fragen stellen. Ich mußte mir die Antworten selbst holen, und da dachte ich daran, daß mich der erste Weg zunächst einmal dorthin führen mußte, wo sich der Schädel befand. Er und die Veränderten konnten mich möglicherweise auf die Spur des Handschuhs und dessen Träger bringen.
    Ob es noch eine Verbindung zu den Horror-Reitern gab, darum konnte ich mich später kümmern.
    Der Schädel des Alchimisten war jetzt wichtiger geworden.
    Als ich in die Luke hineintauchte, hörte ich noch die warnende Stimme des Detektivs. »Sei vorsichtig, John Sinclair. Du darfst hier keinen unterschätzen.«
    »Keine Sorge, das packe ich schon.«
    Ich glitt in eine andere Welt hinein. Düster, trotz des Lichts, und muffig.
    Eigentlich hätte ich schon etwas hören müssen, denn ich wußte, daß sich die Gefangenen nicht ruhig verhielten, aber aus ihrer Richtung wehte mir allein die Stille entgegen.
    Das Echo meiner eigenen Schritte begleitete mich in den Tunnel hinein.
    Er wurde an manchen Stellen sehr schmal, daß ich mich drehen mußte. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, belauert zu werden, drehte mich, sah aber
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