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0702 - Die Nacht der bösen Frauen

0702 - Die Nacht der bösen Frauen

Titel: 0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Autoren: Jason Dark
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Hände.
    Allmählich senkte sich der von den Reifen in die Höhe gewirbelte Staub. Die Luft klarte auf. In der Nähe standen Laternen, deren Licht auch die verschwitzten Gesichter der beiden Polizisten erreichten. Mir gefiel der Ausdruck ihrer Augen nicht. In ihnen las ich eine große Angst vor der Zukunft.
    Ich stieg aus.
    Niemand hinderte mich daran.
    Ein dritter Mann erschien. Er hatte die Ärmel seines Uniformhemdes hochgekrempelt. Ein dunkler Bart umwucherte einen Teil des Gesichtes und ließ ihn aussehen wie einen Waldschrat. Er schien hier etwas zu sagen zu haben, denn er scheuchte die beiden Bewaffneten weg.
    Dann sprach er mich an. Da er langsam redete, konnte ich ihn verstehen. Von mir bekam er trotzdem keine Antwort auf seine Fragen. Statt dessen zeigte ich ihm das Fahrerhaus mit dem Toten.
    Der Mann neben mir ächzte, schaute mich an, und ich schüttelte den Kopf. »Ich war es nicht!«
    »Wer?«
    »Die Hexe!«
    Der Polizist fuhr über seine Kehle. Auf mich machte er den Eindruck, als wollte er weglaufen. »Die Hexe hat auch Modini und Luka getötet«, brachte er mühsam hervor.
    »Was? Modini auch?«
    »Ja, komm mit.«
    Er drehte mir den Rücken zu und ging in das Licht.
    Ich schaute mich um. Die Laternen erhellten den Platz vor dem Bahnhof, und ihr Schein verteilte sich über die zahlreichen Polizeiwagen, sowie über die Gestalten der Bewaffneten, die einen großen Kreis gebildet hatten.
    Hier fühlten sie sich sicherer, hier waren sie in der Überzahl. Allein in den Gassen waren sie verloren gewesen.
    Luka und Modini waren aufgebahrt worden. Man hatte sie auf Zeltplanen nebeneinander gelegt, als wolle man die beiden Toten wegtragen und in irgendeiner Welt verschwinden lassen.
    Modinis Gesicht war ebenfalls total verbrannt. Die Hexe hatte ihm ihre Höllenfeuer entgegengeschickt und ihn vernichtet. Dem Fahrer war die Kehle durchgeschnitten worden, und ich erklärte meinem Begleiter, wie ich den Wagen gefunden und daß er sich von allein in Bewegung gesetzt hatte.
    »Aber das geht nicht.«
    »Hexenkräfte sind anders.«
    Er wurde noch blasser, ging zurück und schaute gegen den düsteren Himmel. »Ich habe das Kommando. Die anderen beiden sind tot, ich bin dann der nächste.«
    »Nein, das werde ich verhindern.«
    Er sah aus, als wollte er mich auslachen. Es war auch eine starke Behauptung meinerseits gewesen und für einen Mann, der schlimme Dinge erlebt hatte, kaum zu begreifen.
    Ich wechselte das Thema und fragte nach seinem Namen. Er hieß Slatko Ivanescu. Noch einmal erklärte ich ihm, wer ich war und erkundigte mich nach Suko und Marek.
    Von den beiden hatte er nichts gesehen.
    »Gab es denn noch mehr Tote?«
    »Ja, eine Frau.«
    »Und?«
    »Sie war nicht von hier. Sie hatte ein verbranntes Gesicht. Die Hexe muß sie erwischt haben.«
    Ich wunderte mich. »Wenn sie nicht von hier war, hat sie wahrscheinlich zu den anderen gehört.«
    »Welchen?«
    »Die es mit der Hexe halten.«
    »Das weiß ich alles nicht. Ich will, daß diese verdammte Nacht vorbeigeht. Ich habe schon gedacht, von hier zu verschwinden. Dieses Grauen kann man nicht aushalten.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Dann werden wir abziehen.«
    Seiner Hoffnung mußte ich einen Dämpfer aufsetzen. »Ich weiß nicht, ob es die Hexe zulassen wird. Ich will Ihnen keine Angst einjagen, Ivanescu, aber Assunga treibt ihr Spiel. Sie will die Polizeimacht vernichten, davon müssen Sie ausgehen.«
    »Aber warum denn?« schrie er.
    »Sie braucht eine Bestätigung für denjenigen, den sie irgendwann besuchen wird.« Mehr sagte ich nicht, wandte mich ab, weil ich den Platz inspizieren wollte.
    Slatko Ivanescu blieb zurück. Er mußte das Erfahrene zunächst einmal verdauen. Ich hörte noch, wie er einige Sätze zu sich selbst sprach.
    Der Bahnhof lag mir gegenüber. Dort, wo die Laternen brannten, sah ich auch die Schienen.
    Nahe des Lichts glänzten sie noch auf. Rechts und links davon wurden sie von der Dunkelheit verschluckt.
    Das Gebäude mit dem Flachdach stand auf mehreren Pfeilern. Es sah aus wie eine übergroße Pergola, die nur an der linken Seite einen kompakteren Steinbau aufwies, weil dort die Fahrkarten verkauft wurden und auch die Post untergebracht worden war.
    Ich wußte selbst nicht, was ich genau suchte. Ich hatte einfach das Gefühl, daß sich Assunga und ihre Helferinnen in der Nähe aufhielten, daß die diesen Platz zu einem Ort des Todes machen wollten. Schließlich war auch der Wagen auf magische Art und Weise vor den Bahnhof
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