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0702 - Die Nacht der bösen Frauen

0702 - Die Nacht der bösen Frauen

Titel: 0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Autoren: Jason Dark
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darauf warteten, die Menschen fassen zu können.
    Ich hätte mir ein Gewitter gewünscht, dazu viel Regen, eine wahre Sturmflut und Temperaturen, die um mehr als zehn Grad niedriger lagen, doch das blieben Wunschträume, statt dessen schwitzte ich weiter.
    Die Begegnung mit dem echten Dracula hatte ich längst vergessen. Wie ein Bild, das jemand ausradiert hatte, war sie verschwunden. Mich interessierte allein Assunga.
    Sie war hier, das stand fest. Sie lauerte irgendwo in Plakac, sie konnte sich die Deckungen aussuchen, und sie hatte sich auch oben auf dem Kirchturm gezeigt.
    Ich blieb stehen, weil ich wieder die Schritte gehört hatte. Mittlerweile befand ich mich in dem Teil der Gasse, die hinter der Rechtskurve lag. Letzte ausgetretene Stufen ließen die Gasse auf einen schmalem Platz zwischen den Häusern münden, wo ich einen Schatten sah, der sich bewegte.
    Ich blieb ruhig, beobachtete. Versuchte herauszufinden, was der Schatten mit den menschlichen Umrissen wollte.
    Er tat nichts. Er bewegte sich nur von einer Seite auf die andere, drehte sich mal, als würde die Gestalt Melodien gehorchen, die nur ihr galten.
    Meine Augen hatten sich gut auf die Umgebung eingestellt, so daß ich den Schatten identifizieren konnte.
    Es war eine Frau!
    Und für mich stand fest, daß ich eine von Assungas Dienerinnen vor mir hatte.
    Ich dachte an Maria, die mich in ihre Falle gelockt hatte. Noch einmal sollte mir das nicht passieren.
    Abwarten, beobachten, schauen, die richtigen Schlüsse ziehen. Ich dachte auch daran, daß ich weiter mußte und wollte auf keinen Fall einen anderen Weg nehmen.
    Mein Kreuz hatte ich in die Tasche gesteckt, wo es sofort greifbar war.
    Ahnte die Frau etwas?
    Sie reagierte jedenfalls nicht, als ich auf leisen Sohlen die ausgetretenen Stufen der Treppe hochging. Noch drehte sie mir den Rücken zu. Ich sah ihre langen, dunklen Haare, das leicht durchsichtige Gewand, doch ich sah nicht ihr Gesicht.
    Mein Lächeln wurde kantig, meine Schritte setzte ich bewußt laut - und hatte Erfolg damit.
    Die junge Frau erstarrte in ihrer tänzelnden Bewegung. Für einen Moment regte sie sich nicht, dann fuhr sie herum.
    Sie sah mich, ich sah sie.
    Beide starrten wir uns an.
    Unsere Gesichter glänzten in der Dunkelheit. Schweiß lag auf meiner Haut, der jungen Frau ging es nicht besser. In ihren Augen entdeckte ich einen dunklen Glanz.
    Sie hatte ein rundes Gesicht mit relativ vollen Lippen, deren Konturen sie jetzt mit der Zunge nachzeichnete. Über ihren Mund huschte gleichzeitig ein Lächeln, und mit einer lockenden anmutigen Bewegung warf sie die Haare zurück, während sie mir ihren Körper gleichzeitig auffordernd entgegenstreckte.
    Ich dachte an Maria und war gewarnt.
    »Wer bist du?« fragte sie mich. »Bist du der einzige Mensch hier im Dorf?«
    »Bestimmt nicht. Suchst du einen Menschen?«
    »Ja.«
    »Wozu?«
    Sie hob die Schultern. »Nur so.«
    »Oder suchst du deine Meisterin, Assunga?«
    Für einen Augenblick stand sie unbeweglich auf dem Fleck. Es sah aus, als wollte sie dem letzten Namen nachlauschen. Sie fragte nur: »Du kennst Assunga, Fremder?«
    »Ja. Ich möchte sogar, daß du mich zu ihr bringst.«
    Sie kam auf mich zu, die Flächen der Hände hatte sie nach außen gedreht. Sie war waffenlos und wollte mir dies auch zeigen. Dann lachte sie plötzlich scharf und hell auf, drehte sich vor mir und verschwand wie ein Schatten in der Nacht.
    Weg, vorbei…
    Ich hatte nicht einmal sehen können, in welch einen Winkel sie eingetaucht war.
    Aber ich wußte jetzt, daß sich Assunga noch hier aufhielt und wahrscheinlich darauf wartete, zuschlagen zu können. Die Gelegenheit war noch nicht günstig genug. Bisher hatte sie nur ihre Kundschafter weggeschickt, um die Lage zu peilen.
    Mir ging der Marktplatz nicht aus dem Kopf. Wenn Assunga angriff, dann dort, denn da hielten sich die Menschen auf, die ihre Feinde waren. Und ich beschäftigte mich gedanklich auch mit ihren Kräften. Ich fragte mich, was sie konnte, was ihr der Teufel oder wer auch immer mitgegeben hatte.
    Telekinese beherrschte sie, das hatte sie uns im Keller demonstriert, als sie Leichen plötzlich aus dem Container jagte. Sie konnte sich allein zahlreichen Gegnern stellen und würde gewinnen. Wovon Menschen träumten und wohl noch lange träumen würden, das beherrschte Assunga dank ihrer verfluchten Magie, die sie aus der Hölle oder von wo immer mitgebracht hatte.
    Der große Platz vor dem Bahnhof war nicht zu verfehlen. Durch eine
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