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0702 - Die Nacht der bösen Frauen

0702 - Die Nacht der bösen Frauen

Titel: 0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Autoren: Jason Dark
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umschlossen war. Nicht einem aus Seidenfäden, sondern einem aus Schweiß und Schmutz.
    Hinzu kam der irre Durst, und als ich das Plätschern des Wassers hörte, da war mir alles andere egal. Ich mußte einfach los und trinken.
    Der kleine Bach war bald gefunden. Das Wasser konnte ich nur als herrlich ansehen. Es erfrischte, es war nicht verdreckt, es sprudelte in meine offenen Hände, und ich schleuderte es gegen mein Gesicht, um Staub und Schweiß verschwinden zu lassen.
    Die Hexe war mir mittlerweile egal. Es ging ausschließlich um mich, ich wollte mich wieder fit machen und mußte das Wasser auch trinken. Es war sehr kalt, ich hielt auch meine Arme hinein.
    Aber die Nacht war noch jung. Als ich mir das Wasser aus dem Gesicht wischte, fiel mein Blick auf die Uhr.
    Es würde noch eine Stunde dauern, bis die Tageswende erreicht war. Die Dunkelheit war ein guter Schutz für das Böse, auch Hexen fühlen sich in der Nacht sehr wohl. Da konnten sie sich bewegen, ohne gesehen zu werden, und ich rechnete natürlich damit, daß sich Assunga und ihre Freundinnen in Plakac verborgen hielten.
    Der Ort lag im Dunkeln - bis auf eine Ausnahme.
    Die Gegend um den Bahnhof wurde vom Schein einiger Laternen beleuchtet.
    Eigentlich hätten sie allein nicht die Helligkeit abgeben können, die schon einem Strahlen gleichkam. Deshalb rechnete ich damit, daß die in Plakac anwesenden Polizisten noch zusätzliche Scheinwerfer aufgebaut hatten.
    Der Vorplatz war für sie wichtig. Er bildete so etwas wie ein Hauptquartier. Dort wollten sie auch weiterhin bleiben. Sie patrouillierten nicht durch die Stadt, was mich wiederum wunderte. Es wäre im Prinzip ihre Aufgabe gewesen. Daß sie ihr nicht nachkamen, mochte an ihrer Furcht liegen, unter der sie zu leiden hatten. Der Tod ihres Chefs mußte auch bei ihnen tiefe Spuren hinterlassen haben.
    Und wohl keiner von ihnen hatte sich bisher mit Hexen und Hexenkraft beschäftigt.
    Einigermaßen erfrischt machte ich mich wieder auf den Weg. Trotz allem erinnerte ich mehr an einen geschlagenen Helden, denn meine Kleidung sah arg mitgenommen aus.
    Etwas war allerdings verschwunden!
    Ich hatte auf meinem Weg hierher den Kirchturm und auch das rote Licht an seiner Spitze gesehen.
    Es hatte mich an ein Leuchtfeuer erinnert, was es allerdings nicht war, denn bisher gab es in dieser Gegend keine Kirche, die damit ausgerüstet worden wäre.
    Das Licht war mir zudem unheimlich vorgekommen. Ja, fremd und unheimlich.
    Hatte Assunga ihr Zeichen gesetzt?
    Und wo, zum Teufel, befanden sich Suko und Frantisek Marek? Die beiden mußten sich hier in Plakac aufhalten. Vielleicht waren sie auf die Hexen getroffen und hatten ihre bösen Erfahrungen gemacht, aber gestoppt hatten sie dieses Wesen bestimmt nicht.
    Die schwüle Luft erinnerte mich beinahe an Wasser, durch das ich rudern mußte. Nicht der geringste Windhauch brachte Abkühlung.
    An der rechten Seite wuchsen die mächtigen Hänge hoch, die jenseits der Baumgrenze von den kantigen Schatten der Berge abgelöst wurden. Über allem lag der finstere Himmel, auf dem das Funkeln der Sterne nicht zu sehen war.
    Auch der Mond hatte sich zurückgezogen. Dünne Wolkenschichten zogen hoch über mir dahin.
    Die Stille war frappierend.
    Keine Geräusche, keine fremden Schritte, nur meine eigenen. Und von den Dienerinnen der Assunga sah ich ebenfalls nichts. Ich war davon ausgegangen, daß sie auf mich lauerten und mir einen bestimmten Empfang bereiten würden, aber ich kam ohne Schwierigkeiten durch. Niemand war da, der mich stoppte.
    Jede Straße, jede Gasse kam mir wie eine Falle vor.
    Überall lauerten die Schatten. Besonders in den Türnischen bildeten sie eine dichte Wand aus schwarzer Watte, in der sich jemand verstecken konnte.
    Dann hörte ich Schritte.
    Nicht meine eigenen, sondern fremde. Ich blieb stehen und drückte mich dabei gegen die Hauswand, um in deren Schatten zu verschmelzen.
    Es war so gut wie unmöglich herauszufinden, woher die Schrittgeräusche an meine Ohren drangen.
    Die Gassen waren zwar eng, aber verzerrten die Echos.
    Jedenfalls dicht hinter mir. Wie es weiter vorn aussah, konnte ich nicht genau sehen, weil die Gasse dort in eine schmale Linkskurve hineinlief und mir eine vorstehende Hauswand die Sicht verdeckte.
    Ich unterließ es auch, meine Lampe einzuschalten, weil mich der Strahl möglicherweise verraten hätte.
    Das Pflaster war uneben. Es bildete immer wieder Fallen, als würden steinerne Hände aus dem Boden hervorstechen, die nur
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