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0700 - Assungas Zaubermantel

0700 - Assungas Zaubermantel

Titel: 0700 - Assungas Zaubermantel
Autoren: Jason Dark
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daß ich Unterhaltung habe.« Er tippte dem Bauarbeiter auf die Schulter. »Gibt es hier denn einen einigermaßen sicheren Ort, an den sich der Täter zurückziehen könnte? Ein Versteck.«
    »Nicht hier im Ort.«
    »Ich denke da an die Berge, die Wälder. Gibt es dort Höhlen oder alte Hütten, die von Wanderern benutzt werden?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. Auf seinem Haar lag noch Mörtelstaub und hatte es grau gepudert. »Nein, das auf keinen Fall. Keine Höhlen, soviel ich weiß.«
    Sie bekamen ihr Bier, prosteten sich zu, und Marek fragte. »Was ist denn mit den Hütten?«
    »Auch nicht.« Der Arbeiter wischte Schaum von seinen Lippen.
    »Höchstens Ruinen.«
    »Wie?«
    »Ja, Ruinen in den Bergen, Ruinen oben im Wald. Früher haben dort mal Burgen oder kleine Festungen gestanden. Sie waren von irgendwelchen Raubrittern besetzt. Im Laufe der Zeit sind allerdings nicht alle verfallen, Reste stehen noch immer.«
    »Warst du schon mal dort?«
    Der Mann lachte so laut, daß er bei den anderen Gästen in der Finte auffiel. »Nein, da war ich noch nie. Da kriegt mich auch keiner hin, kann ich dir sagen. Etwas Mühsameres, als dort hochzusteigen, kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich weiß, daß es vereinzelte Ruinen gibt, habe sie aber selbst nicht gesehen.«
    »Und sie sind sehr alt.«
    »Klar. Einige von ihnen haben sogar Geschichte gemacht, oder es ranken sich Legenden darum.«
    »Welche denn?«
    »Meinst du die Legenden?«
    »Genau die.«
    »Jetzt sage ich dir das gleiche, was ich schon manchem Touristen gesagt habe. Du kennst ja unseren großen Blutgrafen, den Vlad Dracula. Das muß dir ein Begriff sein.«
    »Klar.«
    »Und angeblich soll Dracula dort oben in den Wäldern einen Sitz besessen haben. Ein kleines Haus, man spricht von einem Lusthaus, von einem Pavillon, der ihm gehört hat.«
    »Was trieb er denn dort?«
    Der Mann brachte seinen Mund ziemlich nahe an Mareks Ohr, weil er nur flüstern wollte. »Man sagt, daß er da oben auch gepfählt hat. Aber nagle mich nicht darauf fest, denn ich kann es nicht beweisen. Ich werde es natürlich all den Fremden erzählen, die zu mir kommen und mich danach fragen.«
    »Kommen denn viele Fremde?«
    »Überhaupt nicht.« Er winkte ab und hätte dabei fast sein Glas umgestoßen.
    »Dann wird der Pavillon auch kaum besichtigt – oder?«
    »Nein.«
    Auch Marek trank wieder. »Liegt er denn weit von hier entfernt? Ich meine, wie lange müßte man laufen?«
    Sein Thekenkumpan starrte ihn an und schüttelte den Kopf. »Was soll das denn?«
    »Wie?«
    »Du fragst, als wolltest du dorthin gehen?«
    Diesmal lachte Marek. »Ich? Schau mich doch an. Ich mit meinen alten Knochen kriege kaum ein Bein vor das andere. Nein, mein Freund, da irrst du dich.«
    »Wer so fragt…«
    »Ich habe eben Zeit. Ich bin allein, reise mal durch das Land, solange es mein alter Wagen noch tut. Außerdem rede ich mal gern mit anderen Menschen.«
    Der Bauarbeiter schlug Marek jovial auf die Schulter. »Ist ja auch kein Fehler, und wir alle sollten stolz auf unser Land sein, auch wenn nicht alles optimal ist.«
    »Wo findest du das schon?«
    »Da hast du auch recht.«
    Da die Wirtin zufällig in ihre Richtung schaute, winkte Marek ihr zu und bewegte dabei den Daumen gegen den Zeigefinger, was die Frau sofort begriff.
    Marek zahlte und wünschte seinem Gesprächspartner noch einen schönen Tag.
    »Was hast du denn vor?«
    »Ach, ich werde wohl bald weiterfahren. Aber heute habe ich keine Lust mehr. Morgen oder übermorgen.« Die nächsten Worte wisperte er. »Außerdem bin ich gespannt, ob der Täter wirklich erwischt wird.«
    »Wenn sie es schaffen, kann es dauern. Ich habe das Gefühl, daß sie sich an der Tat die Zähne ausbeißen.«
    »Da kannst du recht haben.« Mit diesen Worten verließ Marek die kleine Finte.
    Vor dem Bahnhofsgebäude hatte sich nichts verändert. Der Platz lag noch immer im Schein der Sonne, als sollte die Erde durch die Strahlen gebraten werden.
    Am Ortsrand war eine dichte Staubwolke aufgequollen, die weiter in das Dorf hineinwanderte. Schon sehr bald hörte Marek Motorenbrummen, und wenig später bog ein mit Polizisten besetzter Mannschaftswagen auf den Bahnhofsvorplatz ein.
    Marek wunderte sich darüber, wie schnell die Behörden reagiert hatten. Jetzt ließen sie nichts mehr anbrennen, die beiden Taten lagen ihnen im Magen.
    Marek schaute zu, wie die Männer von der Ladefläche sprangen, um sich in Reih und Glied aufzustellen. Ein Offizier baute sich vor ihnen auf
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