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0700 - Assungas Zaubermantel

0700 - Assungas Zaubermantel

Titel: 0700 - Assungas Zaubermantel
Autoren: Jason Dark
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sich wie eine breite Fahne in den dichten Wald hineintastete und zahlreiche Lücken mit seinem Schein ausfüllte.
    Rot wie Blut…
    Die Hexe dachte automatisch daran und lächelte. Noch zog sie den Mantel nicht über. Nicht etwa, daß sie sich vor ihm gefürchtet hatte, sie wollte ihn nur nicht so schmutzig anziehen. Deshalb breitete sie ihn vor dem Pavillon auf der Erde aus und begann damit, ihn zu säubern, beobachtet von den beiden Wölfen, die in angemessener Entfernung hockten und ihr aus ihren gelben Raubtieraugen zuschauten. Um den toten Artgenossen kümmerten sie sich nicht. Sie fraßen ihn auch nicht auf. Das wäre im Winter und bei starkem Frost anders gewesen.
    Mit den Händen reinigte die Hexe zunächst die Außenseite des Zaubermantels. Sie befreite ihn vom klebrigen, alten Laub, von irgendwelchen Holz- und Rindenstücken, die im Laufe der Zeit auf ihn gefallen waren, und sie merkte dabei, daß er nicht aus normalem Stoff bestand, sondern tatsächlich aus einem Material, das Ähnlichkeit mit Haut oder dünnem Leder aufwies.
    Ungewöhnlich…
    Als sie zufrieden war, drehte sie ihn um. Assunga hatte ihn extra dorthin gelegt, wo Gras einen grünen Teppich bildete. Sie wollte das gute Stück nicht noch einmal anschmutzen.
    Das Innere schimmerte in einem Senfgelb. Zuerst strich sie mit den Kuppen der Finger darüber hinweg. Dabei hatte sie das Gefühl, als würde er aus Haut bestehen, was sie sich nicht vorstellen konnte, aber es akzeptieren mußte.
    Sie ließ sich Zeit. Sie hatte den Zaubermantel gefunden, und niemand würde ihr diesen wichtigen Gegenstand jetzt noch wegnehmen können. Er, sie und Mallmann – welch eine Allianz, welch eine Macht. Sie wagte kaum, darüber nachzudenken, dann wurde ihr schwindlig.
    Ihr Lächeln war eisig und freudig zugleich, als sie aufstand, dabei den Mantel nicht losließ und ihn ebenfalls in die Höhe zog. Sie hielt ihn am oberen Rand fest, hob die Arme und stellte fest, daß er sehr gut und auch glatt fiel, wobei er sich an seinem Saum sehr verbreiterte und somit dort eine glockenförmige Form bekommen hatte.
    Wunderbar…
    Dann schaute sie sich die Schulter- und Halsgegend genauer an.
    Irgendwo mußte der Mantel ja festzustellen sein, damit sie ihn beim Gehen nicht verlor. Außerdem stimmte der Begriff Mantel nicht so recht, es war mehr ein breiter Umhang, den sie in den Händen hielt.
    Bisher hatte sie auf die Rückseite geschaut, nun drehte sie den Mantel um und sah, daß sich durch den oberen Kragen ein schmales, dunkles Band zog.
    Von zwei Seiten mußte es aufeinander zugeführt und verhakt werden, dann saß er fest.
    Nur einfach einen Knoten bilden? War das nicht zu simpel für ein derartiges Kleidungsstück?
    Sie schaute genauer nach.
    Und entdeckte die Brosche, die unter dem verstärkten Kragen festklemmte.
    Plötzlich zitterten ihre Hände, denn sie wußte jetzt Bescheid, daß sie die Lösung gefunden hatte.
    Die Brosche bestand aus Gold, das im Laufe der langen Zeit eine grünliche Patina angesetzt hatte. Trotzdem wußte Assunga, daß sie ihre Funktion nicht verloren hatte.
    Sie untersuchte die Brosche genauer und meinte, auf der Oberfläche eine Fratze zu erkennen. Hundertprozentig sicher war sich Assunga allerdings nicht.
    Jedenfalls besaß die Brosche an den Außenseiten zwei Haken oder Ösen, durch die das Band geführt werden konnte.
    Praktisch und einfach.
    Sie löste die Brosche und befestigte das Kragenband an der linken Öse. Zweimal knoteten sie es zusammen.
    Fertig.
    Jetzt konnte sie ihn umlegen und merkte plötzlich, daß ihre Knie weich geworden waren.
    Nur noch Sekunden trennten Assunga von dem großen Ziel…
    ***
    Frantisek Marek hatte den kleinen Ort Plakac erreicht, der ihn irgendwie an Petrila erinnerte, aber wer konnte schon in diesem Tal des Landes große Unterschiede bei einzelnen Dörfern oder kleinen Städten feststellen? Das waren die wenigste.
    Marek hatte den VW-Käfer in der Nähe des Bahnhofs abgestellt, weil er einen zentralen Platz brauchte. Freie Parkflächen gab es genügend. Wer hier lebte, konnte sich kaum ein Auto leisten.
    Im Gegensatz zu den nördlichen und nordwestlichen Teilen Europas hatte in Rumänien längst der Sommer Einzug gehalten. Selbst in den Bergen war es heiß, und auch die dunklen Wälder schienen unter dem Druck der heißen Strahlen zu stöhnen.
    Es war kurz nach Mittag. Marek wußte, daß die meisten Orte um diese Zeit leer waren, besonders bei dieser drückenden Hitze, aber hier sah er eine andere
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