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0700 - Assungas Zaubermantel

0700 - Assungas Zaubermantel

Titel: 0700 - Assungas Zaubermantel
Autoren: Jason Dark
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gute«, zischelte es ihr entgegen. »Das kann ich mit Fug und Recht behaupten. Nun werde ich dich allein lassen und deinen großen Plänen nicht mehr im Wege stehen…«
    Assunga hätte gern noch ein Wort des Abschieds hinzugefügt, dazu kam es nicht mehr.
    Die Große Mutter zog sich zurück.
    Die Erscheinung verlor an Intensität, war letztendlich nur mehr ein dünner, blauer Nebel und dann ganz verschwunden.
    Assunga schaute wieder in den leeren Pavillon und gegen die Schachtöffnung.
    Sie zitterte, sie wollte es nicht, aber diese Begegnung war für sie ungeheuer stark gewesen. Es kostete sie sogar Anstrengung, sich wieder auf den Zaubermantel zu konzentrieren, denn er war von nun an das Wichtigste in ihrem Dasein.
    In den Schacht hinein wollte sie nicht klettern. Nicht aus Angst, daß sie sich aus Versehen selbst aufspießte, er war einfach zu tief, sie hätte Mühe gehabt, dort wieder herauszukommen, und über die Gabe der Teleportation verfügte sie nicht. Sie konnte sich leider nicht selbst von einem Ort zum anderen bewegen.
    Assunga verließ das kleine Haus und ging dorthin zurück, wo sie einen Baum fand, der ihrem Vorhaben sehr entgegenkam. Der Baum besaß starke und auch leicht gekrümmte Äste, die wie abgestorbene Arme nach außen hingen. Mit beiden Händen faßte sie einen ihr passend erscheinenden Ast, setzte viel Kraft ein, stützte auch ihren Körper auf und brach ihn mit einem Ruck ab.
    Als sie das Knirschen hörte, da umzuckte ein hartes Lächeln ihre Lippen. Geschafft.
    Sie schaute sich den Ast noch einmal an, war zufrieden, drehte sich um und betrat mit ihrem Beutestück den kleinen Pavillon. Von der Länge her mußte er ausreichen, um den Boden des Schachts zu erreichen, wo auch der Zaubermantel lag.
    Sie blieb dicht vor der Öffnung stehen.
    Der Mantel lag noch immer an derselben Stelle und gab seinen leichten Glanz ab. Er war von außen dunkel, aber innen heller abgesetzt, das konnte Assunga gut erkennen, weil eine Ecke des Mantels umgeschlagen war. Warum er innen heller war, wußte sie nicht.
    Daß es allerdings eine Bedeutung hatte, davon ging sie einfach aus.
    Assunga kniete neben dem Loch nieder und streckte ihren Arm vor. Sie drückte auch den Ast in die Tiefe. An seinem Ende zeigte er eine leichte Krümmung. Dieses Stück brauchte sie nur unter den Mantel zu schieben, um ihn anheben zu können.
    Es klappte nicht sofort.
    Daß auch Hexen nervös werden können, merkte sie an sich selbst, als es durch ihren Körper rieselte, sie etwas unbeherrschter wurde, einen zweiten und sogar einen dritten Versuch unternehmen mußte, damit sie das gekrümmte Ende unter den Mantel schieben konnte.
    Es klappte…
    Ihre Augen leuchteten für einen Moment auf. Triumph erfaßte sie, aus dem Mund drang ein Laut, der schon an ein wollüstiges Stöhnen erinnerte. Wenn sie so weitermachte, mußte es einfach klappen.
    Sie drückte ihren Arm in die Höhe und den Mantel gleich mit. Er war nicht leicht, das merkte sie sofort, denn der Ast bog sich sogar nach unten.
    Aber er hielt…
    Und so hob sie ihn weiter an und sah den Zaubermantel über die Spitze hinweghängen wie einen alten Lappen.
    Assunga war voll konzentriert. Durch nichts ließ sie sich noch stören. Die Lippen hielt sie fest zusammengepreßt. Sie schnaufte, sie flüsterte, sie bebte innerlich, sie hoffte, daß der Mantel nicht abrutschte oder der Ast brach.
    Mit beiden Händen hielt sie ihn fest, und dennoch konnte sie ein Zittern der Arme nicht vermeiden.
    Noch ein kurzes Stück, dann…
    Es klappte, sie brachte den Mantel über den Rand, schüttelte ihn vom Ast ab und schleuderte diesen hinter sich.
    Dann fiel sie mit einem leisen Schrei auf den Lippen zurück, und sie merkte, daß sie nicht mehr auf dem Boden lag, sondern auf dem Stoff des Zaubermantels.
    Sie konnte nicht anders, mußte in dieser Stellung bleiben und die folgenden Minuten genießen.
    Wenn sie daran dachte, daß dieser Mantel einmal dem Blutgrafen Dracula gehört hatte und sich jetzt in ihrem Besitz befand, konnte sie das Glück kaum fassen, das sie wie eine gewaltige Woge überschwemmte. Sie hatte das Gefühl, weinen, schreien und lachen zu müssen. So etwas hatte sie noch nie erlebt, denn dieser Triumph war einmalig und würde sich auch nicht wiederholen lassen.
    Irgendwann stand sie auf.
    Die Sonne war zwar nicht untergegangen, aber so tief gesunken, daß sich ihre im spitzen Winkel herabfallenden Strahlen bereits farblich verändert hatten und in einem hellen Rot glühten, das
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