Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
070 - Der Galgenbaum im Jenseits

070 - Der Galgenbaum im Jenseits

Titel: 070 - Der Galgenbaum im Jenseits
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Mord-Magier Sastra brachte es auf die Toteninsel«, sagte ich. »Er versteckte es wahrscheinlich in der Höhle, während Yamma schlief. Wir haben Yamma besiegt. Der lebende Felsen mußte sich geschlagen geben…«
    Daccab sah mich ungläubig und entgeistert an. »Yamma zu besiegen ist unmöglich«, sagte er.
    »Nicht, wenn man die richtige Waffe gegen ihn einsetzt«, warf Mr. Silver ein. »Der Dämon leckt sich auf seiner Insel nun die Wunden, die ich ihm mit dem Höllenschwert geschlagen habe.«
    Cinto zeigte den goldenen Dolch. »Hätte mich Yamma mit dem magischen Dolch die Insel verlassen lassen, wenn er noch bei Kräften gewesen wäre?«
    Der Dolch war Daccab noch nicht aufgefallen. Als er ihn erblickte, streifte er als Geste der Unterwerfung seine Kutte ab. Wir hatten die Engawas restlos in die Knie gezwungen. Sie rechneten damit, daß wir mit ihnen so verfuhren, wie sie ihre besiegten Feinde behandelten, doch wir waren an keinem Köpferollen interessiert.
    Wir wollten lediglich Bilcos Herz haben, und das behielt der Häuptling nicht länger für sich. Er legte den »Edelstein« in meine Hand, ich wandte mich um und gab ihn Parthos.
    Ergriffenheit prägte die eingefallenen Züge des Zauberers. Endlich war der große Moment gekommen. Kopf, Körper und Herz würden wieder eins werden.
    Parthos zitterte. Um ihn herum schien alles zu versinken. Wichtig war nur noch Bilcos Wiedergeburt. Er umschloß das Kristallherz mit seinen dünnen Fingern, führte die Faust an seine bebenden Lippen und küßte sie.
    Dann holte er die Kristallfigur aus dem Stoffbeutel und legte sie auf den Boden. Deutlich war die Öffnung zu sehen, in die das Kristallherz paßte.
    Parthos war überwältigt. Auf der Toteninsel glaubte er seinen Sohn für immer verloren, und nun widerfuhr ihm dieses große Glück. Er sank auf die Knie, beugte sich über den Kristallkörper und murmelte etwas.
    Vielleicht ein Gebet. Vielleicht eine Zauberformel…
    Niemand regte sich, keiner sprach ein Wort. Wir und die Engawas beobachteten nur den Zauberer, der endlich darangehen konnte, seinen geliebten Sohn wieder zum Leben zu erwecken. In der Vergangenheit hatte Parthos viel Leid, Not, Erniedrigungen und Entbehrungen hinnehmen müssen, aber das schien nun vergessen zu sein.
    Sein Gesicht war von Glück verklärt. Mit zitternden Händen setzte er das Herz dem Kristallkörper in die Brust. Wieder murmelte er etwas, und seine Fingerspitzen strichen dabei über den glatten Kristall.
    Ich beobachtete mit großer Spannung, was geschah. Mir kam vor, als würde die Kristallfigur wachsen. Nein, es kam mir nicht nur so vor, sie wuchs tatsächlich.
    Innerhalb weniger Augenblicke war sie doppelt so groß. Und sie wuchs weiter. Alle konnten es beobachten. Die Figur erreichte etwa meine Größe. Noch war der Körper kristallisiert und glänzte wie ein polierter Smaragd.
    Aber allmählich wurde dieser Glanz stumpf, und schließlich war er überhaupt nicht mehr vorhanden. Vor uns lag ein junger Mann mit glatten, schönen Gesichtszügen, klugen Augen, schmalem Kopf.
    Er bewegte sich. Er lebte.
    In diesem Moment richtete er sich auf. »Vater!« sagte er, als wäre er aus einem langen Schlaf erwacht.
    »Bilco, mein Sohn!« schluchzte der Zauberer und schloß ihn glücklich und fest in seine Arme. »Du lebst wieder. Oh, ich kann nicht sagen, wie froh mich das macht.«
    Bilco erfuhr von seinem, Vater, welchen Anteil wir an seiner Wiedergeburt hatten, und er dankte uns dafür. Parthos blühte merklich auf. Ich hatte den Eindruck, der Zauberer, der bisher so zerbrechlich ausgesehen hatte, hätte sogar ein paar Pfunde mehr an die Rippen bekommen - und war er nicht auch um einige Jahre jünger geworden?
    Parthos wirkte mit einemmal stark und vital, und er teilte uns mit, daß er seine Zauberkräfte in seinen Körper zurückfließen fühle.
    Der einzige, der das nicht zu glauben schien, war Pa-nna. Ich hatte die ganze Zeit befürchtet, daß er sich mit der Niederlage nicht abfinden würde.
    Ich schätzte ihn richtig ein. Sein Haß war größer als die Angst der anderen Engawas. Wir hatten ihm das goldene Amulett genommen. Das war das Schlimmste, was ihm widerfahren konnte.
    Dafür wollte er sich rächen. Blitzschnell trat er neben Cinto. Der Vernichter besaß nicht nur den goldenen Dolch, sondern auch noch einen gewöhnlichen. Diesen riß ihm Pa-nna aus dem Gürtel.
    Einen grellen Wutschrei ausstoßend, stürzte er sich mit der erbeuteten Waffe auf Parthos. Mein Herz krampfte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher