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0699 - Schule des Satans

0699 - Schule des Satans

Titel: 0699 - Schule des Satans
Autoren: Claudia Kern
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seiner Zeit. Vergesst nicht, dass Elizabeth I. noch keinen Nachfolger benannt hatte. Katholiken und Puritaner waren besorgt. Übrigens sollten Sie sich wirklich besser informieren, Miss Radcliffe. Schließlich sind wir hier, um etwas zu lernen.«
    Die Englischlehrerin wollte etwas sagen, schüttelte dann aber nur den Kopf. Es war sinnlos, sich gegen eine Anschuldigung zu wehren, die richtig war.
    Alexander mischte sich wieder in das Gespräch ein, um seine Behauptung zu verteidigen, aber Elsa hörte nicht mehr zu. Ihre Schüler, die sie sonst nur mit Drohungen zum Lernen brachte, unterhielten sich plötzlich wie Gelehrte und zeigten ein Wissen, das ihrem eigenen weit überlegen war.
    Wie ist das möglich?, fragte sie sich verstört. Woher wissen sie all diese Dinge?
    ***
    Der Wachmann führte Zamorra und Nicole durch einen langen, mit tiefen Teppichen ausgelegten Korridor. Er hatte auf die Buchstaben am Fenster nicht reagiert, war einfach an ihnen vorbeigegangen, als hätten sie nicht existiert.
    Vielleicht hatten sie das für ihn auch nicht.
    Der Wachmann blieb vor einer dunklen Holztür stehen und klopfte. Ein Blick auf das Namensschild, das in Augenhöhe hing, reichte, um Zamorra klar zu machen, dass sein Studienkollege untertrieben hatte. Er war kein Geschichtslehrer an diesem Internat, er war der Direktor.
    »Herein«, rief eine dunkle, heiser klingende Stimme hinter der Tür. Der Wachmann machte einen Schritt zur Seite und ließ Zamorra und Nicole eintreten.
    Der Raum lag im Halbdunkel des trüben Nachmittags. Zigarettenrauch stand wie Nebel in der Luft. Die Bücherregale reichten bis zur Decke und erdrückten das Zimmer beinahe mit ihrer Masse.
    Hinter einem Schreibtisch, auf dem sich Papier turmhoch stapelte, stand Norman Pearce. Er hatte sich kaum verändert. Seine Haare waren nur ein wenig grauer, das Gesicht etwas faltiger und die Kleidung formeller als damals in Berkeley.
    »Zamorra«, sagte er erfreut und bahnte sich seinen Weg durch auf dem Boden liegende Papierstapel. Er umarmte den Dämonenjäger und reichte Nicole die Hand. »Sie müssen Nicole sein. Es freut mich wirklich, Sie kennen zu lernen. Hoffentlich stört es Sie nicht, dass ich Sie mit dem Vornamen anspreche. Eine amerikanische Angewohnheit, die man schwer wieder ablegt. Aber auch sehr praktisch. Dann muss man sich nur einen und nicht zwei Namen merken.«
    Zamorra grinste. »Wie ich höre, redest du immer noch viel und gern.«
    »Ein notwendiges Laster, wenn man sich Tag für Tag den Bestien stellt, die man euphemistisch als Schüler bezeichnet.«
    Norman bot seinen Besuchern einen Platz auf der Couch an, setzte sich in einen Sessel und griff nach einem silbernen Zigarettenetui, das er aufklappte und seinen Besuchern entgegenhielt.
    Zamorra wehrte ab. »Ich hab's schon vor Jahren aufgegeben.«
    Nicole schüttelte nur stumm den Kopf.
    Norman zuckte mit den Schultern, entnahm dem Etui eine Zigarette und setzte sie mit einem ebenfalls silbernen Benzinfeuerzeug in Brand..
    »Ein weiteres Laster, von dem ich nicht loskomme, wie ich gestehen muss«, fuhr er mit einem Blick auf die glühende Spitze fort. »Fünfzig Stück am Tag und das seit der Schulzeit.«
    »Fünfzig?«, gab Nicole ungläubig zurück.
    »Norman war der einzige Student der Uni, der ein Einzelzimmer im Wohnheim auf dem Campus hatte, weil es niemand mit ihm ausgehalten hat«, bestätigte Zamorra.
    Der Schuldirektor hob die Schultern. »Du hast mich trotzdem besucht.«
    »Aber nur im Sommer, wenn die Fenster offen waren.«
    Norman lachte heiser.
    Zamorra nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »Du scheinst eine interessante Schule zu leiten, wenn ich mir die Sicherheitsvorkehrungen da draußen ansehe.«
    Norman nickte. »Das ganze Theater stört mich auch manchmal, aber es ist leider notwendig.«
    Er lehnte sich vor und goss Tee aus einer bereitstehenden Kanne in drei Tassen. »Das William Wallace Internat ist eine Privatschule, die sich nur an die Elite richtet. Wer hier seinen Abschluss schafft, wird an jeder Universität der Welt genommen. Wir haben die Karrieren von Premierministern, Generälen, Top-Managern und sogar Königen geformt. Die Eltern dieser Schüler, ob es sich um den britischen Hochadel, afrikanische Diktatoren, arabische Ölmilliardäre oder kolumbianische Drogenbarone handelt, wollen, dass wir ihren Kindern nicht nur Wissen, sondern auch Charakterstärke und Anstand vermitteln. Das hat natürlich seinen Preis.«
    »Und wie hoch ist der?«, wollte
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