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0699 - Schule des Satans

0699 - Schule des Satans

Titel: 0699 - Schule des Satans
Autoren: Claudia Kern
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Nicole wissen.
    »Eine halbe Million Pfund im Jahr.«
    Zamorra hob die Augenbrauen. »Gibt es wirklich Leute, die das bezahlen?«
    »Wir haben eine Warteliste«, sagte Norman nicht ganz ohne Stolz. »Die meisten Eltern melden ihre Kinder direkt nach der Geburt an, um für sie einen Platz zu bekommen. Vergesst nicht, dass wir hier über Menschen reden, die obszön reich sind. Sie wollen das Beste für ihre Kinder, und das bekommen sie auch.«
    »Das erklärt die Sicherheitsvorkehrungen«, erkannte Nicole. »Die reichsten Kinder der Welt an einem Ort versammelt. Die Schule muss für Verbrecher wie ein Magnet sein.«
    »Zum Glück noch nicht. Bisher konnten wir jede Popularität vermeiden und auch die Presse abwimmeln. Man kennt die Schule in den richti- gen Kreisen, außerhalb jedoch…«
    Die Tür wurde aufgerissen. Eine leicht übergewichtige Frau mit kurzen graublonden Haaren und tränennassem Gesicht stürmte in den Raum.
    »Norman«, schrie sie, »ich kann nicht mehr!«
    ***
    Tagebucheintrag von Kenneth McLean
    10. Februar 1701
     
    Seltsame Dinge geschehen. Wenn ich durch die dunklen Gänge dieses Schlosses gehe, glaube ich beobachtet zu werden, obwohl niemand da ist. Ich habe die Brüder gefragt, ob es in dem alten Gebäude spukt, aber sie haben mich nur mit dem Stock wegen meines Aberglaubens geschlagen. Meine Finger tun immer noch weh, auch jetzt, wo ich nur die Feder halte. Ich werde Vater einen Brief schreiben und ihm davon berichten. Er hat schließlich oft genug die Geister der Erfrorenen gesehen, die in den strengen Wintern gestorben sind.
    Ich muss meine Meinung über Alfred ändern. Er ist mir unheimlich. Es ist nicht nur sein übergroßes Wissen, das die Mönche in den ersten Tagen noch mit Zufriedenheit zur Kenntnis nahmen, sondern seine ganze Persönlichkeit. Er wirkt verschlagen, tuschelt häufig mit Thomas und George und mustert mich mit einem merkwürdigen Blick.
    Auch die Mönche scheinen dies zu bemerken, denn am heutigen Morgen hörte ich zufällig - nun gut, mit gewisser Absicht - eine Unterhaltung zwischen zwei von meinen Lehrern. Sie sprachen über Alfred. Ich verstand nicht genau, was sie sagten, aber Bruder Drummond klang erregt. Er unterrichtet Latein und die Heilige Schrift und wenn er predigt, spricht er von Feuer und Schwert und der gerechten Strafe Gottes. Ich hörte die Worte »filii noctis« und »Satan«.
    Bruder Lawrence schien seine Meinung nicht zu teilen, denn er winkte ab und sagte, Drummond würde den Ereignissen zuviel Bedeutung beimessen.
    Ich habe Jeffrey, der mein bester Freund ist, eben davon erzählt. Sein Onkel ist Prediger in Aberdeen, weshalb ich hoffte, Jeffrey wisse vielleicht, was filii noctis bedeutet. Aber das konnte er mir leider nicht sagen. Jeffrey glaubt allerdings, dass Alfred mit dem Teufel im Bunde steht und hat mir von einem Mann in einem Dorf erzählt, der vor langer Zeit seine Seele verkaufte, um zu Reichtum zu kommen. Am nächsten Tag stand eine ganze Schafherde vor der Tür. Der Mann hatte jedoch kein Land, um die Tiere weiden zu lassen, also tötete er zuerst seinen Vater und dann seinen Bruder, die beide Land besaßen. Er wurde reich, aber seine Freunde wandten sich von ihm ab, weil sie seine Taten ahnten. Niemand sprach mehr mit ihm, keiner verkaufte ihm etwas, sodass er schließlich einsam und allein mit all dem Gold in seinem großen Haus saß und sich das Leben nahm.
    Die Geschichte beeindruckt mich sehr, denn ich sehe, dass Thomas und George die einzigen sind, die noch mit Alfred reden. Alle anderen begegnen ihm mit Misstrauen.
    Ich muss diese Zeilen jetzt beenden, denn die Nachtruhe wird ausgerufen. Ein wenig fürchte ich mich vor der Dunkelheit, deshalb habe ich aus zwei Ästen ein kleines Kreuz gebastelt. Ich werde es während des Schlafs in der Hand halten, damit der Teufel meine Seele nicht stehlen kann.
    Hoffentlich wird alles wieder gut.
    ***
    Alexander, Mortimer und James wurden nur von den Lehrern mit ihren richtigen Namen angesprochen. Bei den Schülern hießen sie Alex, Mort und Jimmy - und seit wenigen Minuten waren sie Helden.
    Die fünf übrigen Schüler des Englischunterrichts umringten sie und klopften ihnen auf die Schultern, beglückwünschten sie zu der gelungenen Vorführung, die damit geendet hatte, dass Miss Radcliffe - allgemein »die Ratte« genannt - weinend den Raum verließ.
    »Wie habt ihr das gemacht?«, wollte der Araber Wahid wissen, aber Alex schüttelte nur den Kopf.
    »Das darf ich dir nicht verraten«, sagte
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