Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0699 - Schule des Satans

0699 - Schule des Satans

Titel: 0699 - Schule des Satans
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
meisten waren bewusstlos.
    Norman Pearce lag unter einem Balken. Seine gebrochenen Augen starrten ins Nichts.
    Dagegen hatte ihn das magische Kraftfeld des Amuletts nicht schützen können.
    Nicole sah sich um und lächelte plötzlich, als sie Zamorra entdeckte. Er saß im zerstörten Teil des Dachs auf dem Boden und war völlig durchnässt. Erst als sie sich neben ihn hockte und ihre Arme um ihn legte, schien er sie zu bemerken.
    »War ein ganz schöner Knall«, sagte er.
    Nicole hob die Schultern. »Ich hab nichts davon bemerkt. Eben stand ich noch hinter Alfred, dann lag ich auch schon auf der Treppe.«
    »Alfred?«
    »Erklär ich dir später. Was ist eigentlich passiert?«
    »Der Machtspruch«, sagte Zamorra. Jener Zauberspruch, den Merlin ihn einst gelehrt hatte und der im Zusammenspiel mit magischen Instrumenten Merlins, wie es das Amulett war, gewaltige Wirkungen entfesseln konnte - manchmal, ein universelles Allheilmittel war er nicht. »Seine Magie muss mit etwas anderem kollidiert sein.«
    Alfreds Magie, dachte Nicole, ohne es laut auszusprechen. Sie konnte sehen, dass ihrem Gefährten etwas auf der Seele lag.
    »Sie haben sich verwandelt«, sagte er leise. »Ich habe sie gesehen.«
    Zamorra zögerte, bevor er weitersprach. »Sie waren… wunderschön, wie… nun… wie…«
    Er hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Ich kann es nicht beschreiben.«
    Eine Weile blieben sie schweigend sitzen.
    »Bist du jetzt zufrieden?«, sagte eine Stimme.
    Nicole sah auf.
    Alfred stand im Türrahmen. Er sah Zamorra an, der instinktiv zu wissen schien, wen er vor sich hatte.
    »Ich habe sie nicht, die filii noctis haben sie nicht, sie sind wieder das, was sie einmal waren. Ist es das, was du wolltest?«
    Zamorra sah zuerst zu den Schülern, dann zu Alfred. »Ja. Genau das wollte ich.«
    Das Wesen hob die Schultern. »Es ist noch nicht vorbei. In hundert Jahren wird es wieder geschehen und ich werde da sein, um meine Bestimmung zu erfüllen. Und wo werdet ihr dann sein?«
    Dieses Mal war es Nicole, die antwortete. »Vielleicht auch wieder hier.«
    Alfred drehte sich wortlos um und verschwand.
    Zamorra hob den Kopf und ließ den kühlen Regen über sein Gesicht laufen.
    »Wollte ich das wirklich?«, sagte er. »Habe ich das Richtige getan?«
    Darauf wusste auch Nicole keine Antwort.
    Epilog
    Sie hatten alles vertuscht. Die filii noctis sorgten dafür, dass die Presse nichts von dem Vorfall erfuhr und die Polizei sich mit der Behauptung zufrieden gab, Norman Pearce und Elsa Radcliffe wären bei einem Unwetter ums Leben gekommen. Niemand musste aussagen, niemand forschte nach.
    Zamorra war wütend über die Macht des Geheimbunds und den unnötigen Tod eines Freundes, aber er wusste, dass es keinen Sinn machte, einen weiteren Krieg anzuzetteln.
    Er hatte bereits zu viele Feinde an zu vielen Fronten.
    Zumindest den Schülern ging es gut, auch wenn sie noch etwas verwirrt waren. Sie konnten sich an alles erinnern, was geschehen war, aber Alexander hatte gesagt, es erschiene ihm so fremd und entfernt wie ein Traum. Nicht alle Fragen hatten sich geklärt. Zamorra war sich ziemlich sicher, dass Norman die Satanismus-Utensilien in den Keller geräumt hatte, ebenso wie Nicole glaubte, von Drummond angegriffen worden zu sein. Nur, wer oder was Alfred war, blieb rätselhaft.
    Jetzt, wo Zamorra und Nicole wieder an den Regenbogenblumen in Caer Spook standen, waren diese Fragen beinahe vergessen. Der Dämonenjäger drehte nachdenklich Merlins Stern zwischen den Fingern.
    »Woran denkst du?«, fragte seine Gefährtin.
    »An Macht. Mit diesem Amulett könnte man viel Unheil anrichten. Was wäre, wenn ich ein anderer Mensch gewesen wäre, als ich es fand? Todkrank wie Norman oder machtbesessen wie die filii noctis ? Hätte ich die Grenzen zwischen Gut und Böse noch gesehen? Hätten sie mich überhaupt interessiert?«
    »Du bist nicht wie Norman.«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    Trotzdem spukte ein Szenario durch seinen Kopf, das eine Welt zeigte, in der alles anders war, in der er zur anderen Seite gehörte, zu den Bösen, ähnlich seinem frühen Vorfahren Leonardo deMontagne, der dieses Amulett lange Zeit besessen und mißbraucht hatte. Wie würde eine solche Welt aussehen?
    Zamorra trat gemeinsam mit Nicole zwischen die Blumen, um zum Château Montagne heimzukehren, aber seine Gedanken kreisten immer noch um die gleiche Frage.
    Was wäre, wenn…
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 91 »Lucifers Bücher«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher