Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0699 - Schule des Satans

0699 - Schule des Satans

Titel: 0699 - Schule des Satans
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
schrie Elsa Radcliffe. Sie verlor das Gleichgewicht, begann wie wild mit den Armen zu rudern und kippte wie in Zeitlupe nach hinten.
    Zamorra warf sich nach vorne und streckte die Hände aus. Seine Fingerspitzen berührten den Mantel der Lehrerin, dann brach ihr Schrei abrupt ab und er hörte nur noch ein dumpfes Poltern. Langsam richtete er sich auf und sah nach unten auf den weit entfernten Steinboden am Ende der Treppe.
    Dort lag Elsa Radcliffe. Eine Blutlache hatte sich um ihren Kopf gebildet und wurde mit jeder Sekunde größer. Es war offensichtlich, dass sie tot war.
    Umgebracht von einem Geist.
    ***
    Es dauerte nicht lange, bis Nicole erkannt hatte, dass sie die Tür ohne Hilfsmittel nicht aufbekommen würde. Jetzt lehnte sie sich frustriert an die kühlen Steine und wartete.
    Sie hatte das Amulett dahingehend aktiviert, dass es Helligkeit verstrahlte. In seinem gelblichen Licht konnte sie sehen, dass der Raum, in dem sie gefangen war, klein und völlig leer war.
    Anfangs hatte es sie erleichtert, keinen Gegner vorzufinden, aber mittlerweile sehnte sie sich beinahe nach einem Kampf. Alles war besser als diese furchtbare Langeweile. Ein pessimistischer Teil ihres Verstandes sagte, dass ihr Gegner bereits gewonnen hatte, denn er musste einfach nur abwarten, bis sie in ihrem Gefängnis verdurstete.
    Nicole verdrängte den Gedanken. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Fakten des Falls. Wenn ihre Theorie stimmte und Norman tatsächlich versuchte, Zamorra zu manipulieren, musste es dafür einen Grund geben. Es war nur logisch, dass dieser Grund mit den überintelligenten Schülern zusammenhing.
    Aber was hatte es mit dem Geist auf sich, den sie am Vorabend gesehen hatten? Es hatte so ausgesehen, als wolle er sie auf etwas aufmerksam machen oder vor etwas warnen.
    Sie schloss die Augen und stellte sich die Gestalt vor, die am Bett gestanden und den Arm ausgestreckt hatte. An der Wand, auf die er gezeigt hatte, gab es nichts Besonderes, keine Merkmale oder Bilder.
    Nicole rief sich die Grundrisszeichnungen in Erinnerung. Gedanklich verlängerte sie die Linie des Geisterarms, führte sie weiter aus dem Zimmer heraus und über den Gang, bis sie in Normans Büro ankam.
    Wollte der Geist uns vor Norman warnen ?, dachte sie und fragte sich besorgt, was Zamorra gerade tat. Der Schuldirektor war sein Freund. Vielleicht vertraute er ihm mehr, als gut für ihn war.
    Die Tür knarrte.
    Nicole wich zurück und löschte mit einem Gedankenbefehl das Licht des Amuletts. Die Dunkelheit hüllte sie ein. Angespannt beobachtete sie, wie sich die Tür Stück für Stück öffnete. Licht fiel in den Raum und breitete sich langsam aus. Im Türrahmen sah sie eine Gestalt, die klein und dünn wirkte.
    Das Licht wurde heller, ohne dass Nicole erkennen konnte, woran das lag. Aus den dunklen Umrissen im Türrahmen wurde eine klar sichtbare Person. Die Dämonenjägerin hob die Augenbrauen, als sie in ihr einen Jungen erkannte, den sie auf rund dreizehn Jahre schätzte. Er trug Jeans, klobige Turnschuhe und - wie Nicole überrascht auffiel - ein Grateful-Dead -T-Shirt.
    »Hallo«, sagte der Junge und streckte die Hand aus. »Mein Name ist Alfred.«
    ***
    Zamorra wandte den Blick von der Leiche ab. Aus den Gedankenspielen war plötzlich Ernst geworden. Einer der Geister hatte Elsa Radcliffe ermordet, um sie daran zu hindern, Geheimnisse auszuplaudern, Geheimnisse, die Norman kannte.
    Der Dämonenjäger lief die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Der Norman, den er einmal gekannt hatte, hätte nie den Tod eines Menschen toleriert. Zamorra hoffte, dass sich daran nichts geändert hatte, dass der Schuldirektor nur in eine Sache hineingezogen worden war, deren Tragweite er nicht überblickte. Vielleicht rückte er jetzt endlich mit der Wahrheit heraus.
    Ohne anzuklopfen trat Zamorra in Normans Büro und sah sofort, dass er hier keine Antworten bekommen würde, denn das Zimmer war leer. Nur der beißende Zigarettenrauch wies darauf hin, dass noch vor kurzem jemand hier gewesen war.
    Zamorra ging zum Schreibtisch und nahm probeweise den Telefonhörer ab. Es überraschte ihn nicht, dass die Leitung tot war. Auch aus dem Funkgerät, das Norman wohl benutzte, um mit den Sicherheitsleuten zu sprechen, drang nur ein leises Rauschen.
    Es kostete Zamorra genau einen Stoß mit dem Brieföffner, um die verschlossene Schreibtischschublade zu öffnen. Das Innere war erstaunlich ordentlich. Neben einigen Papieren enthielt die Schublade nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher