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0697 - Der Elefanten-Dämon

0697 - Der Elefanten-Dämon

Titel: 0697 - Der Elefanten-Dämon
Autoren: Roger Clement
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dem schwarzen Pyjama zog eine zusammengefaltete PlastikEinkaufstüte aus seiner Tasche.
    Normalerweise hätte der Anblick eines solchen Alltagsgegenstandes Ty Senecas Puls nicht beschleunigt. In diesem Fall war das anders.
    Er hatte einmal gelesen, dass die Roten Khmer ihre Gefangenen mit Plastiktüten zu ersticken pflegten. Um Munition zu sparen.
    Wahrscheinlich lag er mit dieser Annahme richtig.
    Der Dschungelsoldat kam auf Seneca zu. Seine Kameraden hatten ihre Maschinenpistolen auf den Abenteurer gerichtet.
    »Nimm den Hut ab!«, sagte der Rote Khmer in gebrochenem Französisch. Seneca wusste immer noch nicht, was er tun sollte. Er hatte den erbeuteten Armreif in der Hand. Kommandant Mara war ungeduldig. Er bellte seinen Männern auf Kambodschanisch Befehle zu.
    Der Rote Khmer nahm die Plastiktüte in beide Hände, um sie über Senecas Kopf zu ziehen.
    Senecas warf den Armreif in hohem Bogen in das Dunkel des Tempels. Außerhalb der Fackel-Lichtkegel. Klirrend verschwand das Schmuckstück zwischen dem Steinschutt.
    Er hoffte, auf diese Weise einen Moment Zeit zu gewinnen. Und wirklich richteten sich die Blicke aller Pyjamaträger automatisch auf das düstere Nichts, in dem der Armreif abgetaucht war.
    »Findet meinen Armreif!«, kreischte Kommandant Mara seine Männer an. »Und dann bringt diesen weißen Idioten um!«
    Da ertönte eine donnernde Stimme. Ty Seneca konnte nicht sagen, in welcher Sprache sie die Worte formte. Sicher war jedenfalls, dass er selbst das verstand, was sie sprach. Und die Roten Khmer verstanden es auch.
    »Du hast genug getötet, Kommandant Mara! Es ist dein Karma, für deine Taten einzustehen! Und dein Karma wendet sich nun gegen dich!«
    »Was soll das?!«, blökte der Offizier. »Ist das einer Ihrer Taschenspielertricks, Seneca?«
    Das war es ganz gewiss nicht. Die Stimme kam von überall und nirgends. Allerdings war sie nach den wenigen Worten wieder verstummt. Kommandant Mara befahl seinem Untergebenen, Seneca endlich mit der Plastiktüte zu ersticken.
    Der Soldat ging weiter auf sein zukünftiges Opfer zu. Ein Dutzend seiner Kameraden wühlte fackelschwingend in den Trümmern nach dem Armreif.
    Doch bevor der Henker Seneca erreichen konnte, tat sich plötzlich der Boden unter ihm auf!
    Mit einem erschreckten Aufschrei fiel der Rote Khmer in einen Schacht. Sofort verschloss sich die steinerne Bodenklappe wieder über ihm.
    Der Offizier stand mit offenem Mund da.
    Im nächsten Moment gab es ein nervenzerfetzendes Knarren. Die riesige Steinstatue des am weitesten links stehenden Buddhas kippte plötzlich nach vorne.
    Die Roten Khmer sprangen beiseite. Seneca konnte nicht erkennen, ob einige von ihnen unter der Büste des Erleuchteten begraben worden waren.
    Der in Kommandant Maras Körper wohnende Preah besann sich nun offenbar auf seine eigenen magischen Kräfte. Er richtete die Hände auf die Buddhastatue und murmelte etwas. Langsam richtete sie sich wieder auf.
    Doch nun kippte der dritte Buddha am anderen Ende des Tempelraumes um!
    Gleichzeitig begann es von der Decke Steinplatten zu regnen. Jede von ihnen hatte den Umfang eines Kleinwagens. Die Erde bebte, wenn sie auf den Boden schlugen.
    Und fast jede massive Platte begrub einen Roten Khmer unter sich!
    Nun verloren sogar diese unmenschlich disziplinierten Dschungelkämpfer die Nerven.
    Wild ballerten sie mit ihren Bleispritzen in der Gegend herum, verletzten sich gegenseitig durch Querschläger. Die Steinplatten fielen weiter herab. Selbst mit dem größten MPi-Kaliber konnte man nichts gegen ihre zerstörerische Kraft ausrichten.
    Ty Seneca begriff, dass nun die einmalige Gelegenheit zur Flucht gekommen war!
    Der Abenteurer rannte einfach los. Er musste es riskieren, selbst von einer Steinplatte getroffen zu werden.
    Wenn er dort wie angewurzelt stehen blieb, war das Risiko keinesfalls geringer.
    Kommandant Mara brüllte etwas. Seneca konnte es nicht verstehen. Er hörte nur, wie eine MPi in seine Richtung abgefeuert wurde. Eine Garbe jagte knapp über seinen Hut hinweg. Dann ertönte ein gurgelnder Aufschrei, der in einem ohrenbetäubenden Donnern endete. Wahrscheinlich war der Schütze soeben von einer Steinplatte zermalmt worden.
    Seneca fand zu dem Gang zurück, durch den er gekommen war. Eine Taschenlampe hatte er nun nicht mehr bei sich. Aber das machte nichts. Wie ein Blinder tastete er sich an den Wänden entlang.
    Die Geräusche des einstürzenden Tempels hinter ihm wurden immer leiser. Staubwolken waberten hinter
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