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0694 - Eine Falle für Merlin

0694 - Eine Falle für Merlin

Titel: 0694 - Eine Falle für Merlin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte sich nur gewundert, dass in seiner Nähe plötzlich, während er spielte, ein Auto verunglückte, und dass sich später an einer anderen Stelle eine junge Frau, die ihm gut gefiel, jäh veränderte und tot zusammenbrach.
    Tragisches Schicksal…
    Nicole seufzte. Es war eine böse Zwickmühle, in der sie jetzt alle steckten. Und tun konnte sie nur eines: Arawns Querflöte unbrauchbar machen, ehe sie sie dem Museum oder der Polizei übergab.
    Wenn sie sie denn rechtzeitig selbst wieder in der Hand hatte…
    Aber daran glaubte sie nicht wirklich. Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen!
    ***
    Vor der Hütte der Baba Yaga geschah etwas Eigenartiges.
    Die herumliegenden Knochensplitter gerieten in Bewegung. Einige davon formten sich zu einem Gebilde, das aussah wie eine Mischung aus Messer und Säge. Das eigenartige Instrument schwebte durch die Luft auf die verschlossene Eingangstür der Hütte zu, gelenkt von einer Kraft, die aus der Ferne wirksam wurde, und gesteuert über ein magisches Auge, das den Thessalischen Hexen alles über die Umgebung verriet.
    Krachend flog die Eingangstür nach innen auf, von einer unsichtbaren Kraft gestoßen.
    Der kalte Wind jagte ins Innere der Hütte.
    Das Knochenmesser auch.
    Vorbei an der Schwester des Schicksals, die im ersten Moment nicht einmal zu begreifen schien, was geschah. Die in ihrer Konzentration gestört wurde. Der Faden, der den Kokon spann, riss jäh ab.
    Das Knochenmesser zuckte vor, schnitt mit unbändiger Kraft in den Kokon hinein. Die Schwester des Schicksals konnte es nicht verhindern. Sie wich zurück, sah zu, was geschah.
    Das Messer schnitt große Stücke aus dem Kokon heraus. Zerteilte ihn in Schalenstücke, die seitwärts wegbrachen. Baba Yaga kam frei!
    Aber Baba Yaga war noch nicht in der Lage, mit ihrer Freiheit wieder etwas anzufangen.
    Sie war zu Tode erschöpft, am Ende ihrer Kraft.
    Die Puppenspielerin sah es mit Vergnügen.
    Was ihr weniger Vergnügen bereitete, war, dass sie nicht erkannte, auf welche Weise die fremde Magie, die Yaga half, hier gesteuert wurde.
    Sie hätte in den Bildern des Wandteppichs nachschauen müssen.
    Über diesen Teppich hätte sie auch alles verändern können.
    Aber das wollte sie nicht einmal.
    Yaga keuchte, krümmte sich zusammen.
    Das Kind weinte.
    Die fremde magische Kraft griff zu. Umschloss Baba Yaga. Umschloss das Kind. Umschloss den Wandteppich, rollte ihn blitzschnell zusammen in ein handliches Format. Schneller als ein Mensch denken konnte.
    Und dann -- entstand plötzlich so etwas wie ein Weltentor.
    Eine Art Riss im Universum.
    Und in diesem Riss verschwanden Yaga, Kind und Teppich.
    Allein die Puppenspielerin blieb in der Hütte der Baba Yaga zurück.
    Lange Zeit stand sie starr da, dann endlich kam Bewegung in sie.
    Sie streckte die Hand aus, als wolle sie nach dem Wandteppich greifen, der so nah vor ihr auf dem Boden gelegen hatte. Aber er war fort, und die Schwester des Schicksals vollendete ihre Bewegung nicht.
    Hätte jemand sie in diesem Moment sehen können, hätte er keine Enttäuschung in ihrem Gesicht gesehen, wie es eigentlich zu vermuten gewesen wäre. Die Gesichtszüge blieben ausdruckslos.
    »Es ist vollbracht«, sagte die Puppenspielerin.
    Und verschwand.
    So, wie sie gekommen war.
    ***
    Nicole Duval hatte sich zum Stadtpark zurückfahren lassen und war mittels der Regenbogenblumen ins Château Montagne heimgekehrt. Sie überlegte einen Moment lang, ob sie Zamorras »Zauberzimmer« aufsuchen sollte, in dem er magische Experimente durchzuführen pflegte. Dann aber ging sie doch in sein Büro.
    Im speziell gesicherten Wandsafe lagen die beiden Dhyarra-Kristalle 4. Ordnung.
    Nicole tippte den Code in die unter der Tapete verborgene Tastatur. Die Safetür schwang für drei Sekunden auf. Die Zeit reichte aus, wenn man genau wusste, wo was lag. Nicole griff zu und nahm einen der beiden Kristalle heraus. Der blaue Sternenstein funkelte im Kunstlicht, das nötig war, weil der grau verhangene Regenhimmel zu wenig Licht durch das Panoramafenster hereinließ.
    Nicole ließ sich an einem Nebentisch nieder. Sie legte Arawns Flöte vor sich auf die Holzplatte.
    Sollte sie dieses mörderische Instrument jetzt schon unschädlich machen? Oder erst später, wenn alles vorbei war und sie es - hoffentlich! -zurückerhielt?
    Aber ein nicht funktionierendes Instrument nutzte Merlin vermutlich nichts; was auch immer er damit bezweckte.
    Es gab noch eine andere Möglichkeit, die Nicole jetzt erproben wollte.
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