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0694 - Eine Falle für Merlin

0694 - Eine Falle für Merlin

Titel: 0694 - Eine Falle für Merlin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewesen.
    Das Kind schrie.
    ***
    Nicole konnte den Mann deutlich sehen, wie er an dem Laternenmast lehnte und auf der Querflöte blies, um ihr die unmelodischen Töne zu entlocken. Sie vernahm die erschreckenden Disharmonien, und einen Moment lang befürchtete sie, davon beeinflusst und in den Mumifizierungstod gerissen zu werden.
    Aber die schaurige Todesmelodie war nicht für sie gedacht.
    Das Amulett brauchte sie nicht einmal davor zu schützen. Nicole war ebenso in Sicherheit wie Florence Dilon.
    Sie ging noch ein wenig weiter in der Zeit zurück. Bis zu dem Moment, an dem der Fremde hier auftauchte. Dann ließ sie die Zeitschau wieder vorwärts laufen.
    Der Fremde setzte die Flöte nicht sofort an die Lippen. Er sah sich um und wartete ab, als suche er nach einem geeigneten Opfer. Erst gut zehn Minuten später begann er sein tödliches Spiel.
    Das musste der Moment gewesen sein, in dem Florence und Yvette in seinem Blickfeld aufgetaucht waren.
    Nicole verzichtete darauf, es zu prüfen. Zeit und telepathisch erkundete Erinnerungsbilder passten zusammen. Stattdessen nahm Nicole die Verfolgung des Unbekannten auf, als er nach dem Mord seinen Standort verließ.
    Irgendwie nahm sie wahr, dass Robin sie begleitete. Der schnauzbärtige Chefinspektor war über die Zeitschau und ihre Auswirkungen informiert. Er kam mit, um Nicole zu schützen, falls sie in ihrer beobachtenden Halbtrance vielleicht unvorsichtig auf die Straße lief oder auf ein anderweitiges Hindernis stieß.
    Aber sie fand ihren Weg mit traumhafter Sicherheit.
    Er führte zu einem mehrgeschossigen Mietshaus, dessen Tür verschlossen war. Robin zog den Daumen über sämtliche Klingelknöpfe, der Türsummer ging, und der Chefinspektor schob die Tür nach innen und trat mit Nicole ein. Mehrere Stimmen erklangen aus dem Treppenhaus und wollten wissen, wer da Einlass begehrte.
    »Euer aller Freund und Helfer«, verkündete Robin laut genug für alle und hielt seine Polizeimarke so in den Treppenhausschacht, dass sie auch von oben zumindest gesehen, wenn auch nicht geprüft werden konnte.
    Derweil folgte Nicole dem Bild, das die Zeitschau ihr lieferte, und schritt die Treppe hinauf. Sie musste bis ins Dachgeschoss. Dort hatte niemand geöffnet.
    Vielleicht ist er schon wieder fort, überlegte Nicole. Mittlerweile war sein »Vorsprung«, bedingt durch die relativ langsame Verfolgung, auf etwa anderthalb Stunden angewachsen. Aber noch ehe sie die Zeitschau beschleunigen konnte, um zu prüfen, ob der Mann die Wohnung tatsächlich wieder verlassen hatte, hämmerte Robin bereits anhaltend mit der Faust gegen die Tür.
    Nach einer Weile wurde sie tatsächlich geöffnet.
    Der Mann hinter der Tür hielt ein Messer in der Faust und streckte es Robin drohend entgegen.
    Nicole löschte Halbtrance und Zeitschau.
    Sie war am Ziel.
    Und Yvette Custeaus Mörder stieß mit dem Messer zu!
    ***
    Das Kind weinte und schrie!
    Yaga mobilisierte ihre letzten Kräfte.
    Aber es half nicht, sie konnte den Kokon, der ihr die Atemluft nahm, längst nicht mehr sprengen.
    Aber sie konnte, sie durfte doch nicht zulassen, dass dem Kind, ihrem Kind, etwas geschah! Sie durfte nicht sterben! Jetzt- noch nicht!
    Und war sie nicht einen Handel eingegangen, der darauf hinauslief, dass es Zamorra sein würde, der sie tötete?
    Eines fernen Tages…
    Aber die Puppenspielerin änderte all dies, machte alles zunichte, indem sie Yaga jetzt ermordete.
    Yaga sah nur noch eine allerletzte Möglichkeit.
    Sie tat etwas, von dem sie sich noch vor kurzem nicht hatte vorstellen können, dass sie es jemals tun würde.
    Sie rief um Hilfe.
    Sie benutzte den Rest ihrer verbliebenen magischen Kraft, um die Thessalischen Hexen zu rufen.
    Helft mir, oder ich sterbe, ehe mein Kind lernt, wie man lebt!
    Helft mir!
    Helft…
    ***
    Robin handelte blitzschnell. Er blockte den Angriff ab, benutzte den Schwung, den der Angreifer in seinen Messerstoß gelegt hatte, und katapultierte ihn an sich vorbei gegen das Treppengeländer. Das knirschte und knackte verdächtig, hielt aber stand. Dafür drohte die Wohnungstür zuzufallen. Nicole schaffte es gerade noch, den Fuß dazwischenzustellen.
    Robin packte den überraschten Messerhelden, wirbelte ihn herum und legte ihm Handschellen an. Das ging dermaßen schnell und routiniert, dass auch Nicole nur noch staunen konnte.
    Robin hob das Küchenmesser auf, das dem Mann entfallen war.
    »Nicht besonders professionell, mein Junge«, tadelte er kopfschüttelnd. »Wenn du wirklich an
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