Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0694 - Eine Falle für Merlin

0694 - Eine Falle für Merlin

Titel: 0694 - Eine Falle für Merlin
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Geschichte noch einmal zu erzählen, Florence.«
    »Schon gut«, sagte die junge Frau leise. Sie saß im Wagen. Ihr Makeup war verwischt von Tränen und dem Versuch, sie wegzutupfen. »Ich kann es immer noch nicht glauben. Wir hatten doch noch so viel vor! Heute Abend wollten wir… ach, was soll’s?«
    Nicole wartete ab. Dilon brauchte zwei Anläufe, um ihr schockierendes Erlebnis noch einmal vorzutragen.
    Nicole tastete telepathisch nach ihrer Erinnerung, um präzisere Informationen zu erhalten. Als Dilon von der seltsamen Melodie sprach, die sie selbst nur ganz leise gehört hatte, »sah« Nicole das Bild eines etwa 30-jährigen, in Jeans und Lederjacke gekleideten Mannes mit Baskenmütze, der auf einer Querflöte spielte.
    Arawns Instrument!
    Es durchzuckte Nicole, als wäre sie von einem Peitschenhieb getroffen worden. Was sie in Florence Dilons Erinnerung sah, passte haargenau zu dem Bild, das Merlin Zamorra und ihr eingeprägt hatte!
    Während des Flötenspiels war Yvette Custeau mumifiziert worden.
    Wohin der Spieler verschwand, hatte Dilon nicht mehr mitbekommen, weil sie sich um ihre Freundin kümmerte. Die Erinnerungsbilder verschwammen.
    Aber Nicole hatte sich gemerkt, wo der Mann gestanden hatte.
    »Danke, Florence«, sagte sie und strich der Frau übers Haar. »Wir werden ihn kriegen.«
    »Wen?«, fragte Dilon verwirrt.
    »Den Mann mit der Querflöte. Er ist verantwortlich für den Tod Ihrer Freundin.«
    »Aber, aber wie…«
    »Manche alten Sagen und Legenden haben einen wahren Kern«, erklärte Nicole. »So auch hier. Wer Arawns Querflöte hört, stirbt. So ähnlich wie in Irland, wenn die Banshees klagen.«
    »Aber dann muss ich auch sterben? Ich habe diese Melodie doch auch gehört.«
    »Sie wären bereits tot, wenn es Sie beträfe«, versicherte Nicole. »Sie brauchen sich darüber keine Sorgen zu machen. Sie werden leben.«
    »Aber Yvette ist tot. Sie gehörte doch zu meinem Leben, und ich zu ihrem! Ohne Yvette…«
    …lebe ich nur noch zur Hälfte, dachte sie weiter, aber nur die Telepathin Nicole bekam es mit.
    »Die Zeit eilt, teilt und heilt«, zitierte sie ein altes Sprichwort und machte sich auf die Suche nach dem Flötenspieler.
    ***
    Die Schädel hatten Baba Yaga nicht gewarnt. Von einem Moment zum anderen stand die Puppenspielerin in der Tür, und mit ihr kam ein kalter Windstoß herein, der einen Regenschauer ins Zimmer trieb.
    Yaga fuhr herum und schützte das Kind mit ihrem Körper vor dem kalten Hauch.
    Sie lebt!, durchzuckte es sie. Die Puppenspielerin lebt!
    Es war unfassbar. Sie musste doch tot sein, umgekommen beim Zweikampf mit Yaga, als diese den Teppich stahl.
    Die Puppenspielerin schloss die Tür hinter sich.
    Sie sah so aus wie damals am Hof des Herzogs. Eine dunkelhaarige Frau mittleren Alters, elegant gekleidet, nur war diese Kleidung jetzt wesentlich modischer, der Zeit angepasst.
    »Du besitzt etwas, das mir gehört«, sagte die Puppenspielerin drohend. »Du hast es gestohlen. Du gibst es mir zurück, sofort.«
    Yaga schüttelte den Kopf.
    »Dir gehört nur, was du behalten kannst«, sagte sie. »Den Teppich konntest du nicht behalten. Du hast den Kampf verloren. Ich dachte, du wärest tot.«
    Dass die Puppenspielerin jetzt lebend vor Yaga stand, war bestürzend. Damit hatte die Hexe nicht gerechnet. Es traf sie wie ein Schock, und sie ahnte, dass ihr noch weitere Überraschungen bevorstanden.
    Offenbar war die Puppenspielerin weitaus stärker und mächtiger, als sie gedacht hatte. Sie hatte es sogar geschafft, der Hexe ihren Tod vorzugaukeln…
    »Auch dir gehört nur, was du behalten kannst«, sagte die Puppenspielerin kalt. Sie streckte die Hände aus. Entsetzt erkannte Yaga, dass die andere nach dem Kind auf ihren Armen griff.
    Sie trat ein paar Schritte zurück, brachte sich damit aus der unmittelbaren Reichweite der Feindin, und legte das in dicke, wärmende Tücher gewickelte Kind vorsichtig auf den Teppich. Dann sprang sie der Puppenspielerin wieder entgegen, kampfbereit. .
    »Du stirbst, oder du verlässt dieses Haus mit leeren Händen«, fauchte sie.
    »Das Haus der Diebin…«, gab die Puppenspielerin höhnisch zurück.
    Yaga griff sofort an. Sie schlug mit aller magischen Kraft zu, über die sie verfügte. Der gusseiserne Ofen, wie die Hütte auf Hühnerbeinen stehend, setzte sich in Bewegung und stapfte auf die Dunkelhaarige zu. Die Feuerklappe flog auf, und rot glühende Kohlenstücke jagten wie Geschosse heraus. Aber mit ein paar raschen Handbewegungen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher