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0691 - Schwester der Nacht

0691 - Schwester der Nacht

Titel: 0691 - Schwester der Nacht
Autoren: Martin Barkawitz
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holen. In unsere Dimension.«
    »Wie viele seid ihr?«
    »Sechsundzwanzig.«
    »Das ist nicht viel. Ich dachte immer, es gibt Millionen Geister.«
    »Gibt es auch, Zamorra. Aber wir sind eine Art… nennen wir es Geheimbund.«
    Ein Geister-Geheimbund! Zamorra hatte schon mit vielen unerklärlichen Dingen zu tun gehabt. Nicht umsonst war er Parapsychologe. Aber nun war er doch ein wenig erstaunt.
    »Und was tut dieser Geheimbund?«
    »Wir kämpfen gegen die Weltherrschaft der Vampire. Und dafür benötigen wir deine Hilfe.«
    »Und was soll ich tun?«, fragte Zamorra verblüfft.
    »Du sollst in das Jahr 1869 zurückreisen und eine Vampirin namens Vivien Lafayette von ihrer Existenz erlösen. Außerdem alle weiteren Blutsauger, die sie bereits infiziert hat. Wie viele das sind, wissen wir leider nicht.«
    »Und warum soll ich sie erlösen?«
    »Erstens, weil sie ein Vampir ist«, erklärte die Geisterstimme leidenschaftslos. »Und jeder Vampir ist eine Bedrohung, wie du weißt. Und zweitens«, der Feinstoffliche machte eine kurze Pause, »weil sie sonst Kaiser Napoleon III. beseitigen wird, um einen Vampir-Kaiser auf Frankreichs Thron zu setzen.«
    ***
    Diese Nachricht musste Zamorra erst einmal verdauen.
    Natürlich musste er damit rechnen, in eine Falle gelockt zu werden. Seine höllischen Gegner waren gerissen und zu allem fähig. Daher reagierte er zunächst nicht und ließ die Stimme weiterreden.
    »Vivien Lafayette will Napoleon III. entweder töten oder gefangen nehmen. Was sie genau plant, wissen wir nicht. Auf jeden Fall soll ein Vampir an seine Stelle treten. Um ganz Frankreich zu einem Blutsaugerreich zu machen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Weltherrschaft der Vampire.«
    »Ich glaube dir nicht«, erwiderte Zamorra.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich im Jahre 2000 lebe. Und so weit ich weiß, ist Napoleon III. nicht durch einen Vampirkaiser ersetzt worden. Er musste vielmehr abdanken, weil er den Krieg gegen Deutschland verloren hatte. Danach wurde wieder einmal in Frankreich die Republik ausgerufen.«
    »Schon richtig«, gab der Geist triumphierend zu bedenken. »Aber Napoleon III. konnte nur gerettet werden, weil du, Zamorra, diese Vampirin Vivien Lafayette besiegt hast!«
    Zamorra schwieg. So konnte es natürlich sein. Ein klassisches Raum-Zeit-Paradox. Zamorra wusste, dass in der Vergangenheit etwas geschehen war. Aber es hatte nur deshalb geschehen können, weil er, Zamorra, zurückgereist war und die Dinge ins Lot gebracht hatte. Daran erinnern konnte er sich natürlich erst, wenn es auch für ihn selbst geschehen und er wieder in die Gegenwart zurückgekehrt war. Das erlebte er nicht zum ersten Mal.
    »Wenn ich also den Anschlag auf Napoleon III. nicht verhindere, wird Frankreich zum Vampirland?«
    »So ist es, Zamorra. Die Folgen wären unabsehbar…«
    Das wusste der Parapsychologe natürlich auch. Wenn die Geschichte anders verlief, als sie verlaufen war, würde das Raum-Zeitgefüge empfindlich gestört. Nach etlichen früheren Paradoxa war es ohnehin nicht mehr sonderlich stabil. Im schlimmsten Fall würde sich Zamorra plötzlich in einer Welt wieder finden, in der es nur noch Vampire gab.
    Der Dämonenjäger verharrte einen Moment in Schweigen.
    »Dann sagt mir, wo und wann ich diese Vivien Lafayette finde«, forderte er. »Ich werde ihr einen Besuch abstatten und ihre Pläne durchkreuzen.«
    Obwohl er keinen Körper hatte, konnte Zamorra die Erleichterung des Geister-Geheimbundes förmlich spüren.
    »Du findest sie im August des Jahres 1869 in Paris.«
    »Geht das nicht etwas genauer?«, fragte Zamorra. »Paris war damals schon eine Großstadt.«
    »Das wissen wir«, entgegnete die Geisterstimme. »Aber die Vampire sind schlau. Ich glaube, sie ahnen, dass wir ihnen ans Leder wollen. Vivien Lafayette versteht es meisterhaft, sich zu tarnen und unterzutauchen. Mehr als den Namen und das Datum können wir dir nicht bieten, Zamorra. Es tut mir Leid.«
    »Ich werde mich in das Jahr 1869 begeben und mich dieser Vivien Lafayette annehmen. Das verspreche ich euch.«
    »Wir sind dir leider keine große Hilfe, weil wir keine Körper haben, Zamorra. Aber alle Menschen, die du vor den Blutsaugern bewahren kannst, werden es dir danken.«
    Plötzlich war die Geisterdimension verschwunden, als ob jemand beim Fernsehen einen Kanal weggezappt hätte.
    Zamorra hatte seinen Körper wieder und stand auf der Rue du Faubourg-St. Honore.
    Allerdings kam der Übergang so schnell, dass der Parapsychologe stürzte
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