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Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)

Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)

Titel: Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
Autoren: C.C. Hunter
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1. Kapitel
        
    »Das ist nicht lustig!«, hörte sie ihren Vater brüllen.
    Nein, wirklich nicht, dachte Kylie Galen, während sie sich in den geöffneten Kühlschrank beugte, um nach einer Cola zu suchen. Eigentlich war es so wenig lustig, dass sie sich am liebsten dort zwischen dem Senfglas und alten Hotdogs verkrochen und die Tür zugemacht hätte, um dem wütenden Gekeife im Wohnzimmer zu entkommen.
    Ihre Eltern gingen mal wieder aufeinander los.
    Doch das würde bald ein Ende haben. Kühle Luft schlug ihr aus dem Kühlschrank entgegen.
    Heute war es so weit.
    Kylies Kehle verengte sich. Sie schluckte den Kloß aus Tränen in ihrem Hals hinunter, um nicht einfach loszuheulen. Heute war bestimmt der ätzendste Tag ihres Lebens. Dabei hatte sie in letzter Zeit schon einige echt beschissene Tage gehabt. Sie hatte einen Stalker an der Backe, Trey hatte mit ihr Schluss gemacht, und ihre Eltern hatten ihre Scheidung verkündet – ja, ›echt ätzend‹ traf es wohl ganz gut. Kein Wunder, dass ihre nächtlichen Albtraum- und Panikattacken mit voller Wucht zurückgekehrt waren.
    »Was hast du mit meiner Unterwäsche gemacht?« Die grollende Stimme ihres Vaters schallte aus dem Wohnzimmer bis in den geöffneten Kühlschrank.
    Seine Unterwäsche? Kylie hielt sich eine kalte Cola-Dose an die Stirn. »Warum sollte ich irgendetwas mit deiner Unterwäsche gemacht haben?«, fragte ihre Mutter mit ihrer ach so gleichgültigen Stimme. Das war typisch für ihre Mutter – gleichgültig. Eiskalt.
    Kylie warf einen schnellen Blick aus dem Küchenfenster auf die Terrasse, wo sie ihre Mutter eben noch gesehen hatte. Dort lagen jetzt ein paar von Dads weißen Feinripp-Unterhosen auf dem qualmenden Grill.
    Na toll. Ihre Mutter grillte die Unterhosen ihres Vaters. Kylie würde nie wieder etwas von diesem Grill essen, so viel war klar.
    Sie kämpfte weiter gegen die Tränen an, stellte die Cola zurück in den Kühlschrank und ging in den Flur. Vielleicht würden die beiden beim Anblick ihrer Tochter zur Besinnung kommen und aufhören, sich wie Teenager zu benehmen – so dass sie wieder das Kind sein konnte.
    Ihr Vater stand in der Zimmermitte, ein paar seiner Unterhosen fest umklammert. Ihre Mutter saß auf dem Sofa und nippte gelassen an ihrem Tee.
    »Du brauchst dringend einen Psychologen«, schrie ihr Vater ihre Mutter an.
    Punkt für Dad, dachte Kylie. Ihre Mutter brauchte wirklich psychologische Hilfe. Warum war eigentlich Kylie diejenige, die zweimal pro Woche bei der Therapeutin auf der Couch saß?
    Warum sonst sollte ihr Dad, von dem jeder sagte, er würde alles für Kylie tun, heute ausziehen und sie zurücklassen wollen?
    Sie konnte es ihm nicht verübeln, dass er ihre Mutter – alias ›die Eiskönigin‹ – verlassen wollte. Aber wieso nahm er Kylie nicht mit? Wieder bildete sich ein Kloß in ihrem Hals.
    Dad drehte sich um, und sein Blick fiel auf Kylie. Er stürmte zurück ins Schlafzimmer, wohl um seine restlichen Sachen zu packen – natürlich abzüglich der Unterhosen, die gerade auf dem Gartengrill Rauchzeichen produzierten.
    Kylie stand da und starrte ihre Mutter an, die seelenruhig in Arbeitsunterlagen las, als sei es ein Tag wie jeder andere.
    Kylies Blick fiel auf das gerahmte Foto von ihr und ihrem Vater, das über dem Sofa hing, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Das Foto war bei einem ihrer jährlichen Vater-Tochter-Ausflüge entstanden.
    »Du musst doch irgendwas tun«, flehte Kylie ihre Mutter an.
    »Was denn?«, fragte die gereizt.
    »Mach, dass er es sich anders überlegt. Sag ihm, dass es dir leidtut, dass du seine Shorts grillst.« Dass es dir leidtut, dass Eiswasser durch deine Adern fließt. »Egal, was du machst, lass ihn nur nicht gehen.«
    »Du verstehst das nicht.« Und damit wandte sie sich wieder ihren Papieren zu – völlig emotionslos.
    In diesem Moment rannte ihr Vater samt Koffer durchs Wohnzimmer. Kylie lief ihm hinterher und folgte ihm zur Tür hinaus in die drückende Mittagshitze von Houston.
    »Nimm mich mit«, flehte sie ihn an. Es war ihr egal, dass er ihre Tränen sah. Vielleicht halfen die Tränen sogar. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie durch Weinen alles bei ihm erreicht hatte. »Ich brauche auch nicht viel zum Essen«, schniefte sie, in der Hoffnung, mit Humor zu ihm durchzudringen.
    Er schüttelte den Kopf, aber anders als ihre Mutter ließ es ihn nicht kalt – das verrieten seine Augen. »Du verstehst das nicht.«
    Du verstehst das nicht. »Warum
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