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0690 - Die Flucht des Körperlosen

Titel: 0690 - Die Flucht des Körperlosen
Autoren: Unbekannt
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gar auf die Teleportation, und wenn er das tat, konnte ich die Vorgänge in seinem Bewußtsein beobachten. Auf diese Weise hatte ich den Scaftilar überhaupt erst kennengelernt. Leticron amüsierte sich königlich über das Entsetzen, das Yandikor jedesmal packte, wenn der Corun of Paricza - das war Leticrons ursprünglicher Titel als Herrscher der Überschweren, dessen er sich auch heute noch gerne bediente - unversehens aus dem Nichts vor ihm auftauchte.
    Physisch erging es mir als Leticrons Gefangenem wohl - wenn man bei einem vorn Körper losgelösten Bewußtsein überhaupt von einem physischen Befinden sprechen kann. Leticron war kein normaler Mensch. Er besaß psionische Fähigkeiten, und die Psi-Strahlung, die von seinem Bewußtsein ausging, hatte eine ähnliche Wirkung wie die des PEW-Metalls, das unser Dasein im Innern des galaktischen Asteroiden WABE 1000 ermöglicht hatte.
    Ich würde es ohne Zweifel jahrelang bei meinem derzeitigen Wirt aushalten können, ohne zwischendurch eine PEW-Dusche zu brauchen. Natürlich lag mir an dieser Aussicht nichts. Ich war fest entschlossen, bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bot, auf einen anderen Wirt überzugehen. Mein Problem war, daß Leticron um diese Gefahr wußte und mir die ersehnte Gelegenheit nicht bot.
    Trotzdem würde sie eines Tages kommen, dessen war ich sicher. Kein Wesen hat sich dermaßen in der Gewalt, daß es jede Lage, der es ausgesetzt wird, bestehen kann, ohne daß es zum Beispiel in den Augenblicken der höchsten Überraschung oder unter dem Eindruck körperlichen Schmerzes vorübergehend die Kontrolle über sein Bewußtsein verliert. Auf einen solchen Augenblick wartete ich. Anderes konnte ich nicht tun. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich in der Tugend zu üben, die meinem Volk in grauer Vergangenheit als die höchste aller Weisheiten erschienen war: Geduld.
     
    *
     
    In diesen Tagen lachte Leticron manchmal. Früher war er, wenn er Heiterkeit zum Ausdruck bringen wollte, über ein kurzes Grinsen nicht hinausgegangen. Jetzt jedoch fühlte er eine neue Kraft, eine neue Zuversicht in sich, und es gab Augenblicke, in denen er sich von der Heiterkeit dermaßen überwältigt fühlte, daß ihm das Gelächter einfach über die Lippen brach, ohne daß er es zurückhalten konnte.
    Zabrijna, die überschwere Sauerstoffwelt, auf der früher ein paar Hände voll pariczanischer Aussiedler mit Mühe ihr Dasein gefristet hatten, war zur waffenstarrenden Kriegswelt der Überschweren geworden. Auf Zabrijna gab es mehrere Gefangenenlager, in denen die Überlebenden der großen Katastrophe, des Untergangs des Solaren Imperiums, dahinvegetierten. Bevor er zum letzten großen Schlag ausholte, hatte Leticron den Terranern und Solariern versprochen, er werde sie zu willenlosen Sklaven machen und sie in alle Winde zerstreuen. Er hatte seine Drohung wahrgemacht. Hier auf Zabrijna gab es Millionen Beweise dafür, daß der Corun of Paricza seine Versprechen zu halten pflegte.
    Leticrons Hauptquartier erhob sich in der Nähe des größten der sechs Raumhäfen, die in den vergangenen Monaten auf Zabrijna entstanden waren. Es war ein riesiger, bombastischer Komplex von Gebäuden, die sich um einen mehr als einen Kilometer weiten Hof gruppierten, aus dessen Mitte sich Leticrons eigentliches Kommandozentrum erhob, ein monolithisch wirkender Klotz, über zweihundert Meter hoch, im Stil der alten pariczanischen Burgen erbaut.
    In einem der Tausende von Räumen dieses Kolosses saß Yandikor der Scaftilar an einer Datenendstelle und ließ sich über Bildschirm zum dutzendsten Mal die zahlenmäßige und waffentechnische Stärke der einzelnen pariczanischen Flottenverbände vorspielen. Er tat dies mit einer gewissen Genugtuung - denn wie sein Herr Leticron war auch Yandikor besessen von dem Gedanken an die galaxienbeherrschende Macht des Volkes der Überschweren - aber auch aus einem triftigen Grund: Leticron hatte ihn beauftragt, die Flottenverbände nach einem gewissen Schema innerhalb der Galaxis zu verteilen.
    Leticron hatte seinem Vertrauten nicht zu verstehen gegeben, welchen Zweck er mit diesem Manöver verfolgte. Aber Yandikor war schlau genug, die Absicht des Herrschers aus dessen Anweisungen zu erraten. Es galt, den letzten Schlag gegen das Volk der Solarier zu führen. Das letzte Versteck der Menschheit, nach zuverlässigen Informationen irgendwo im Kerngebiet der Milchstraße gelegen, sollte gefunden und vernichtet werden.
    Plötzlich hörte Yandikor ein
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