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0690 - Die Flucht des Körperlosen

Titel: 0690 - Die Flucht des Körperlosen
Autoren: Unbekannt
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hineingeredet, angesichts dessen es Yandikor für klug hielt, keine weiteren Fragen zu stellen. Er kannte seinen Herrn als einen kühlen Rechner, der nichts unüberlegt tat, sich die Erfolgsaussichten jedes Vorhabens gründlich errechnete und über seine Pläne eher zu wenig als zuviel redete.
    In letzter Zeit hatte sich sein Gehabe geändert. Es war, als sei mit dem Bewußtsein des terranischen Mutanten ein gerütteltes Maß an Emotionalität in ihn eingedrungen. Er sprach mit großen Worten von sich selbst und seinen galaxisumspannenden Plänen und hatte deren Verwirklichungsmöglichkeiten noch gar nicht durchgerechnet. So zweifelte der Scaftilar zum Beispiel ernsthaft daran, ob die Laren sich von einem emsig von hier nach dort springenden Teleporter so ins Bockshorn jagen lassen würden, daß sie sich dadurch veranlaßt fühlten, Leticron als Gleichberechtigten anzuerkennen.
    Das jedoch, fand Yandikor, war eine Sorge, die man vorläufig der Zukunft überlassen mußte. Er gab die Hoffnung nicht auf, daß Leticron zu seinem nüchternen Selbst zurückfinden würde, wenn die Ausführung seiner Pläne erst einmal unmittelbar bevorstand.
    Er wurde in seiner Nachdenklichkeit gestört. Ein Summer ertönte. Der Bildschirm, auf dem eben noch Zahlenreihen über die Zusammensetzung der Flottenverbände gestanden hatten, flackerte kurz und zeigte gleich darauf das besorgte Gesicht eines jungen Überschweren, der eine Uniform und die Rangabzeichen eines Offiziers trug.
    „Ich habe eine Meldung für dich, Hoheit!" sagte er erfurchtsvoll.
    „Sie kommt von dem vorgeschobenen Fort STOLZ VON PARICZA und besagt, daß soeben zweiunddreißig larische Raumschiffe aus dem Hyperraum materialisiert sind."
    Yandikor zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen.
    „Ihr Kurs?" fragte er knapp.
    „Zabrijna, Hoheit", erhielt er zur Antwort. „Sie werden in wenigen Minuten zur Landung ansetzen."
    „Ich danke", sagte Yandikor und schaltete das Gerät ab.
    Leticron hatte das Gespräch verfolgt.
    „Sie kommen zur unrechten Zeit!" knurrte er wütend. „Ich kann sie nicht brauchen! Ich brauche meine ganze Aufmerksamkeit, um den Mutanten zu bewachen, der in mir wohnt. Ich würde ihnen zerfahren und unaufmerksam vorkommen, und sie würden Verdacht schöpfen."
    „Das mag so sein, Herr", gab Yandikor zu. „Was aber willst du tun?"
    Leticron faßte einen raschen Entschluß.
    „Ich bin nicht anwesend", erklärte er. „Du wirst die Laren empfangen und ihnen klarmachen, daß ich Zabrijna vor kurzer Zeit verlassen habe. Auf unbestimmte Zeit, hörst du?"
    Yandikor hätte gerne widersprochen. Aber er sah den Zug fester Entschlossenheit in der Miene des Gebieters und wußte, daß hier jeder Widerspruch nutzlos war.
    „Ich werde es tun, Herr!" versprach er unterwürfig.
     
    *
     
    Von schier unendlicher, erdrückender Weite war die ebene Fläche des Landefeldes. In kaum achthundert Metern Höhe schwebten die flimmernden, grelleuchtenden Kugeln der larischen Raumschiffe. Was das Auge sah, war nicht die aus erstarrter Energie gebildete Schiffshülle, sondern das Schirmfeld, mit dem sich die Fahrzeuge zu ihrem Schutz umgaben und dessen energiereiche Außenzonen mit den Molekülen der Luft in Wechselwirkung traten, wodurch irisierende, nordlichtartige Leuchterscheinungen entstanden.
    Die zweiunddreißig Kugelraumschiffe waren zur Ruhe gekommen. Larische Fahrzeuge landeten niemals, wie die Schiffe anderer Technologien es taten, auf der eigentlichen Fläche des Raumhafens. Sie. blieben hoch darüber stehen, von unbekannten Kräften gehalten, die geheimnisvollen Maschinen an Bord der Fahrzeuge entströmten. Yandikor der Scaftilar hatte in aller Eile eine Gruppe von hohen Würdenträgern zusammengetrommelt und sie mit einer Kolonne von Antigrav-Gleitern nach dem Landefeld verfrachtet. Er selbst empfand keinerlei Hoffnung, daß er sich seines Auftrages werde entledigen können. Dazu waren die Laren zu schlau.
    Fremd in dieser Galaxis, beherrschten sie die Kunst der Physiognomie, unterstützt durch kleine Meßgeräte von einer geheimnisvoller Funktion, so gut, daß sie den Gesichtsausdruck jedes Angehörigen eines beliebigen galaktischen Sternenvolks mühelos deuten und damit erkennen konnten, ob man ihnen Lügen vorsetzte oder die Wahrheit sagte.
    Yandikor war sicher, daß er seine Miene ausreichend- unter Kontrolle hatte, um die Laren und ihre geheimnisvollen Geräte zu täuschen. Aber in seiner Begleitung befanden sich achtzehn hohe Offiziere der
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