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069 - Der Vampir von Venedig

069 - Der Vampir von Venedig

Titel: 069 - Der Vampir von Venedig
Autoren: Dämonenkiller
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schüttelte fast eigensinnig den Kopf.
    „Was hast du denn, Christa?" fragte er ein wenig gereizt. „Wir verlieren den Anschluß. Ich glaube nicht, daß er warten wird."
    „Ich komme nicht mit", sagte sie mit fester Stimme. „Ich traue dem jungen Mann nicht."
    „Aber Christa, was soll denn das heißen? Ohne ihn finden wir hier nicht mehr heraus. Nun komm schon!"
    Der junge Mann wartete auf sie, erschien wieder am Eingang des Hauses und winkte. Auf Christa machte er den Eindruck eines Todesengels. Sie spürte die unmittelbare Gefahr, in der sie sich befanden. Unwillkürlich ging sie einen halben 'Schritt zurück. Nichts auf der Welt hätte sie dazu gebracht, diesem jungen Venezianer zu folgen.
    „Entscheiden Sie sich!" rief er ihnen jetzt zu. „Ich habe nicht viel Zeit."
    „Christa, bitte, reiß dich doch zusammen! Du benimmst dich wie ein Kind."
    Sie blieb störrisch und schüttelte den Kopf. Es war ihr in diesem Moment völlig gleichgültig, was ihr Mann von ihr dachte. Sie wußte nur, daß Gefahr drohte, spürte, daß diese Gefahr von Sekunde zu Sekunde wuchs. Irgend etwas Unabwendbares zog sich über ihren Köpfen zusammen.
    „Du, ich möchte wirklich nicht mit dir streiten", sagte Siegfried, seine Stimme anhebend, „aber ich habe keine Lust auf deine Launen einzugehen."
    Der junge Mann in der Tür des verfallenen Hauses winkte ihnen erneut zu, jetzt drängender und ungeduldiger. Er klopfte auf seine Armbanduhr, zeigte dann einladend in das Haus. Licht spiegelte sich in den dunklen Gläsern seiner Sonnenbrille. Die Gläser wurden plötzlich zu Augen, die verlangend und brennend die junge Frau musterten. Christa wenigstens kam es so vor.
    „Ich komme nicht mit", sagte sie. „Bitte, Siegfried, bitte! Wir dürfen nicht mitgehen."
    Ihre Stimme klang beschwörend. Siegfried erkannte, daß seine Frau sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs befand. Sie wich immer mehr zurück. Weit waren ihre Augen geöffnet, als sähe sie bereits schreckliche grauenhafte Dinge.
    „Wir bleiben hier", sagte er und legte einen Arm um sie. „Wir kommen auch allein zurecht, Christa. Beruhige dich! Wir gehen nicht mit."
    Er führte sie über die schmale Treppe nach unten zum Kanal und überwand seinen Ekel. Tief sanken seine Füße im Schlick - ein. Schmatzend gab der Schlamm sie wieder frei. Als er Christa auf seine Arme nehmen und hinübertragen wollte, schüttelte sie tapfer den Kopf. Sie folgte ihm und sank ebenfalls fast bis zu den Waden ein. Nach wenigen Schritten erreichten sie festeren Untergrund.
    Nun kamen sie schneller voran und wenig später hatten sie es geschafft. Über eine Art Rampe kamen sie zum anderen Gehsteig.
    Siegfried Gruber wollte die Situation mit einem Witz überspielen, war dazu jedoch nicht in der Lage. Auch ihm war so, als hätten sie gerade eine lebensgefährliche Situation überstanden. Er sah zu dem jungen Mann hinüber, der bis zu der schmalen Treppe vorgelaufen war.
    Der junge Mann rief ihnen nichts zu. Er stand nur da mit hängenden Armen und beobachtete sie durch seine dunkle Sonnenbrille, ließ nicht erkennen, ob er sich wunderte oder nicht. Plötzlich aber drehte er schnell den Kopf herum, sah zum Palazzo hinüber, wandte sich um und lief dann wie gehetzt den schmalen Gehsteig hinunter. Er verschwand in einem der alten, verfallenen Häuser, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    „Sieh doch!" stieß Christa hervor und deutete auf einen Mann, der plötzlich hinter den quervernagelten Brettern des Palazzoportals zu erkennen war.
    „Wir sollten gehen", drängte Siegfried. Sein Bedarf an Aufregungen und Zwischenfällen war gedeckt; dennoch blieb er wie seine junge Frau stehen und sah zum Palazzo hinüber. Der Mann dort trat mit den Füßen die morschen Bretter zur Seite und schlüpfte durch eine schmale Öffnung heraus ins Freie.
    „Hallo!" rief er. „Nehmen Sie mich mit? Ich habe mich auch verlaufen."

    Sie faßte sofort Vertrauen zu ihm.
    Er war vielleicht achtundzwanzig bis dreißig Jahre alt, gut ein Meter neunzig groß, schlank und hatte eine sportlich durchtrainierte Figur, schwarzes Haar, grüne, zwingende Augen, eine kräftige Nase und einen Schnurrbart. Von dem Mann ging eine spürbare Kraft aus, der man sich nicht entziehen konnte.
    Siegfried Gruber empfand sofort so etwas wie Eifersucht, als er seine Frau ansah. Der Mann nickte grüßend.
    „Ich heiße Dorian Hunter", stellte er sich vor. Er sprach sehr gutes Deutsch mit leichtem Akzent. „Darf man fragen, wie Sie hier in diese
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