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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis
Autoren: Claudia Kern
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Schneidersitz auf dem Boden In seinen Armen hielt er die greisen Säuglinge.
    Der Indianer faltete seine Schwingen zusammen und trat ein, Duane sah auf. Seine Augen schimmerten feucht. »Du bist gekommen, um dein Versprechen einzulösen«, sagte er rau.
    Hanhepi nickte. »Das ist der Dank für deine Treue, mein Freund.«
    Er ging neben dem alten Mann in die Hocke und brach zuerst ihm und dann seinen Schwestern das Genick.
    Als er die Hütte verließ und auf die Stadt der Unsterblichen zuflog, um sie vom Erdboden zu tilgen, fragte er sich, warum er so traurig war.
    ***
    Zamorra lief auf das Zelt des Indianers zu. Er rannte die Hauptstraße entlang, bog in das Feld ein und sah, wie Smith den Speer durch die Zeltwand stieß.
    »Smith!«, schrie er.
    Der Regisseur ließ den Speer mit einem entsetzten Aufschrei los. Er wollte zurückweichen, war aber nicht schnell genug. Zamorra prallte gegen ihn und riss ihn zu Boden. Ein einziger wutentbrannter Schlag reichte, um Smith zusammensacken zu lassen.
    »Du verdammter Mistkerl«, murmelte er verbittert.
    Schwer atmend stand der Dämonenjäger auf und ging zum Zelteingang. Obwohl er wusste, was er vorfinden würde, schlug er die schweren Felle zur Seite und trat geduckt in das Tipi.
    Der Rauch nahm ihm für einen Moment die Sicht und brachte ihn zum Husten.
    »Zamorra?«, flüsterte eine Stimme.
    Der Dämonenjäger ging in die Hocke. Auf der anderen Seite der Feuerstelle saß Wakinyan. Er war in sich zusammengesunken, hatte kaum mehr die Kraft, den Kopf zu heben, aber er lebte. Aus seiner Brust ragte eine blutige Speerspitze.
    »Ich war nicht schnell genug, Wakinyan. Es tut mir leid.«
    Der Indianer streckte Zamorra seine Arme entgegen. »Der Krähengott hat dich zu mir gebracht. Das ist alles, was zählt. Gib mir deine Hände.«
    »Warum?«
    »Ein Zauber… um sie sterblich zu machen… Ich habe nicht genug Kraft. Bitte hilf mir.«
    In seinen Worten lag eine solche Eindringlichkeit, dass Zamorra nicht auf die Idee kam, ihm die Bitte abzuschlagen. Er ergriff die Hände des Priesters.
    Die Berührung schien Wakinyan neue Kraft zu geben. Er richtete sich auf und begann leise zu singen.
    Zamorra spürte, wie sein Körper zuckte, als stünde er unter Strom. Ein scharfer Wind peitschte plötzlich durch das Zelt. Die Flügel der toten Krähen flatterten.
    Der Wind wurde immer stärker. Die langen Stäbe, mit denen das Tipi im Boden verankert war, brachen. Gegenstände flogen durch die Luft. Zamorra glaubte, im Zentrum eines Tornados zu sitzen.
    Im nächsten Moment riss der Wind das Zelt über ihre Köpfe hinweg.
    Wakinyans Gesang erstarb mit einem letzten Seufzer. Er ließ die Hände des Dämonenjägers los, der haltlos nach hinten kippte.
    Zamorra sah den Sternenhimmel.
    Und Hanhepi, der über ihm schwebte wie ein Racheengel.
    »Freust du dich, mich zu sehen?«, fragte der Indianer.
    Wakinyan hob langsam den Kopf. »Ja«, flüsterte er so leise, dass Zamorra nicht sicher war, ob Hanhepi ihn verstand. »Ich freue mich, weil mein Zauber vollendet ist. Die Menschen sind sterblich… Es gibt… keinen Grund mehr, sie zu töten… Nur ich… nur ich bin noch übrig.«
    Zamorra kam taumelnd auf die Beine. Er spürte, wie die Macht des Zauberspruchs nachließ. Die Kraft, die er geopfert hatte, um Wakinyan zu helfen, tat ein Übriges. Er konnte sich kaum aufrecht halten.
    Hanhepi sah ihn an. »Ohne dich hätte er das nie geschafft. Ich denke, ich sollte dich töten, wenn ich mit ihm fertig bin.«
    »Er ist doch schon fast tot«, entgegnete Zamorra, ohne auf die Drohung einzugehen. »Er hat gebüßt für das, was er dir angetan hat. Warum lässt du ihn nicht in Ruhe sterben?«
    Hanhepi lächelte und schwebte bis auf den Boden herab. Dicht vor dem Parapsychologen blieb er stehen.
    »Weil ich keinen anderen Sinn im Leben kenne, als ihn zu töten«, sagte er lächelnd.
    In seinen Augen blitzte es. Blitzschnell drehte er sich um und stürzte sich auf den Priester Zamorra griff nach seinen Flügeln, stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegen.
    Der Indianer fauchte. Er versuchte den Dämonenjäger abzuschütteln wie ein Pferd, das seinen Reiter loswerden will, aber Zamorra hielt ihn mit letzter Kraft fest. Hanhepi drehte sich, tastete mit den Händen nach ihm, stieß aber nur gegen seine eigenen Flügel.
    Er knurrte wütend, während Zamorra versuchte, ihn zu Fall zu bringen.
    Im nächsten Moment weiteten sich die Augen des Dämonenjägers.
    Wakinyan hatte sich von seinem Platz erhoben
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