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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis
Autoren: Claudia Kern
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musste Zamorra finden.
    ***
    Der Wald wurde immer dichter. Zamorra stieg ab und führte das Pferd zu Fuß durch das schwierige Gelände. Mit jedem Schritt wurde ihm klarer, dass er einen Ort brauchte, wo er sich ausruhen konnte. Der Absturz steckte ihm noch in den Knochen; außerdem fror er in der nächtlichen Kälte, hatte Hunger und Durst - alles Punkte, die nicht gerade dazu beitrugen, seine Stimmung zu heben.
    Der Dämonenjäger wusste, dass er in einer Zwickmühle saß. Wenn die Geschichte, die Wakinyan erzählt hatte, stimmte, lauerte vor der Barriere ein mordgieriger Unsterblicher, der nur darauf wartete, über Paradise Lost und seine Bewohner herzufallen.
    Die Barriere selbst war kein großes Problem. Zamorra schätzte, dass er sie mit einem magischen Kraftakt und sehr viel Vorbereitung zerstören konnte, aber dann würde Hanhepi eindringen. Er war nicht bereit, eine ganze Stadt zu opfern, um von diesem Ort zu fliehen.
    Der Parapsychologe hatte auch nicht vor sich auf einen Kampf mit den Unsterblichen einzulassen, denn der Krieg, den sie führten, ging ihn nichts an. Es war eine Fehde, in die er nur durch Zufall gerissen worden war und die er nicht beurteilen konnte. Wakinyan hatte ihm seine Version der Geschichte erzählt, Hanhepi hatte vermutlich eine ganz andere, Trotzdem musste Zamorra einen Weg finden, um Paradise Lost zu verlassen, aber wie?
    Er lauschte in den Wald hinein, konnte jedoch außer einigen nachtaktiven Tieren und dem leisen Schnauben seines Pferds nichts hören. Der Mob suchte ihn entweder an einer anderen Stelle oder hatte sich in die Stadt zurückgezogen.
    Wenigstens eine positive Nachricht, dachte Zamorra müde.
    Die zweite offenbarte sich nur wenige Meter später, als die Bäume vor ihm weniger wurden und er auf eine kleine Lichtung hinaustrat. In deren Mitte stand eine windschiefe Hütte, die von achtlos weggeworfenem Müll umgeben war.
    Zamorra sah sich misstrauisch um. Es war niemand zu sehen. Vorsichtshalber band er das Pferd zwischen den Bäumen an, wo es nicht so leicht zu entdecken war. Dann hinkte er geduckt über das offene Gelände, bis er die Hütte erreichte.
    Sie bestand nur aus einem einzigen Raum, erkannte Zamorra, als er durch das schmutziggraue Glas des Fensters hineinsah. Darin stand ein Bett, ein Tisch, eine primitive Feuerstelle, eine Kommode und ein paar Regale. Jemand hatte eine große Tasche auf dem Tisch abgestellt. Abgesehen davon war die Hütte leer.
    Zamorra fragte sich, ob der Bewohner zu dem Mob gehörte, der ihn verfolgte. Dann hatte er möglicherweise viel Zeit, bis der in seine Hütte zurückkam.
    Immer noch misstrauisch stieß der Dämonenjäger die knarrende Tür auf, aber nichts sprang ihn aus der Dunkelheit an. Er trat langsam ein und schloss die Tür hinter sich. Es war zu riskant, in der Hütte zu übernachten, aber auf dem Bett lagen wenigstens ein paar Decken, die er in den Wald mitnehmen konnte.
    Zamorra verschob einige der Hieroglyphen am Rand des Amuletts und brachte die magische Scheibe zu einem sanften Leuchten. Es war zwar nicht so hell wie eine Kerze, erregte dafür aber auch weniger Aufmerksamkeit, wenn jemand von draußen auf die Hütte schaute.
    Das erste, was Zamorra entdeckte, war eine halbvolle Wasserkaraffe, die neben der Tasche auf dem Tisch stand. Er roch vorsichtig daran und trank dann in großen Schlucken.
    Dabei streifte sein Blick die Tasche.
    Zamorra setzte die Karaffe ab und zog die Tasche zu sich herüber. Sie bestand aus altem, nachgedunkelten Leder und war recht schwer. Seine Finger glitten über den Metallverschluss. Die Tasche war nicht abgeschlossen.
    Draußen heulte ein Coyote. Ein Ast knackte laut.
    Zamorra zuckte zusammen.
    Er hob die Licht-Magie des Amuletts auf und ging im Dunkeln zur Tür. Durch einen Spalt zwischen den Brettern sah er hinaus auf die Lichtung.
    Nichts regte sich.
    Der Dämonenjäger kehrte um, trank rasch einen weiteren Schluck Wasser und griff nach den Decken auf dem Bett. Wahrscheinlich streunte nur ein Coyote durch den Wald, aber Zamorra wollte in dieser Nacht keine weiteren Risiken eingehen. Wenn der Mob auftauchen sollte, saß er in der Hütte mit nur einem Eingang in der Falle.
    Er warf sich die Decken über die Schulter, und etwas fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.
    Ein Strick, sah Zamorra, als er sich danach bückte. Er hob ihn auf und bemerkte einige dunkle Flecke auf dem derben Material.
    Sie sahen aus wie Blut.
    Der Dämonenjäger schluckte. Irgendetwas war in dieser Hütte
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