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068 - Schreckensgondel der Schneehexe

068 - Schreckensgondel der Schneehexe

Titel: 068 - Schreckensgondel der Schneehexe
Autoren: Larry Brent
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die Küche, gelangte in einen
handtuchschmalen Korridor und klopfte an die erste Tür, die sie erreichte, um
herauszufinden, ob sich vielleicht in dem Raum dahinter jemand aufhielt. Als
sich niemand rührte, drückte sie die Klinke herunter. Völlig lautlos bewegte
sich die leicht schief in den Angeln hängende Tür. Fast erwartete die
Eintretende, daß die Tür quietschte. Die Lautlosigkeit war gespenstisch und
verwirrte Christel. Hier stimmte etwas nicht! Plötzlich war die Furcht, die sie
schon besiegt zu haben glaubte, wieder da. Sie hatte mit einem Mal das Gefühl,
daß hinter der Tür Gefahr drohe. Sie wurde an ihre Kindheit erinnert. Leere
Räume und Häuser hatten seit jeher etwas Bedrückendes und Bedrohliches für sie
gehabt. Irgendwann in einem frühkindlichen Stadium mußte sie mal etwas derart
erschreckt haben, daß sie seitdem Angst davor hatte, allein in einem Haus zu sein.
Dies mußte auch etwas mit dem zu tun haben, was sie in der Gaststätte
durchgemacht hatte. Das Alleinsein.
    Seit
jeher fürchtete sie, daß eine solche Situation mal wieder auf sie zukam. Wie
damals, als sie nachts unerwartet in ihrem Kinderbett erwachte, nach Vater und
Mutter rief und entsetzt feststellen mußte, daß beide nicht in ihren Betten
lagen. Die Eltern waren ausgegangen und hielten sich zum Feiern bei Freunden
auf…
    Schreiend
sprang Christel Burger damals sechs Jahre alt, aus ihrem Bett und riß sämtliche
Türen auf, in der Hoffnung, doch noch jemand zu entdecken. Schreiend rannte sie
auch hinaus in die kalte Nacht, nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidet.
Barfuß! Sie sah die enge, nächtliche Straße noch vor sich, die alten,
verwinkelt stehenden Häuser, die sich in der Dunkelheit zu ducken schienen. Die
Nacht war besonders finster. Große Wolken standen am Himmel und schluckten das
Sternen- und Mondlicht. Kein Mensch war weit und breit. Sämtliche Türen und
Fenster waren verschlossen. Die nackten Füße klatschten auf das kalte
Kopfsteinpflaster, und der Gedanke, jemand sei hinter ihr her, wurde zur
unerträglichen Zwangsvorstellung.
    Eine
Hexe… ein schwarzer Mann… ein Dämon oder ein Gespenst konnten sie verfolgen und
einfangen. Auch wenn Mutter und Vater sagten, daß es solche Dinge nicht gäbe…
Sie wußten es nur nicht. In ihrer Kinderwelt sah das alles ganz anders aus.
Auch Großmutter hatte schon Geister gesehen, und es ihr auch gesagt. Als Mutter
davon erfuhr, gab es einen gewaltigen Krach, und seitdem wohnte die Großmutter
nicht mehr zusammen mit ihnen in dem abgelegenen Haus am Ende der Straße,
sondern lebte weit weg in einer anderen Stadt.
    Nur
zu Ostern und Weihnachten kam ein Kartengruß oder ein Brief von ihr. Aber
Mutter und Vater antworteten nie darauf, und sie richteten der kleinen
Christine auch nicht die Grüße aus. Sie ließen die Karten und Briefe heimlich
verschwinden… Aber nicht heimlich genug! Kinderaugen und Ohren entgeht weniger,
als Erwachsene in der Regel glauben. Christine begriff damals schon sehr gut,
daß man sie von dem negativen Einfluß der Großmutter, als sie ein
Gespräch zwischen ihren Eltern mal belauschte, fernhalten wollte. Und als sie
in jener Nacht in ihrer Einsamkeit aus dem Haus stürzte, führten ihre Eltern
dies auf die unverantwortlichen Gespenster- und Spukgeschichten der
Großmutter zurück. Christine schrie in jener fraglichen Nacht alle Welt
zusammen. Der Zufall wollte es, daß vom anderen Ende der Straße ein Auto
herankam, in dem ihre Eltern saßen, die schreckensbleich auf die Straße
stürzten, als sie die Tochter erkannten und die ersten Anwohner wegen des
Geschreis Fensterläden geöffnet hatten. Christine schlief in dieser Nacht bei
ihren Eltern und bekam mit, daß ihre Mutter versprach, sie nie wieder allein zu
lassen…
    Deutlich
und klar stand jene Szene aus der Vergangenheit vor ihrem geistigen Auge, als
sie die Tür zum dunklen Zimmer aufdrückte und ihr neues Erlebnis mit dem von
damals und ihrem Alleinsein in der Gaststätte verglich.
    Monika
lag im Krankenhaus… das Wirts-Ehepaar hielt sich bei einer Familienfeier im Ort
auf.
    Die
Einsamkeit hatte dies alles ausgelöst. Die Angstgefühle von damals waren nur
verschüttet gewesen und wieder mit aller Macht aufgebrochen. Diese Gefühle
waren so schlimm, daß Christel Burger Dinge zu sehen und zu hören glaubte, die
überhaupt nicht existierten. Die Ankunft des Mannes, der seit fünf Jahren als
verschollen galt… seine mumifizierten, wie trockenes Laub wirkenden Gliedmaßen…
der
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