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068 - Der Vampir und die Taenzerin

068 - Der Vampir und die Taenzerin

Titel: 068 - Der Vampir und die Taenzerin
Autoren: Marilyn Ross
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ließ.“
    Kopfschüttelnd sagte der Kommissar: „Sie beschuldigen also Marios Geist, Sie fast erwürgt zu haben.“
    „Es ist die logische Folgerung.“
    „Mir scheint sie absolut nicht logisch“, meinte Haig.
    „In der Kapelle spukt es. Daran gibt es keinen Zweifel. Jeder hier weiß es. Auch in Collinwood gehen viele unerklärliche Dinge vor sich.“
    „Die nach einer Erklärung geradezu schreien“, stellte der Kommissar fest. „Sie hätten sich immer, wenn Sie solch seltsame Erlebnisse hatten, gleich mit mir in Verbindung setzen müssen.“
    „Ich wollte Sie nicht damit belästigen.“
    „Belästigen!“ sagte er aufgebracht. „Geholfen hätten Sie mir damit! Ich hab gute Lust, einen meiner Leute hierherzuschicken, der nur die Aufgabe hat, auf Sie aufzupassen.“
    „Das ist ja lächerlich!“ protestierte sie.
    „Da bin ich mir nicht so sicher. Wie leicht könnte Ihnen das gleiche zustoßen wie Mavis Norrad.“
    „Warum denn?“
    „Vielleicht wissen Sie zuviel?“ vermutete er. „Jemand hat Angst vor Ihnen. Angst, daß Sie etwas erzählen könnten, was Ihnen jetzt noch nicht ganz klar ist.“
    Dasselbe, das Barnabas und Stefan befürchtet hatten.
    „Aber Sie selbst erklärten doch Mrs. Norrads Tod als Selbstmord.“
    „Trotzdem habe ich meine Bedenken. Mir fehlen Beweise. Sie dürfen es übrigens ruhig wissen, wen ich in Verdacht habe: Ihren Freund Barnabas Collins! Folgen Sie meinem wohlgemeinten Rat und gehen Sie ihm aus dem Weg. Für mich ist er nicht normal. Er hat eine Art Vampirkomplex, der ihn veranlaßt, jungen Mädchen aufzulauern und Gräber aufzubrechen. Vermutlich hat er auch Mrs. Norrad umgebracht und es so arrangiert, daß ihr Tod wie Selbstmord wirkte. Und nun fürchtet er, daß Sie Bescheid wissen. Darum muß er auch Sie aus dem Weg räumen.“
    Mit wachsender Beunruhigung hörte sie dem Kommissar zu. So wie er es hinstellte, würden ihm viele recht geben. Niemand würde die Wahrheit über Barnabas glauben, darum war es so einfach, einen Fall gegen ihn zu konstruieren.
    „Sie begehen einen großen Fehler“, sagte sie nur.
    „Das wird sich ja herausstellen. Ich verlange jedenfalls von Ihnen, daß Sie mich sofort verständigen, wenn auch nur das Geringste geschieht.“
    „Ich rufe Sie an“, versprach sie.
    „Tun Sie es aber auch wirklich!“ mahnte er. „Das ist ein amtlicher Auftrag. So, aber nun sehen Sie zu, daß Sie nach Hause kommen und sich vor der Vorstellung noch ein wenig ausruhen. Sie kommen mir recht nervös vor.“
    „Eine Stunde Schlaf wird Wunder wirken“, sagte sie und wandte sich zum Gehen. Bestimmt hatte der Kommissar vor, etwas gegen Barnabas zu unternehmen. Verzweifelt überlegte sie, wie sie ihn warnen konnte. Jetzt würde er noch in seinem Sarg liegen, und wenn sie bis nach der Vorstellung wartete, konnte es bereits zu spät sein.
    Sie entschloß sich für einen verzweifelten Versuch. Falls Barnabas seinem Diener erzählt hatte, daß sie sein Geheimnis kannte, bestand eine geringe Chance, daß Hare sie zu seinem Herrn ließ.
    Statt sich eine Erholung zu gönnen, die sie so dringend benötigte, setzte sie sich auf einen Stein und schrieb einen Zettel, auf dem sie Barnabas alles erklärte. Sie bat ihn auch, sie vorsichtshalber nach der heutigen Vorstellung nicht abzuholen, da der Kommissar das möglicherweise erwartete, sondern lieber bis morgen zu warten.
    Dann eilte sie zum alten Haus und klopfte laut mehrere Male an der Eichentür, bis sie endlich Schritte nahen hörte. Einen Augenblick später öffnete ein mürrischer Hare die Tür einen winzigen Spalt. Sie zeigte ihm den Zettel.
    „Für Mr. Collins“, erklärte sie. „Ich bin Miß Samson. Bitte, lassen Sie mich zu ihm.“
    Der Diener sah sie lange überlegend an, dann verschwand der mürrische Ausdruck von seinem Gesicht. Nun wußte sie, daß Barnabas ihm gesagt haben mußte, man könne ihr vertrauen.
    Beschwörend versicherte sie ihm: „Ich weiß Bescheid. Bitte führen Sie mich zu ihm. Es ist sehr wichtig.“
    Hare machte ein finsteres Gesicht, öffnete jedoch die Tür, um sie einzulassen. Mit schweren Schritten stapfte er ihr voran, den dunklen Gang entlang. Sie konnte kaum die eigene Hand vor den Augen sehen, doch seltsamerweise hatte sie absolut keine Angst vor dem abstoßend aussehenden, aber Barnabas treu ergebenen Diener.
    An der Kellertür ergriff er eine dort bereitgelegte Kerze und entzündete sie, ehe er ihr den Weg in den Keller wies. Vor dem verborgenen Eingang zu Barnabas’
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