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068 - Der Vampir und die Taenzerin

068 - Der Vampir und die Taenzerin

Titel: 068 - Der Vampir und die Taenzerin
Autoren: Marilyn Ross
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als Angehörige der Wentworth Ballett Company einen Sommer voll Romantik und unaussprechlichen Grauens erlebt, den sie wohl bis ans Ende ihrer Tage nie vergessen würde.
     

     
    Die alte Steinkapelle, die etwa eine halbe Meile von dem düsteren Herrenhaus Collinwood entfernt lag, war von der früheren Ballettänzerin Mary Wentworth und ihrer Truppe für eine Sommersaison übernommen worden. Elizabeth Stoddard, die Herrin von Collinwood, hatte dem unter momentanen finanziellen Schwierigkeiten leidenden Tanzensemble die Kapelle, ein Farmhaus und die dazugehörenden Scheunen zur Verfügung gestellt.
    Nicht genug damit, bot Elizabeth auch noch der Leiterin und den Stars des Balletts kostenlose Unterbringung und Verpflegung in Collinwood. Das war eine großzügige Geste, aber sie versprach auch den Besuchern während der Touristensaison in Collinsport eine ungewöhnliche Attraktion.
    In weniger als einem Jahr hatte die Titelrolle Diana zum Star gemacht. Die Tänzerin, die ursprünglich als Roxanna graziös über die Bühne der unheilvollen Kapelle wirbelte, war ermordet worden. Getötet von einem geheimnisvollen Geist, der sein Unwesen in der von Efeu umrankten Kapelle trieb und sie alle mit einem grauenerregenden Phantom aus der Vergangenheit konfrontierte.
    Diana selbst war von unsichtbaren Knochenhänden ergriffen worden und mehr als einmal dem Tod gerade noch entronnen. Doch diese warmen Sommertage voll unermüdlicher Proben unter den scharfen und unerbittlichen Augen der achtzigjährigen Mary Wentworth, hatten sie schließlich zur Ballerina von kaum erreichbarer Grazie und ungewöhnlichem Stil gemacht. Das greise Oberhaupt der Truppe schien sich darauf versteift zu haben, ein Talent unter ihnen zu finden, auf das es seine eigene Begabung übertragen konnte – jemand, der die Mary-Wentworth-Legende weiterzuführen vermochte. Obwohl Diana es zu dieser Zeit nicht ahnte, hatte die alte Dame sie auserwählt.
    Aber daß noch etwas dazu beigetragen hatte, Dianas Talent zur Perfektion zu entwickeln, wußte sie besser als jeder andere. Denn es gab nicht nur die anstrengende Arbeit während der heißen sonnigen Tage, sondern auch die alptraumhaften Begegnungen in den kühlen Nächten. All ihre Erinnerungen an diese Tage und Nächte voll Herausforderung, Abenteuer und Schrecken liefen in einem Punkt zusammen: Barnabas Collins. Begonnen hatte es, als sie das Taxi nach Collinwood nahm. Unterwegs erfuhr sie von dem gesprächigen Fahrer alles, was er über die Familie ihrer Gastgeberin wußte.
    „Den Collins gehört das Land, seit der Hafen errichtet wurde. Sie sind eine einflußreiche alte Familie“, erklärte er. „Elizabeth und ihr Bruder Roger wohnen auf Collinwood und leiten den Fischereibetrieb. Jeder der beiden hat ein Kind. Elizabeth eine Tochter, Carolyn. Ein hübsches junges Ding. Sie arbeitet im Sommer in einem der Andenkenläden im Städtchen. Und Roger hat einen zwölfjährigen Jungen, David.“
    „So gibt es also auch junge Leute im Haus“, bemerkte Diana.
    Der Fahrer nickte. „Ja. Obwohl Collinwood kaum die richtige Atmosphäre für Kinder sein dürfte. Es ist ein düsteres Haus. Man munkelt allerlei Seltsames darüber. Roger hat eine Gouvernante angestellt, die seinen Sohn und Amy Jennings erzieht.
    Die Gouvernante ist jung und nett. Maggy Evans heißt sie.“
    Diana lächelte. Sie war ein zierliches Mädchen, hübsch, mit goldblondem Haar und blauen Augen, die ihr feingeschnittenes intelligentes Gesicht beherrschten. So wie der Taxichauffeur die Namen herunterrasselte, fiel es ihr schwer, sie alle zu behalten.
    „Es muß ja ein riesiges Haus sein – mit vierzig Räumen! Ein paar Mädchen unseres Balletts wohnen dort. Ich auch.“
    Der Mann am Steuer grinste. „Unter Platzmangel haben Sie bestimmt nicht zu leiden. Einige der Flügel werden überhaupt nicht mehr benützt, außer vielleicht von den Gespenstern, die dort spuken sollen.“
    Obwohl die Nachmittagssonne heiß durch die offenen Wagenfenster schien, lief Diana ein kalter Schauer über den Rücken. Seltsam, daß die Worte des Fahrers sie so berührten.
    „Gespenster in Collinwood?“ fragte sie erstaunt.
    Der grauhaarige Chauffeur kicherte. „Sie werden noch genug darüber erfahren, wenn Sie erst einmal in dem alten Haus einquartiert sind. Dann haben Sie die Auswahl. Da gibt es den unheimlichen Seemann, der Widows Hill unsicher macht, außerdem den Geist von Anya Collins, und nicht zu vergessen, die Vampire und Werwölfe, die angeblich schon
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