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068 - Das Schädelgrab

068 - Das Schädelgrab

Titel: 068 - Das Schädelgrab
Autoren: A.F.Morland
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beachtet, daß er sich für dich interessiert. Du willst ein gewisses Feuer in ihm entfachen.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte Jubilee, wurde rot und senkte rasch den Blick.
    »Es ist ein Spiel für dich. Aber wenn du das bei einem anderen Mann machst, kann daraus etwas werden, was du gar nicht gewollt hast. Ich meine es gut mit dir, deshalb sage ich dir, daß dieses Spiel mit dem Feuer gefährlich ist. Von Cosmar hast du nichts zu befürchten…«
    »Weil er in mir noch ein Kind sieht?«
    »Nein, weil er Alkmena liebt und weil ihm seine Freundschaft zu uns über alles geht. Aber nicht jeder Mann ist wie Cosmar. Ich hoffe, du denkst daran, wenn wir dich auf die Erde mitnehmen. Du bist in einem Alter, in dem du um keinen Preis mehr ein Kind sein möchtest. Jedermann soll in dir die Frau sehen, zu der du allmählich reifst. Versuche niemals mehr zu sein, als du tatsächlich bist. Sei einmal Mädchen, einmal Frau und bewahre dir deine Natürlichkeit, denn damit kommst du am besten an.«
    Jubilee musterte mich verwundert. »Du redest mit mir wie ein Vater.«
    »Ich möchte deinen Vater so lange vertreten, bis wir ihn gefunden haben. Erlaubst du mir das?«
    »Wirst du mir viele Vorschriften machen?«
    »Nur, wenn es nicht anders geht. Ich will nichts weiter, als dir den richtigen Weg zeigen, um dich vor Schaden zu bewahren.«
    Sie umarmte mich spontan, flüsterte »Danke, Tony«, küßte mich und huschte davon.
    Ein herzerfrischendes, liebenswertes Mädchen war sie.
    ***
    Wieder raschelte es, und Tuvvanas Herz schlug bis in den Hals hinauf. Umschlich ein Tier sie? Der weibliche Gnom blickte ängstlich durch die Maschen des Netzes. Seltsam, Gnome hatten keinen Gott, den sie um Hilfe anflehen konnten, wenn sie in Gefahr waren. War das nicht bezeichnend für ihr gefahrvolles Dasein?
    Vermutlich war es deshalb so, weil Gnome zu oft in der Klemme steckten. Kein Gott wollte sich mit diesen unbedeutenden Wesen belasten.
    Cosmars Gott hatte Ahoon geheißen. Tuvvana erinnerte sich noch gut an die Gebete des blonden Kriegers. Ob es einen Sinn hatte, sich an Ahoon zu wenden?
    Sie wollte es in ihrer Verzweiflung tun.
    »Ahoon…«, begann sie.
    Aber sie verstummte sofort wieder, denn zwischen dünnen, zitternden Blättern starrte sie ein dunkles Augenpaar an.
    ***
    Wir teilten die Wachen ein. Jubilee wollte davon nicht ausgenommen werden. Sie war das außergewöhnlichste Mädchen, dem ich je begegnete.
    Sie kämpfte wie ein Mann. Mit ihrem Mut konnte sie sich sehen lassen. Manchmal wagte sie meines Erachtens sogar ein bißchen zuviel.
    Cruv und Boram verließen uns kurz, brachten genießbare Blätter und Beeren und einen Vogel, der Ähnlichkeit mit einem Truthahn hatte. Wir brieten ihn und er füllte uns allen den Magen.
    Später setzte sich Cruv neben mich. Ich wußte, worüber er mit mir reden wollte, bevor er den Mund aufmachte. Seit kurzem gab es für ihn nur ein Thema: TUVVANA.
    Sie war seine Freundin gewesen. Er hatte sie aus den Augen verloren, hatte sich nie ganz damit abfinden können, daß sie möglicherweise nicht mehr lebte, und dann hatte ihm Cosmar von ihr erzählt.
    Seither war der häßliche Kleine aus dem Häuschen. Er klammerte sich wieder an die Hoffnung, Tuvvana wiederzusehen. Er war unendlich glücklich mit ihr gewesen. Die Trennung hatte ihn fast umgebracht, und er wußte, daß Tuvvana genauso empfunden hatte.
    »Mir wird ganz komisch zumute, wenn ich daran denke, daß Tuvvana vielleicht hier irgendwo in der Nähe lebt«, sagte Cruv.
    »Sie kann aber auch ganz woanders leben«, erwiderte ich. »Ich brauche dir nicht zu sagen, wie groß Coor ist. Es ist deine Heimat.«
    »Ich würde mich für den Augenblick schon damit zufriedengeben, zu wissen, daß sie nicht tot ist«, sagte Cruv bescheiden. »Vielleicht hat sie wieder jemanden gefunden, der schützend seine Hand über sie hält.«
    »So viele edle Männer wie Cosmar gibt es auf Coor nicht«, sagte ich. »Den meisten sind Gnome gleichgültig. Das weiß ich von dir.«
    »Das ist leider wahr«, seufzte Cruv. »Aber hättest du nicht etwas weniger trübsinnige Worte für mich? Du bist mein Freund. Du solltest mir Hoffnung machen.«
    »Das wäre falsch, Cruv. Stell dir vor, ich würde dich mit Optimismus und Zuversicht aufbauen, und du würdest, wenn du den Gipfel erreicht hast, erfahren, daß Tuvvana nicht mehr lebt. Würdest du dann nicht in eine unendliche grauenvolle Tiefe fallen?«
    Der Gnom knirschte mit den Zähnen und ballte die kleinen Hände zu Fäusten.
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