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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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man empfing uns hier nicht gerade freundlich, und ich wollte vermeiden, daß dieser alte Mann ein falsches Bild von uns zeichnet.«
    »Ah, ja!« grunzte der Reiter. »Da hast du dich ja genau richtig eingeführt. Verschwinde, oder ich reite dich nieder.«
    »Wenn Euer Pferd dies wünscht«, sagte Zamorra und neigte den Kopf, machte aber keine Anstalten, sich zurückzuziehen. Er blieb einfach stehen.
    Der Reiter trieb sein Pferd an, direkt auf Zamorra zu, der immer noch ruhig verharrte. Ein paar Meter vor dem Dämonenjäger scheute das Tier, und sein Reiter hatte Mühe, im Sattel zu bleiben.
    »Verdammt!« brüllte er. »Teufelswerk! Du hast das Pferd verhext, Bastard!«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte, Ihr versteht recht wenig von Pferden, Herr«, sagte er. »Jedes Pferd scheut davor zurück, Menschen niederzutrampeln. Es wirft sie gern ab, wenn sie auf seinem Rücken sitzen, aber solange sie dem Pferd nichts tun, weicht es lieber aus oder schreckt zurück.«
    »Das stimmt«, sagte zu Zamorras Verwunderung der alte Mann, wenn auch hörbar widerwillig. »Es ist keine Hexerei.«
    Der Reiter wurde nachdenklich. »Also verstehst du etwas von Pferden?« wandte er sich direkt an Zamorra.
    »Ja«, schwindelte der Dämonenjäger. Er kam mit Pferden zurecht, wußte ein wenig über sie, aber sicher nicht genug, um als Experte auftreten zu können.
    »Der Herzog braucht noch einen Pferdeknecht«, überlegte der Reiter. »Du wirst mitkommen. Der Herzog entscheidet.«
    »Und ich?« erkundigte sich Nicole.
    »Wir gehören zusammen«, sagte Zamorra.
    »Was kannst du?« wandte der Reiter sich direkt an Nicole.
    »Alles, was von mir verlangt wird«, behauptete sie kühn.
    »Das klingt sehr interessant«, sagte der Reiter. »Wirklich, sehr interessant. Alles, was von dir verlangt wird… nun, wir werden sehen, was das alles sein kann.«
    Er grinste lüstern. »Hübsch bist du jedenfalls. Bewegt euch. Wo die Burg ist, könnt ihr sehen. Also solltet ihr euch sputen, das Tor zu erreichen, ehe es wieder geschlossen wird.«
    Er zog sein Pferd herum und gab ihm die Hacken zu spüren. Das Tier trabte an und verfiel Augenblicke später in einen leichten Galopp. Die anderen Reiter folgten ihm.
    »Verdammt!« schrie Nicole auf. »Wartet doch, ihr Idioten! Nehmt uns mit! Sollen wir etwa…?«
    Der Alte mit den schwarzen Zahnstummeln grinste.
    »Junge Beine habt ihr. So könnt ihr sicher schnell laufen. Ihr solltet euch wirklich beeilen. Oder vielleicht doch nicht… es ist nicht immer gut, dort eine Arbeit zu finden.«
    »Was willst du damit sagen?« fuhr Nicole ihn an.
    »Schon wieder eine Frage, die niemand stellen soll… und du wirst von mir keine Antwort bekommen.«
    Er wandte sich ab und verschwand wieder in seiner Lehmhütte.
    »Komm schon«, drängte Zamorra und begann die ersten Schritte zu laufen. »Es wird Zeit!«
    Nicole zögerte noch einen Moment. Dann aber folgte sie ihm.
    Und sie verwünschte die Reiter, die ihnen beiden zumuteten, hinter ihnen her zu laufen, den Berghang hinauf, in den tiefsten und schmutzigsten Winkel der Hölle.
    ***
    Die Frau, die Merlin als die Puppenspielerin bezeichnet hatte, betrachtete die Ankömmlinge etwas amüsiert. Es mochte interessant werden, sich mit ihnen zu messen, wenngleich die Spielerin sie nicht ganz einzuschätzen vermochte. Zumindest waren sie nicht das, was sie zu sein vorgaben. Der Teppich zeigte es der Spielerin.
    Nachdenklich strich sie mit den Fingerkuppen über das Knüpfwerk. Der Wandteppich zeigte einen Bereich des Gebäudes, in dem sich die Ankömmlinge gerade aufhielten. Die Spielerin konnte die Personen beobachten, die sich dort befanden, aber sie konnte sie nicht belauschen. Was sie sprachen, blieb ihr verborgen.
    Der Herzog nahm die beiden Ankömmlinge in seinen Dienst. Der Wandteppich zeigte einen Mann und eine Frau, die sich vor dem Herzog verneigten. Nur wenig später sah das Bild anders aus; es stellte dar, wie diese beiden Menschen den Raum verließen.
    Die Spielerin lächelte.
    Wenn sie sich anderen ihrer Wandteppiche widmete, konnte sie verfolgen, was die Menschen in den anderen Räumen der Burg taten. Wohin sie sich wandten, womit sie sich beschäftigten.
    Über ihre Wandteppiche konnte sie die gesamte Burg kontrollieren. Und nur sie konnte sehen, wie sich die geknüpften Bilder jeweils veränderten. Das Personal, nicht einmal der Herzog selbst, war nicht in der Lage, diese Veränderungen zu registrieren. Auch wenn die Teppiche jeden Tag eine etwas
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