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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das letzte Mal, daß Merlin uns so hereingelegt hat.«
    »Manchmal möchte ich glauben, daß er der Hölle nicht so ganz entflohen ist«, überlegte Nicole.
    Hatte nicht Asmodis einmal behauptet, Merlin habe einst der dunklen Seite der Macht gedient und diese später gewechselt? Vielleicht war dieser Wechsel tatsächlich nicht ganz so reibungslos verlaufen! Auch Sid Amos, der einstige Asmodis, gefiel sich so viele Jahre nach seinem eigenen Abschied von der Hölle noch im Zwielicht…
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Was wissen wir überhaupt von dieser Zeit?« sann Nicole. »1440… ich muß gestehen, daß ich im Geschichtsunterricht kein besonderes Interesse zeigte, als wir mit dieser Epoche gequält wurden. Hundertjähriger Krieg, nicht wahr?«
    Zamorra nickte. »Ich befürchte es«, gestand er. »Richtig fit bin ich, was das Wissen angeht, in diesem Fall auch nicht. War da nicht der Krieg gegen die Engländer? Jeanne d'Arc?«
    »Das ist gut«, erklärte Nicole.
    Verblüfft sah Zamorra sie an. »Wie…?«
    »Es bedeutet, daß wir keinesfalls mit Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego Zusammentreffen werden, weil diese fleischgewordene Nervensäge um diese Zeit noch nicht geboren war.«
    »Es bedeutet aber auch, daß wir möglicherweise in die Kriegswirren hineingezogen werden könnten«, gab Zamorra zu bedenken. »Ich bin nicht besonders daran interessiert, in irgendeinem Heer im Kampf gegen die englischen Invasoren zu krepieren. Merlin soll wirklich der Teufel holen! Wenn er uns wenigstens eine bessere Ausgangsposition verschafft hätte…«
    Aber davon konnten sie höchstens träumen.
    Nicole trat in einen fauligen Laubhaufen, daß die nasse Blättermasse davonflog.
    Etwas funkelte.
    Unwillkürlich bückte sie sich und hob es auf. Es war ein mondhell leuchtender, daumennagelgroßer Stein.
    »Was ist das?« wunderte sich Zamorra.
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Scheint jemand hier verloren zu haben. Seltsam, das Leuchten, nicht wahr? Bei diesem trüben Dämmerlicht unter den Wolken und zwischen den Bäumen… da funkelt selbst ein Diamant nicht so hell!«
    »Magie?« vermutete Zamorra.
    Nicole hob die Schultern. »Ich kann nichts dergleichen spüren. Du?«
    Er nahm den leuchtenden Stein zwischen die Finger und begutachtete ihn eingehend. Aber der Stein war kühl, und an ihm war nichts, das der Parapsychologe unmittelbar wahrnehmen konnte. Vielleicht, wenn er wenigstens einen Teil seiner magischen Hilfsmittel bei sich gehabt hätte…
    Aber die befanden sich alle im Château Montagne im Jahr 2000.
    Das ungewöhnliche, rätselhafte Leuchten war das einzig feststellbar Seltsame an dem Stein.
    Nicole steckte ihn ein.
    »Vielleicht finden wir den ursprünglichen Besitzer«, überlegte sie. »Wenn wir ihn zurückgeben, erhalten wir vielleicht eine Belohnung, mit der wir unsere Position ein wenig verbessern können.«
    »Oder wir werden für Diebe gehalten und ein bißchen hingerichtet«, warnte Zamorra. »Man munkelt, daß die Leute in dieser Zeit mit Galgen, Henkersbeil und vorhergehender Folter recht hurtig bei der Hand waren.«
    »Dein Optimismus ist schier unerträglich«, konterte Nicole. »Warten wir's einfach ab und versuchen aus diesem Wald hinauszukommen. Ein warmer Herd, an dem wir uns trocknen können, ein Teller mit warmer Suppe…«
    »Und ein paar Verständigungsschwierigkeiten mit der einheimischen Bevölkerung«, ergänzte Zamorra trocken. »Frankreich hatte zwar so einen hanebüchenen Superschwachsinn wie eine staatlich diktierte Rechtschreibreform nie nötig, wie sie unsere deutschen Nachbarn wider alle Vernunft und Logik ihrer Bevölkerung aufgezwungen haben, aber im Lauf der Jahrhunderte hat sich auch unsere wunderbare Sprache erheblich verändert - und das ganz von allein auf natürlichem Weg, ohne überflüssige Gesetzchen. Wundere dich also nicht, wenn das Französisch, in dem man mit uns spricht, anders klingt als das, welches wir gewohnt sind.«
    »In Zweifelsfällen versuche ich's mit Latein«, sagte Nicole.
    »Was die Sprache des Klerus ist«, machte Zamorra ihre diesbezüglichen Hoffnungen gleich wieder zunichte. »Die Landbevölkerung wird's nicht verstehen und der Adel auch nur insoweit, wie seine Vertreter dem kirchlichen Stand angehören. Welchem Kloster möchtet Ihr gern entlaufen sein, Schwester Nicole?«
    »Du bist ein Ekel, Bruder Zamorra«, stöhnte Nicole. »Hast du wenigstens den Hauch einer Ahnung, wo wir diese Puppenspielerin finden können? Oder Baba Yaga? Oder diese
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