Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Sid Amos fragen, Merlins ›dunklen Bruder‹, der als Asmodis einst Fürst der Finsternis war. Aber es war fraglich, ob Amos eine zufriedenstellende Antwort geben würde.
    »Vieles verdankst du mir, Freund Zamorra«, sprach Merlin weiter. »Mehr, als du vielleicht ahnst. Auch du hast eine Schuld abzutragen. Daher wirst du der Puppenspielerin…«
    Nicole, die bis zum hufeisenförmig geschwungenen Arbeitstisch mit den drei Computer-Terminals gekommen war, warf Merlin eine herumliegende Diskette an den Kopf. Er zuckte nicht einmal zusammen. »Hör auf mit dem Unsinn«, verlangte Nicole. »Du kommst und gehst, wie du willst, du blockierst den Zugang zu deiner Burg, bist nie erreichbar, wenn man dich braucht - so wie wir dich in letzter Zeit öfters gebraucht hätten. Aber nie warst du erreichbar. Du hinterläßt nicht einmal eine Nachricht, wohin du gehst, wenn du immer wieder mal verschwindest. Aber du selbst kommst hierher und verlangst in aller Selbstverständlichkeit, daß wir springen, wenn du pfeifst.«
    »In aller Selbstverständlichkeit«, echote Merlin. »Du sagst es, Nicole. Die…«
    »Wenn du noch einmal das Wort ›Puppenspielerin‹ benutzt, schenke ich dich Zarkahr als neues Spielzeug«, drohte sie. »Was soll der Unsinn? Warum bist du hier? Glaubst du, du könntest einfach kommen und gehen, wie du willst, und uns nach Belieben herumkommandieren? Vergiß es! Wie wäre es, wenn du einfach wieder verschwindest und zur Abwechslung mal selbst tust, was deiner Ansicht nach getan werden muß? Wir sind nicht deine Lakaien.«
    »Ich tue schon mehr als genug, oft mehr, als meine Kraft zuläßt. Aber es gibt Dinge, die ich nicht selbst tun kann. Dafür brauche ich euch. Wie in diesem Fall.«
    »Vergiß den Fall. Wir sind nicht interessiert«, fauchte Nicole. »Such dir andere Sklaven. Vielleicht findest du ja einen Dümmeren.«
    »Vielleicht aber niemanden, der so bereitwillig tun wird, worum ich ihn bitte, wie ihr es tun werdet«, sagte Merlin.
    Nicole tippte sich respektlos gegen die Stirn.
    »Das glaubst du nicht im Ernst«, sagte sie. »Chef - schmeißen wir ihn raus, oder lassen wir ihn nur einfach hier stehen, bis ihm der Efeu um die Füße rankt? Komm, gehen wir… vielleicht bedient er sich ja des Computers und sucht nach ein paar Idioten, die für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen. Wir sind's jedenfalls nicht.«
    Zamorra, der dem Disput eine Weile zugehört hatte, nickte. Er wandte sich zur Tür.
    »Baba Yaga darf den Wandteppich der Puppenspielerin nicht in die Hand bekommen«, sagte Merlin. »Das ist wichtig !«
    Nicole blieb stehen.
    »Er hat's gesagt«, murmelte sie. »Er hat es tatsächlich noch einmal gesagt! Er hat es getan!«
    Sie wandte sich um. »Merlin…«
    Sie sah in seine Augen.
    Und sie sah etwas, das sie darin nie zuvor bemerkt hatte.
    Eine Drohung; eine unvorstellbare Drohung.
    »Ihr werdet tun, was mir versagt bleibt«, sagte Merlin leise und frostkalt. »Ihr werdet im Jahr 1440 Baba Yaga daran hindern, den Wandteppich in ihre Hand zu bekommen. Und wenn ihr die Puppenspielerin dafür töten müßt…«
    »Jetzt reicht es«, sagte nun auch Zamorra. »Was glaubst du, Merlin, wer oder was du bist? Geh. Du warst nicht da, als wir dich brauchten, nun sind wir nicht da. Geh, sofort.«
    Merlin hob die Hand.
    Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte es in seinen Augen auf.
    Im nächsten Moment hielt er Zamorras Amulett in der erhobenen Hand.
    »Wie du willst«, sagte er und wandte sich zum Gehen.
    ***
    Zamorra stand da wie erstarrt. Fassungslos sah er das Amulett, seine mächtige Zauberwaffe, in Merlins Hand. Unwillkürlich rief er es zu sich zurück, aber es reagierte nicht. Es blieb, wo es war - bei Merlin.
    Nicole wurde mit ihrer Überraschung schneller fertig.
    Sie sprang Merlin an!
    Damit brachte sie ihn beinahe zu Fall, aber zugleich schlug sie ihm das Amulett aus der Hand, fing es auf und warf sich zur Seite.
    Aber Merlin verschwand nicht, wie es den Anschein gehabt hatte. Vielleicht hatte er im Augenblick von Nicoles Angriff seine Meinung geändert. Er blieb, aber er rief das Amulett erneut zu sich zurück.
    Es verschwand aus Nicoles Hand; sie konnte es nicht halten!
    Sie und Zamorra versuchten sofort, es zurückzuholen. Aber es reagierte auf ihrer beider Gedankenbefehle nicht mehr.
    Merlin lächelte nicht einmal triumphierend.
    Er hielt nur die Silberscheibe in der Hand.
    Er sagte nichts.
    Das Amulett… Merlins Stern… die Zauberwaffe, die Merlin vor fast einem Jahrtausend aus der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher