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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen
Autoren: Jason Dark
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sie schienen direkt in die untergehende Sonne hineinzufliegen, die den Himmel blutrot gefärbt hatte.
    Es war eine verlassene Gegend. Viel Wald, nur wenige grenznahe Dörfer, kaum asphaltierte Straßen, mal ein einsames Gehöft, das sich in der Kälte geduckt hatte, als wollte es nie mehr wieder aufstehen. Eine Gegend, die im Winter noch ausgestorbener wirkte, als im Sommer.
    Auch Kasernen waren vorhanden und ebenfalls ein Militärflughafen, allerdings weiter nördlich.
    Mit ihm hatte Wladimir Golenkow Kontakt aufgenommen, denn er flog selbst.
    Unweit des Friedhofs fand er- einen Landeplatz, eine breite Wiese, auf deren Gras jetzt eine dünne Eisschicht schimmerte, über die die Kufen hinwegkratzten.
    »Wir sind da«, sagte der KGB-Mann.
    Jana Jaschin nickte nur. Sie war blass geworden. Wladimir wusste nicht, ob der Flug daran die Schuld trug oder das Wissen, gleich ihren toten Mann zu sehen.
    Der Mann verließ als erster den Hubschrauber. Die Kälte umklammerte ihn sofort. Er zog seine Felljacke über und öffnete der Frau den Ausstieg.
    »Kommen Sie.«
    Sehr langsam ging sie neben ihm her. Den Kopf hielt sie gesenkt, als hätte sie Angst davor, in die Ferne zu schauen, wo der kleine Ort Kwitsche lag, in dem es sogar so etwas wie ein Hotel gab. Man hatte es gebaut, weil hin und wieder hohe Militärs sich in grenznahen Bereichen aufhielten, um ihre Truppen zu inspizieren und diese Leute nicht unbedingt mit ihren Gästen in den Kasernen schlafen wollten, die einfach zu primitiv ausgestattet waren.
    Jana hatte ihm den Friedhof beschrieben, deshalb war er nicht überrascht, als er ihn aus einer gewissen Distanz betrachtete und feststellen musste, dass sich das Gebiet wie eine düstere Insel aus der flachen Landschaft abhob.
    »Das also ist es.«
    »Ja.«
    »Und Ihr Haus?«
    »Hinter den Bäumen. Möchten Sie zuerst dorthin?«
    »Nein, nicht unbedingt, Jana. Lassen Sie uns zuerst zum Grab Ihres Mannes gehen.«
    »Sicher.« Sie nickte abgehackt. Ihre Füße schleiften über den Boden, den Blick hielt sie zu Boden gerichtet. Der Atem stand vor ihrem Mund, und der Himmel bekam allmählich eine blaugraue Färbung, die nur hin und wieder hellere Löcher aufwies, wo noch das Restlicht der Sonne in einem rötlichen Schein durchschimmerte.
    Der Boden war knochenhart gefroren. Die gesamte Natur schien erstarrt zu sein. An einigen Stellen lagen noch große Schneeflecken wie schmutzige Decken. Auch ihre Oberflächen waren von einer glatten Eisschicht bedeckt.
    Sie gingen sehr langsam, was Golenkow recht war. So konnte er die Umgebung erschnuppern, denn er hatte gelernt, auf sein Gefühl und auf plötzliche Eingebungen zu achten.
    Er wollte nicht behaupten, dass diese Gegend ihm nicht geheuer war, etwas Ungewöhnliches oder Seltsames strahlte sie schon aus. Ein Fluidum, das er nicht fassen konnte. Es war einfach vorhanden und breitete sich unsichtbar aus.
    Auch bei den Bäumen bewegte sich nichts. Wie sie in der Kälte ausharrten, sahen sie aus, als wären es künstliche Geschöpfe, die mit einer dünnen weißen Schicht überzogen worden waren.
    Es würde sehr bald dunkel sein. Dann war der Himmel wie ein gewaltiges Feld, auf dem sich die Sterne verteilten, als hätte jemand diamantene Splitter hochgeschleudert.
    Ihre Schritte klangen laut und knirschend. Wladimir erkundigte sich danach, ob der Friedhof sehr oft benutzt wurde, aber Jana hob nur die Schultern.
    »Was bedeutet das?«
    »Sehr wenig. Die Menschen leben hier lange. Sie ernähren sich noch gesund, auch wenn sie nicht viel haben. Auf dem Friedhof werden nur Einheimische begraben, jedenfalls in der letzten Zeit. Früher, als noch der verfluchte Krieg tobte, da hatte man dort auch russische Soldaten bestattet. Das ist vorbei.«
    Ein Glück, dachte Wladimir und hoffte, dass auch der Golfkrieg sehr schnell sein Ende finden und ein despotischer Diktator zur Rechenschaft gezogen würde, einer, der sich nicht scheute, einen Umweltterror allergrößten Ausmaßes zu begehen, indem er Öl ins Meer ließ und Ölquellen in Brand steckte.
    Einen direkten Weg gab es nicht. Höchstens einen Pfad, der auch nur deshalb zu erkennen war, weil ihn die Abdrücke schwerer Reifen nachzeichneten.
    Selbst eine Mauer war nicht vorhanden. Die Grenzen des Totenackers bildete dichtes Strauchwerk, dessen Zweige so kahl aussahen und steif gefroren waren.
    Sie mussten die natürliche Grenze umgehen und gelangten dann auf den eigentlichen Friedhof.
    Die Dämmerung war bereits so weit fortgeschritten, dass
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