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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen
Autoren: Jason Dark
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glatte eisgraue Haar, das im Nacken einen Knoten bildete. »Ich weiß, dass es Geister gibt. Auch wenn die Menschen tot sind, sehen und bekommen sie alles mit, was in der Welt der Lebenden vor sich geht. Sie haben nur eine andere Existenz angenommen. Ich habe den Eindruck, dass mein toter Oleg ständig um mich herum ist. Ich möchte die Hand ausstrecken und nach ihm greifen, aber ich fasse immer hindurch, denn er hat seinen eigentlichen Körper verloren und ist feinstofflich geworden.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Haben Sie schon Geister sehen können?«
    Golenkow hob die Schultern. »Sagen wir so. Ich weiß, dass es feinstoffliche Gestalten gibt. Ich will mich zwar nicht als einen Spezialisten bezeichnen, aber ich habe gemeinsam mit meinem Freund John Sinclair meine Erfahrungen sammeln können.«
    »Die einer Geisterwelt?«
    »So ist es.«
    »Und weiter?«
    Er leerte sein Glas. »Lassen wir das Thema, Jana, es bringt nichts. Nur Unruhe.«
    »Ich möchte aber alles wissen.«
    »Vielleicht morgen.«
    »Dann fahren Sie nach Moskau zurück.« Sie sprach den Satz mit einer erschreckten Stimme.
    »Nein, Jana, das werde ich nicht. Ich werde so lange bei Ihnen bleiben, bis John Sinclair hier eingetroffen ist.«
    »Und wie wollen Sie ihn benachrichtigen?«
    »Das ist kein Problem. Wenn es in Kwitsche nicht klappt, werde ich mich an die Militärs wenden.«
    »Es gibt dort ein Telefon. Im Hotel, wo manchmal Gäste absteigen. Da können Sie telefonieren.«
    »Das ist doch schon was.«
    Die Frau bekam große Augen, als Wladimir aufstand. »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Ich rufe noch heute Abend an.«
    »Bis Kwitsche sind es mehr als drei Kilometer und…«
    »Ich werde den Hubschrauber nehmen.«
    »Ja, das ist gut. Aber ich bleibe hier.«
    »Tun Sie das. Und keine Sorge, ich bin noch vor Mitternacht zurück.«
    »Das… das hoffe ich.«
    Sie brachte den Mann noch bis zur Tür und ging dann zu ihrer Ofenbank zurück.
    Plötzlich spürte sie die Müdigkeit. Auf der Bank sitzend, die Wärme im Rücken schlief sie übergangslos ein. Ihr Kopf sank nach vorn, die Stirn berührte die Tischplatte, was sie nicht mehr merkte, denn der Schlaf war zu stark.
    Sie schreckte zusammen und fuhr mit einem Schrei in die Höhe, der allerdings abbrach, als sie den Mann erkannte, der neben ihr stand und lächelnd auf sie herabschaute. Es war Wladimir Golenkow, der sie geweckt und erschreckt hatte.
    »Gütiger Himmel, was ist das? Wie lange habe ich denn geschlafen?«
    »Wir haben gleich Mitternacht.«
    Sie rieb durch ihre Augen. »Und Sie… wollten Sie nicht nach Kwitsche und telefonieren?«
    »Das habe ich hinter mir. Es ist alles in Ordnung. Ich habe John Sinclair davon überzeugen können, dass er herkommen muss. Die Formalitäten sind ebenfalls von mir erledigt worden. Er wird bis Warschau Linie fliegen und dort in eine kleine Maschine umsteigen. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Ich würde vorschlagen, dass Sie Ihren Schlaf jetzt woanders fortsetzen.«
    »Ja, vielleicht.« Jana räusperte und entschuldigte sich. »Ich bin noch nicht ganz wach, entschuldigen Sie. Das Wecken geschah zu plötzlich.«
    »Keine Sorge, das verstehe ich. Wo befindet sich ihr Schlafzimmer?«
    »Oben, in der anderen Etage.«
    »Gut, ich begleite Sie.«
    »Und Sie?«
    »Ich lege mich hier unten hin.«
    »Das ist aber nicht bequem.«
    Golenkow lachte. »Wenn Sie wüssten, wo ich schon überall geschlafen habe, dagegen ist diese Ofenbank ein Himmelbett. Ich habe auch nicht vor, zehn und mehr Stunden zu ruhen. John Sinclair wird am Nachmittag eintreffen. Wir haben uns im Hotel verabredet. Außerdem wird mir morgen früh ein Fahrzeug hergebracht.«
    Aus großen Augen schaute ihn die Frau an. »Jetzt weiß ich, dass Sic einen großen Einfluss haben.«
    »Sie übertreiben.«
    Wladimir Golenkow brachte die alte Frau hoch in das Schlafzimmer. Sie mussten beide über eine schmale Treppe schreiten, deren Geländer bereits wackelte. Auch die Stufen bogen sich besonders unter dem Gewicht des schweren Mannes durch, und das Schlafzimmer war mehr eine Kammer, in der zwei uralte Betten standen.
    Seltsamerweise war es nicht kalt. Frau Jaschin erklärte ihrem Gast auch den Grund. »Der Ofen unten heizt den oberen Raum mit, und die Wand strahlt die Wärme ab.«
    Das sehr kleine Fenster wirkte wie eine Luke. Es sah sehr dunkel aus inmitten der blassen und verschlissenen Tapete. Der KGB-Mann warf einen Blick nach draußen.
    In der klaren Luft konnte er bis Kwitsche schauen, wo
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