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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen
Autoren: Jason Dark
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die Konturen allmählich verschwammen.
    Wladimir Golenkow war die Veränderung seiner Begleiterin nicht entgangen. Sie wirkte angespannt und ängstlich zugleich. Ihre Blicke bewegten sich ebenso unstet hin und her wie ihre Hände, die in dicken Handschuhen verschwanden.
    Der Mann überragte sie mehr als um eine Kopfeslänge. Er stellte keine Fragen, ließ sie allerdings auch nicht aus den Augen. »Den Weg ist er oft gegangen«, flüsterte sie. »Es war auch seine letzte Strecke, bevor ihn die Hyänen töteten.«
    »Sind diese Tiere schon öfter hier gesehen worden?«
    »Nein, nie.« Sie hob die Schultern. »Wölfe manchmal, aber keine Hyänen.« Sie fuhr fort, als sie den skeptischen Blick des Mannes bemerkte.
    »Ja, es gibt hier noch Wölfe, ob sie es glauben oder nicht. Deshalb kann ich auch beide Tierarten voneinander unterscheiden. Hyänen leben in der Steppe, aber nicht hier.«
    »Das stimmt.«
    Sie blieb stehen und umklammerte Wladimirs Arm. »Können Sie sich trotzdem denken, warum sie hier erschienen sind?«
    »Nein.«
    »Dann hat es mit dem Teufel zu tun. Es ist furchtbar, kann ich Ihnen sagen. Der Teufel lebt. Er schaute zu, er ist überall vorhanden. Er ist ein Meister des Chaos, und er hat seine Boten bereits nach uns ausgeschickt.«
    »Ich widerspreche Ihnen nicht, Jana…«
    »Aber?«
    »Ich möchte nur sagen, dass die Hyänen bestimmt nicht aus eigenem Antrieb handelten.«
    Sie schluckte und schüttelte dann den Kopf. »Wie… wie meinen Sie das denn?«
    »Ganz einfach, Jana. Es muss eine Kraft geben, die hinter ihnen steckt. Verstehen Sie mich. Jemand muss sie führen. Hyänen sind wie eine Meute, die nicht aus eigenem Antrieb handelt. Ich bin davon überzeugt, dass sie jemand leitete.«
    Jana Jaschin ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. »Aber wer sollte sie denn leiten?«
    »Müssten oder sollten Sie das nicht besser wissen?«
    Ihr Lächeln verkantete. »Nein, ich nicht. Wie… wie kommen Sie darauf?«
    »Es könnte jemand aus dieser Gegend sein.«
    Zum ersten Mal hörte Wladimir die Frau lachen. »Nein, nicht aus Kwitsche.«
    »Das nicht unbedingt, aber die Gegend hier ist einsam. Das wissen Sie selbst. Sie bietet zahlreiche Verstecke. Besonders für Fremde, die nicht unbedingt gesehen werden wollen. Das sollten Sie bedenken oder darüber nachdenken.«
    Jana Jaschin hob die Schulter und setzte ihren Weg fort. Sie wollte sich nicht mehr unterhalten. Vielleicht wollte sie auch nur nachdenken und dabei nicht gestört werden.
    Der KGB-Mann schaute sich sehr sorgfältig auf dem alten Totenacker um. Obwohl sie bisher nicht angegriffen worden waren, hatte sein Misstrauen nicht nachgelassen. Er war ein Mensch, der immer mit dem Schlimmsten rechnete, auch mit einem plötzlichen Überfall, denn Verstecke für Hyänen gab es hier genug.
    Da waren die Buschinseln, aber auch die hin und wieder aus den Gräbern schauenden Steine, hinter denen sich die Bestien ducken konnten. Die Kälte lag wie ein Tuch über dem Gebiet. Sie drückte alles zu Boden und hatte die Natur sterben lassen.
    Wahrscheinlich würde es in der Nacht Nebel geben. So war es oft auf den alten Totenäckern, die abseits der Städte und Ortschaften lagen.
    Davor hatte sich Jana nie gefürchtet, denn sie gehörte zu den Menschen, die in unmittelbarer Nähe des Friedhofs alt geworden waren, aber an diesem späten Nachmittag kroch schon die Furcht in ihr hoch und füllte ihre Glieder ebenso aus wie die eisige Kälte.
    Wenn es Wladimir gelang, über die Büsche hinwegzuschauen, ließ er seinen Blick auch über das flache Land schweifen, auf der Suche nach irgendwelchen Bewegungen.
    Er wurde immer wieder enttäuscht. Kein Tier huschte über das ebene Gelände. Wenn die Hyänen in der Nähe lauerten, dann sicherlich auf dem Friedhof.
    »Gleich sind wir da«, unterbrach Janas Stimme seine Gedanken. »Es sind nur noch wenige Schritte.«
    »Gut.«
    Es gab einen Flecken auf dem Friedhof, der ziemlich leer war. Hier konnten noch Tote ihre letzte Ruhestätte finden. Genau an diesem Ort befand sich auch das Grab.
    Plötzlich zitterte Jana Jaschin dermaßen stark, dass der KGB-Mann sie stützen musste. Für einen Moment sah sie so aus, als wollte sie kippen.
    Mit der rechten Hand umklammerte sie den Schal, der ihre Kehle vor der Kälte schützte.
    »Was haben Sie?«
    »Bitte«, flüsterte sie kaum hörbar. »Bitte, es geht schon wieder. Es… es kam nur so plötzlich über mich. Die Erinnerung, wissen Sie. Auf einmal war sie da…«
    »Wollen Sie eine
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