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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen
Autoren: Jason Dark
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nicht eingeweiht und erklärt, dass es Männersache wäre. Aber er war davon überzeugt, dass der Teufel unterwegs war. Aus der Bibel ist die Hyäne schon bekannt, das weiß ich. Sie verkörpert das Böse. Man hat auch von einer Rückkehr des Teufels durch die Hyäne gesprochen. Daran habe ich nie recht glauben wollen, doch als ich die toten Tiere sah, dachte ich anders darüber. Es ist alles so furchtbar.« Plötzlich weinte sie. Tränen rannen aus ihren Augen und liefen die Wangen hinab, wo sie nasse Spuren hinterließen. Es war ein lautloses, dennoch heftiges Weinen, das wuchtig aus dieser leidgeprüften Frau hervorbrach.
    Es dauerte Minuten, bis Golenkow die erste Frage stellen konnte. »Was haben Sie getan, Jana? Ich meine, mit der Leiche?«
    Sie trocknete die Tränen ab. »Ich habe alles so gelassen. Nichts verändert. Auch mein Sohn weiß nicht Bescheid. Ich wollte ihn nicht damit belasten. Ich wusste nur, dass Sie uns helfen können, Wladimir. Nur Sie, kein anderer.«
    »Dazu müsste ich zu Ihnen kommen.«
    »Das habe ich gehofft.« Sie schaute hoch und dem Mann direkt ins Gesicht.
    Golenkow rang sich ein Lächeln ab. »Sollten Sie wirklich recht haben, wäre es eine Schande, nicht zu kommen. Sie wohnen am Friedhof oder in Kwitsche.«
    »Nein, nicht im Ort. Am Friedhof. Da ist unser Platz gewesen. Wir müssen dorthin.«
    Golenkow überlegte. »Kwitsche liegt im Westen…«
    »Richtig. Nicht weit von der polnischen Grenze. Es sind nur wenige Kilometer.«
    »Eine weite Strecke.«
    Die Frau nickte. »Ich weiß es. Ich bin sie gefahren. Mit dem Zug und einem Bus.«
    »Das werden wir nicht. Wenn wir fahren sollten, werden wir einen Hubschrauber nehmen.«
    Sie saß für einen Moment starr. »Damit bin ich noch nie geflogen. Ich habe Angst davor.«
    Der KGB-Mann winkte ab. »Das brauchen Sie nicht. Unsere Piloten sind erfahren. Außerdem dürfen wir um Himmels willen keine Zeit verlieren.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Sind Sie denn bereit, sofort zu fliegen?«
    Jana Jaschin wand sich. »Ich… ich hatte eigentlich vor, meinen Sohn zu besuchen. Auch er muss Bescheid wissen.«
    »Nicht jetzt.« Sie wollte widersprechen, aber der Mann redete weiter.
    »Ich kann verstehen, wie es in Ihnen aussieht, aber es ist besser, wenn er noch nichts davon erfährt. Wir müssen einfach so handeln, verstehen Sie mich?«
    »Nein.«
    »Vertrauen Sie mir denn?«
    »Säße ich sonst hier? Sie sind der einzige gewesen, der uns damals geholfen hat. Das habe ich nie vergessen können. Nur deshalb kam ich zu Ihnen.«
    »Das war auch richtig, meine Liebe.«
    Sie nickte. »Wann ist es denn soweit?«
    »Wir werden es gleich haben.« Golenkow griff zum Telefonhörer und tippte drei Zahlen ein. Er ließ sich mit einer bestimmten Abteilung verbinden und erkundigte sich nach bestimmten Möglichkeiten. Kraft seines Amtes war ihm dies möglich, denn er gehörte zu den Menschen, die beim KGB etwas zu sagen hatten. Er war kein verbohrter Idealist, sondern folgte dem Kurs Gorbis, auch wenn dieser jetzt im eigenen Land scharf kritisiert wurde, weil Falken, Konservative und schreckliche Traditionalisten alles wieder zurückdrehen wollten, was an Erfolgen in der letzten Zeit errungen worden war. Und anderen ging es nicht schnell genug. Bisher hatte man Wladimir in Ruhe gelassen. Er hoffte inständig, dass dies auch in Zukunft so bleiben und Versprechen keine Lippenbekenntnisse sein würden.
    Man verband ihn hin und her. Wieder einmal lernte Wladimir die Schwerfälligkeit der Verwaltung kennen. Endlich hatte er den richtigen Mann an der Strippe.
    Dann dauerte das Gespräch nur zwei Minuten, die Jana Jaschin dennoch mehr als doppelt so lang vorkamen. Sie suchte schon im Gesicht des Mannes nach einer Antwort und war einigermaßen zufrieden, als sie das Blitzen in seinen Augen wahrnahm.
    »Gut, dann macht ihn startklar«, sagte er zum Schluss. Lächelnd nickte er seiner Besucherin zu. »Wir werden in ungefähr einer Stunde starten können.«
    »Von wo, bitte?«
    »Der Platz liegt nicht weit von hier entfernt. Es ist kein normaler Flughafen.« Golenkow stand auf, auch die Frau erhob sich, und der KGB-Mann half ihr in den Mantel. Während ein Arm in einem Ärmel verschwand, brachte Jana die Sprache noch auf ihren Sohn.
    »Sagen Sie, sollen wir ihm nicht Bescheid geben?«
    »Nein, später. Man kann nie wissen, wie sich der Fall noch entwickeln wird.«
    Er schaute sie sehr ernst an, und die Frau nickte.
    ***
    Beide trafen am späten Nachmittag an ihrem Ziel ein. Und
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