Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0676 - Tanz der Totenfeuer

0676 - Tanz der Totenfeuer

Titel: 0676 - Tanz der Totenfeuer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Über- und Rundblick.
    Eine Leiter führte hoch zum Sitzplatz, wo eine primitive Bank angenagelt war. Im Sommer mochte dies ein Vergnügen sein, nicht bei diesen Temperaturen, die in der Nacht unter den Gefrierpunkt sanken. Da zog die Kälte in die Knochen hinein.
    Bill mußte achtgeben, weil die Sprossen von einer hellen Rauhreif-Schicht bedeckt waren. Er hatte nicht nur seine Kamera mitgenommen, auch einen Feldstecher, der vor seiner Brust baumelte und der bei jeder Steigbewegung anfing zu pendeln.
    Mit einem letzten raumgreifenden Schritt überwand er auch die oberste Sprosse und stand auf dem Sitz. Über ihm schützte ein Dach den Beobachter vor Regen und Schnee. Es war allerdings nicht so hoch, daß sich Bill hätte aufrecht hinstellen können. Er mußte sich schon ducken und nahm auf der Bank Platz.
    Der Feldstecher eignete sich auch als Nachtsichtgerät. Da machte er die Dunkelheit zum Tage. So ausgerüstet, hoffte er, daß er die folgende Zeit gut überstand.
    Bill hatte die Beine ausgestreckt, als er sich einen ersten Überblick verschaffte. Er wußte nicht, wann die Totenfeuer erschienen, sie waren an keine Zeiten gebunden, aber Mitternacht konnte es schon werden. Das bedeutete eine Wartezeit von drei Stunden.
    Er schaute durch das Glas und holte auch weit entfernte Busch- und Baumgruppen näher heran.
    Auf ihn wirkte es so, als würden sie von unsichtbaren Kräften herangeschoben. Er sah die dunklen Buschinseln, das struppige Gras und manchmal auch die tückisch glänzenden Flächen der kleinen Moorteiche, die ihn an Zugänge zu geheimnisvollen Welten erinnerten. Das Moor war wirklich etwas Besonderes und noch immer rätselhaft und gefährlich für die meisten Menschen.
    Bill Conolly hatte sich mittlerweile an die Stille gewöhnt. Nur er verursachte die Geräusche, wenn er seine Füße bewegte und über die Holzbohlen schabte.
    Wann erschienen die Feuer?
    Bill wußte keine Antwort. Um einen Teil der Langeweile zu vertreiben, untersuchte er seine Kamera. Die Checks konnten nicht schaden. Schlimm war es nur, wenn die Feuer erschienen und die Kamera nicht funktionierte.
    Er hatte schon mit einem Fotografen im Ort Kontakt aufgenommen, und der hatte ihm versprochen, den Film so rasch wie möglich zu entwickeln. Zudem war der Preis verdreifacht worden.
    Er merkte die Kälte, und er sah auch die Veränderungen dicht über dem Moor.
    Bill hatte den Eindruck, als würde die Erde unter ihm atmen und etwas ausstoßen, das tief in ihr gelauert hatte, weil sie es nicht mehr halten konnte.
    Feine Dunstschleier, die sich unregelmäßig verteilten. Sie lagen über den Tümpeln dichter, an den anderen Stellen hingen sie mehr wie dünne Gardinen.
    Die Sicht war nicht besser geworden. Bill hoffte allerdings darauf, daß die geheimnisvollen Totenfeuer auch bei Nebel deutlich zu sehen waren.
    Er hätte sich etwas Warmes mitnehmen sollen. Einen heißen Tee in der Thermoskanne. Das hatte er vergessen. Als er seine Taschen abklopfte, fand er nicht nur die Taschenlampe, einige Haken und ein Seil, sondern auch eine Tafel Schokolade, die er in der Mitte zerknackte und mit Heißhunger verspeiste.
    Die Zeit wurde ihm lang. In bestimmten Abständen hob Bill das Glas an, um die Blicke durch die Gegend streifen zu lassen. Die Distanzen verkürzten sich immer mehr, ein Zeichen, daß auch der Reporter auf seinem Hochsitz unruhiger wurde.
    Einmal schreckte er hoch, als ein großer Raubvogel in seiner Nähe vorbeiflog. Der war bestimmt auf Beutezug. Mäuse würde er sicherlich genug finden.
    Der Ort lag hinter ihm. Bill mußte schon durch das Glas schauen, um den schwachen hellen Schein entdecken zu können, der sich an einer bestimmten Stelle ausbreitete.
    In seinem Hinterkopf hatte er damit gerechnet, daß ihm einige Personen aus dem Dorf folgen würden. Deren Neugierde hielt sich in Grenzen. Möglicherweise war es auch die Angst vor den Totenfeuern, denn jeder aus Filman wußte über die geheimnisvollen Erscheinungen Bescheid. Bill glaubte zudem daran, daß die Menschen sogar den Grund kannten, sich ihm, dem Fremden, allerdings verstockt gezeigt hatten.
    Das lange Sitzen ließ die Gelenke steif werden. Auch die Muskulatur schlief ein. Nicht unbedingt das, was der Reporter wollte. Hin und wieder stand er auf, reckte sich und drückte dabei auch die Beine durch, um den Kreislauf nicht einfrieren zu lassen.
    Dunkel wie eine Welt aus Schatten lag das Moor unter ihm. Weit breitete es sich aus, bis hin nach Westen, wo eine große, hohe Wand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher