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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens
Autoren: Claudia Kern
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Affenzauberer hinüber, der mißtrauisch den Kopf neigte. »Ich bin unter einer Bedingung einverstanden«, sagte er. »Ich bestimme die Reihenfolge, in der wir den Eingang durchschreiten. Du gehst zuerst.«
    Er zeigte mit seiner feingliedrigen, fast schon feminin wirkenden Hand auf Zamorra.
    »Danach gehe ich und dann du, Shao Yu.«
    »Wenn es dich glücklich macht«, entgegnete die Vampirin gleichgültig. Da sie als letzte gehen sollte, hatte sie wenig zu befürchten. Zamorra hob die Schultern. Einer mußte schließlich als erster gehen. Er trat an den beiden Soldaten vorbei durch den schmalen Eingang und ging vorsichtig die Stufen hinunter. Die Treppe führte steil hinab und das Licht der Pechfackeln verlor sich in der Dunkelheit. Die Decke war so niedrig, daß der Dämonenjäger den Kopf einziehen mußte, um nicht anzustoßen. Er hörte den Atem des Affenzauberers hinter sich und spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.
    »Denk an unser Abkommen, Wu«, sagte er drohend.
    Der Zauberer schnaubte. »Nichts läge mir ferner, als es zu brechen, Tsa Mo-Ra.«
    Er betonte den Namen auf die selbe merkwürdige Weise wie der Herold. Zamorra fragte sich, ob das eine Bedeutung hatte.
    Im gleichen Moment griff Shao Yu an!
    ***
    »Nein!« schrie Gryf, als er Me Xiangs Handbewegung sah, aber es war bereits zu spät. Der Schuß löste sich aus dem Lauf und hallte tausendfach in den Schluchten wider. Gleichzeitig schlug die großkalibrige Kugel in den Boden des Bootes ein. Ein Teil der Planke wurde herausgerissen, Holzsplitter und Teerstücke flogen explosionsartig durch die Luft.
    Der Druide sprang von seinem Ruderplatz auf, trat der Chinesin die Waffe aus der Hand und preßte beide Hände über das Loch. Nach wenigen Sekunden begriff er jedoch, daß er keine Chance gegen das hereindrängende Wasser hatte. Der Druck war einfach zu hoch und er hatte nichts, mit dem er das Leck abdichten konnte.
    Neben ihm hielt sich Me Xiang die schmerzende Hand. Sie schien noch nicht recht zu begreifen, was sie angerichtet hatte, denn sie blieb einfach sitzen und beobachtete, wie das Wasser ihre Knöchel umspülte.
    »Los! Schwimm ans Ufer!«
    Gryf achtete nicht darauf, ob sie seinem Befehl nachkam. Er packte Zamorra an den Schultern und ließ sich mit ihm in den kühlen Fluß gleiten.
    Während er sich bemühte, den Kopf des Freundes über Wasser zu halten, fragte sich ein Teil seiner Gedanken, was Me Xiang zu dieser idiotischen Tat getrieben hatte und wen sie eigentlich hatte treffen wollen. Seit sie die Statuen gesehen hatte, war sie ihm noch merkwürdiger als zuvor erschienen. Sie hatte leise vor sich hingeredet und nur auf ihn reagiert, wenn er sie mehrfach ansprach. Wieso hatten diese alten bemalten Felsen sie so verstört?
    Der Druide strich sich die nassen Haare aus den Augen und sah sich suchend um. In einigen Metern Entfernung entdeckte er die Chinesin, die mit unregelmäßigen Bewegungen auf das Ufer zuschwamm. Trotz ihres eher unkonventionellen Schwimmstils kam sie schneller voran als Gryf, der sich mit seiner menschlichen Last nur schwer gegen die Strömung durchsetzen konnte.
    Nach einigen Minuten spürte er endlich festen Boden unter den Füßen. Er zog Zamorra ans steinige Ufer und setzte sich, um wieder zu Atem zu kommen. Zumindest mußte er sich keine Gedanken über drohende Erkältungen machen, denn die sengende Hitze der Sonne begann bereits damit, seine Kleidung zu trocknen.
    Kleine Steine knirschten neben Gryf. Der Druide sah auf und entdeckte Me Xiang, die an ihm vorbei auf eine schmale Straße am Rande des Tals zu ging.
    »Wo willst du hin?« fragte er und stand auf.
    »Wir haben keinen Grund mehr, hier zu bleiben, deshalb gehen wir zurück.«
    Wir? dachte Gryf irritiert. Er schloß zu der Chinesin auf und packte sie am Arm. »Das kann ich leider nicht zulassen, so lange ihr euch noch im Körper dieser Frau befindet. Gebt sie frei, dann lasse ich euch gehen.«
    »Du weißt, daß wir von diesem Körper Besitz ergriffen haben?«
    Der Druide nickte. »Ihr habt euch nicht gerade normal verhalten. Also, wieso seid ihr hier? Und was sollte dieser Blödsinn im Boot?«
    Me Xiang wand sich unter seinem Griff. »Laß uns gehen. Wir brauchen diesen Körper noch.«
    Ihre Stimme klang verzweifelt. »Bitte halte uns nicht auf«, flehte sie. »Wir haben nur noch diese eine Pflicht zu erfüllen.«
    »Nein«, entgegnete Gryf unnachgiebig. »Nicht, bevor ihr mir gesagt habt, was sich hier eigentlich abspielt.«
    Me Xiang, oder wer
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