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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens
Autoren: Claudia Kern
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Vampiren herab und betrachtete sie. »Wu Huan-Tiao, Shao Yu, es ist schön, euch zu sehen, meine Kinder.«
    Er drehte sich zu Zamorra. »Aber du«, fuhr er fort und der Dämonenjäger unterdrückte nur mühsam ein Würgen, als der faulige Atem über ihn hinwegstrich, »du hast keinen Platz an diesem Ort. Wir sind uns nicht hier begegnet, ich habe dich viel später getötet. Kehre zurück in deinen Körper und laß uns allein.«
    Kuang-shi richtete sich auf. Zamorra atmete dankbar die frische Luft ein und taumelte. Er fühlte sich plötzlich unendlich müde. Seine Beine knickten ein und ließen ihn zu Boden sacken. Der Dämonenjäger schloß die Augen.
    »Nein!« hörte er Shao Yus Schrei. »Ich lasse ihn nicht noch einmal gehen.«
    Mühsam hob Zamorra die Augenlider und konnte nur noch abwehrend den Arm hochreißen, als er Yus aufgerissenen Mund direkt vor sich sah. Ihre Vampirzähne gruben sich in sein Handgelenk. Er stöhnte, als der Schmerz durch seinen Arm schoß…
    ***
    ...und schlug die Augen auf.
    »Mann«, sagte eine Stimme. »Du hast mir ganz schön Angst gemacht.«
    Zamorras verschwommener Blick klärte sich und er sah, daß Gryf neben ihm hockte und breit grinste. Der Strahl einer auf dem Boden liegenden Taschenlampe ließ sein Gesicht seltsam unwirklich erscheinen und für eine Sekunde fragte sich Zamorra, ob er vielleicht immer noch träumte.
    »Was machen wir denn schon wieder in dieser Höhle?« sagte er heiser.
    »Das ist ein wenig kompliziert, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn wir uns bei einem guten Glas Wein im Château darüber unterhalten könnten. Vielleicht hat Me Xiang Lust, uns zu begleiten.«
    »Vielen Dank«, entgegnete eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit, »aber ich möchte all das so schnell wie möglich vergessen und mit meinem Leben weitermachen.«
    Gryf zuckte die Schultern. »Du mußt wissen, was du willst.« Er griff in seine zerschlissene Jeansjacke und zog einen Kugelschreiber und einen kleinen Notizblock hervor. »Solltest du trotzdem irgendwann mal den Eindruck haben, über die ganze Sache reden zu wollen, hier ist eine Telefonnummer, über die ich zu erreichen bin.«
    Während Gryf schrieb, setzte sich Zamorra langsam auf und verzichtete wohlweislich darauf, nach dem Zentrum der plötzlich einsetzenden Kopfschmerzen zu tasten. Sein Blick blieb an der Stelle der Dunkelheit haften, wo sich die Felsmalerei befand. War ich dort? dachte er. War ich in der Stadt der Vampire? Er versuchte, die Erinnerung an den Traum zu halten, aber sie entzog sich ihm und ließ nur wirre Gedankenbilder zurück. Eine Vampirin, ein Affengesicht, Kuang-shi… die Eindrücke verschwammen zusehends.
    Gryf reichte Me Xiang den Zettel und stand auf.
    »Laß uns verschwinden«, sagte er.
    Zamorra ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ sich von Gryf auf die Beine helfen. Sie verabschiedeten sich kurz von der Chinesin und standen im nächsten Moment bereits in Frankreich.
    Me Xiang ließ den Zettel, den Gryf ihr gegeben hatte, achtlos auf den Boden fallen, nahm die Taschenlampe und ging einen dunklen Gang hinunter.
    Nach einigen Minuten erreichte sie eine zweite, kleinere Grotte. Sie leuchtete hinein und entdeckte drei mumifizierte Leichen, die aufgebahrt und staubbedeckt in der Dunkelheit lagen. Ohne zu zögern, ging die junge Chinesin auf sie zu und hob die Lampe. Mit voller Wucht schlug sie damit auf die Schädel der Leichen ein. Erst als nichts außer Staub und Spinnenweben von ihnen übrig war, hörte sie auf und ging schwer atmend zurück zum Ausgang der Höhle. Die Worte der mittleren Schwester hallten in ihr nach: Gehe in die Gruft und zerstöre die Köpfe unserer Körper. Damit wirst du uns nach all der Zeit Ruhe geben und die ältere, deren Geist nicht in der Höhle ist, wird auf ewig in ihrem Traum gefangen sein - einsam, so wie sie es verdient hat.
    Me Xiang trat in der einsetzenden Abenddämmerung aus der Höhle hinaus und legte sich zwischen den Sträuchern hin. Sie schlief fast sofort ein und sollte sich nie mehr an den Tag erinnern, als zwei Fremde am Staudamm des Yangtse auftauchten.
    ***
    Einen Tag später. Château Montagne
    »Mom, guck mal, was Fooly kann!« rief Rhett begeistert. Lady Patricia, die den Trick mindestens zehn Mal gesehen haben mußte, ließ sich nichts anmerken, sondern schaute scheinbar interessiert zu, als der Drache mit würdevollen Schritten zum Rand des Pools ging, sich hineinfallen ließ und wie ein Stein unterging. Mit Hilfe seiner Drachenmagie tappte
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