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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens
Autoren: Claudia Kern
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den Kopf eines Pavians und schenkten sein Gesicht einem Affen, der tief in den Wäldern lebte. Wu wurde zwar zu einem mächtigen Zauberer, aber da seine Schönheit vergangen war, gab es nichts mehr, was von seiner Persönlichkeit ablenkte, und wie du dir denken kannst, wandten sich seine Freunde und seine Mätressen nach und nach von ihm ab. Seit dieser Zeit lebt Wu allein in seinem Palast und sucht nach dem Affen, der sein Gesicht trägt. Er hofft, daß er ihn finden wird, wenn er die Prüfung bestanden hat. Also nimm dich in acht vor Wu. Er ist zu allem bereit.«
    Der Dämonenjäger konnte das mit einem kurzen Blick auf den Paviankopf gut nachvollziehen. Das war nicht unbedingt ein Anblick, den man morgens im Spiegel sehen wollte.
    »Was ist mit dir, Yu?« hakte er telepathisch nach. »Aus welchem Grund nimmst du an der Prüfung teil?«
    Die Vampirin antwortete einen Moment lang nicht, so daß Zamorra schon glaubte, sie wolle seine Frage ignorieren. Dann aber hörte er ihre Stimme erneut in seinem Kopf. »Ich nehme aus dem gleichen Grund daran teil wie du. Wir haben beide nichts mehr zu verlieren und alles zu gewinnen.«
    Was soll das denn schon wieder heißen? dachte der Dämonenjäger irritiert. Er hatte den Eindruck, blindlings von einem Rätsel in ein anderes zu stolpern, ohne zu wissen, was als nächstes auf ihn wartete. Shao Yu, die ihm als einzige alle Antworten hätte geben können, erging sich in Andeutungen und Halbwahrheiten. Es reichte langsam…
    »Vertrau mir, Geliebter«, sagte sie in seinen Gedanken. »Mein Plan wird gelingen.«
    Irgendwie war es genau das, was Zamorra befürchtete. Er nahm seine Zahlenspiele wieder auf und schloß die Vampirin damit aus seinem Geist aus. Er konnte an ihrem kurzen Zucken sehen, daß sie von seiner Reaktion überrascht war.
    Vor ihm drehte sich der Herold um. Sie hatten das Ende des Gangs erreicht und standen vor einer schmalen Tür, die von zwei Soldaten bewacht wurde.
    »Hoch geehrte Zauberer«, sagte der Herold gestelzt. »Es war mir eine Ehre, Euch bis zu diesem Punkt zu begleiten. Hinter dieser Tür findet die Prüfung statt. Wie es die Gesetze unseres Volkes vorschreiben, fällt mir die Aufgabe zu, Euch an die Regeln zu erinnern. Denkt daran, daß Ihr nur die Sprüche benutzen dürft, die Ihr bei Euch tragt oder die in Eurem Geist sind. Alle Hilfsmittel außer der Tinte und der Schreibfeder, die Ihr am Ort der Prüfung finden werdet, sind untersagt. Möge Kuang-shi, zehntausend Jahre soll er leben, Euren Geist und Eure Hand führen, um den Würdigsten unter Euch zum. Sieg zu führen. Zum Wohle der Stadt werden die Vermögen der Verlierer beschlagnahmt; ihre Bestattungskosten trägt in seiner unendlichen Großmut unser aller Herr.«
    Zamorra seufzte leise. Er hatte die ganze Zeit über geahnt, daß die Worte »Auf Leben und Tod« irgendwann im Zusammenhang mit dieser Prüfung auftauchen würden. Das machte die Situation ungleich komplizierter, denn es bedeutete, daß Shao Yu sich nicht einfach auf seine Seite schlagen konnte, damit sie gemeinsam den Affenzauberer besiegen konnten - wenn sie das überhaupt vor hatte. Vor allem aber hieß das auch, daß Zamorra seinen eigenen Plan, diese Prüfung möglichst unblutig zu beenden, neu überdenken mußte.
    Der Herold verneigte sich und gab einem der Soldaten ein Zeichen, der daraufhin die Holztür öffnete. Dahinter verbarg sich eine Steintreppe, die in den Felsen gehauen war und weit nach unten zu führen schien. Pechfackeln erhellten die unebenen Stufen notdürftig. Die beiden Soldaten hoben ihre Speere, so daß sich die Spitzen über der Tür kreuzten und sagten gleichzeitig: »Mit unserem Leben stehen wir dafür ein, daß nur der Sieger diesen Ort verlassen wird.«
    Zamorra hob die Augenbrauen. Anscheinend wollte man wirklich nichts dem Zufall überlassen. Neben ihm regten sich weder Shao Yu noch Wu Huan-Tiao. Beiden schien aufgefallen zu sein, daß der Eingang so schmal war, daß man nur nacheinander eintreten konnte. Auch Zamorra war das nicht entgangen. Wie sie legte er keinen großen Wert darauf, mit zwei möglichen Gegnern im Rücken die steile Treppe hinunter zu gehen. Wenn er Pech hatte, war er bereits tot, wenn er unten ankam.
    »Wir sollten ein Abkommen treffen«, schlug er deshalb vor. »Niemand greift an, bevor nicht alle am Ende der Treppe angelangt sind. Auf diese Weise ist keiner von uns im Nachteil.«
    Shao Yu nickte zustimmend. »Eine gute Idee, ich bin einverstanden.«
    Zamorra sah zu dem
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