Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Ehrerbietung ist. Ich versuche nur, meinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    Der Dämonenjäger winkte ab. »Das habe ich auch nicht so aufgefaßt. Ich wollte nur die Quoten wissen.«
    »Damit solltet Ihr Euch nicht beschäftigen. Es ist unter der Würde Eures Amtes«, entgegnete der Buchmacher ausweichend und verneigte sich erneut. Er kroch ein wenig zur Seite, hielt aber dann inne. »Laßt mich nur soviel sagen: Wenn Ihr siegen solltet, wäre das mein Ruin.«
    Dann grinste er und verschwand halb rutschend, halb kriechend in der Menge.
    Zamorra seufzte leise. Krasser Außenseiterstatus, entschied er. Wenigstens wußte er nun aber, daß der Name seines zweiten Gegners Shao Yu war. Seine Aufmerksamkeit kehrte zurück zum Herold, der endlich zur Sache kam.
    »In aller Bescheidenheit und voll Ehrerbietung für die Weisheit und den Mut der Zauberer, bitte ich nun den ersten Anwärter, neben mich zu treten. Der ehrenwerte Wu Huan-Tiao.«
    Zwei der Sänftenträger kamen hastig auf die Füße und zogen mit einer tiefen Verneigung die Stoffbahnen der Sänfte auseinander. Weiße Roben wurden sichtbar, ein goldener Gehstock. Ein dritter Sänftenträger eilte hinzu und begann Rosenblätter auf den Boden zu streuen, damit sein Herr sich nicht mit dessen Dreck befleckte. Dann stieg Wu Huan-Tiao mit größter Würde und einer unübersehbaren Arroganz aus.
    Zamorra traute seinen Augen nicht. Der Zauberer hatte den Kopf eines Pavians.
    Gerade, wenn du glaubst, du hast schon alles gesehen, kommt so was, dachte der Dämonenjäger bei dem Anblick. Der Affenkopf saß auf den Schultern wie eine schlechte Maske und paßte so gar nicht zu den makellosen weißen Roben, den gepflegten menschlichen Händen und den bestickten weißen Stoffschuhen, die der Zauberer trug. Auf seinem Weg zur obersten Stufe des Palasts bemühte er sich sichtlich, nur auf die Rosenblätter zu treten und den Boden nicht zu berühren. Oben angekommen blieb er stehen und verneigte sich kurz.
    Der Herold entgegnete seine Verneigung. »Der ehrenwerte Tsa Mo-Ra«, rief er dann.
    Der Dämonenjäger brauchte eine Sekunde, um seinen Namen in den chinesischen Silben zu erkennen. Seine Begleiterin hatte ihn einwandfrei ausgesprochen, aber der Herold schien damit größere Schwierigkeiten zu haben. Er stand auf und fühlte kurz, wie die Hand der Vampirin über seinen Arm strich. Mit ruhigen Schritten überquerte er den Platz. Die Menge teilte sich vor ihm. Zamorra sah die Wettabschnitte, die einige der Zuschauer ihm wie Beschwörungen entgegenhielten. Es entging ihm allerdings nicht, wie wenige es waren, die ihm auf diese Weise Glück wünschen wollten. Seine Beliebtheit endete anscheinend bei den Geldbörsen der Vampire.
    Der Dämonenjäger stieg die Stufen des Palasts empor und blieb neben Wu Huan-Tiao stehen. Der Zauberer beachtete ihn nicht, als er sich verbeugte.
    »Zeig's dem verdammten Affen!« brüllte jemand aus der Menge. Die Soldaten sahen sich suchend unter den Vampiren um, aber niemand schien verraten zu wollen, wer die Worte gerufen hatte.
    »Die ehrenwerte Shao Yu!« verkündete der Herold den letzten Anwärter über das verhaltene Gelächter der Menge hinweg.
    Zamorras Begleiterin stand auf…
    ***
    Das kleine Boot trieb sanft schaukelnd den Fluß hinab. Gryf saß am Ruder, aber seine Arbeit beschränkte sich auf eine gelegentliche Kurskorrektur. Für die Geschwindigkeit sorgte das Wasser.
    »Wie ist dein Name?« fragte er die Chinesin, die vor ihm saß und in die Betrachtung der Schlucht versunken war.
    Sie drehte sich zu ihm um und runzelte die Stirn. »Mein Name?«
    Der Druide nickte. »Ja. Wie soll ich dich nennen?«
    Sie schwieg einen Moment, als müsse sie über den Sinn der Frage nachdenken.
    »Me Xiang«, sagte sie dann zögernd.
    »Hallo, Me Xiang. Mein Name ist Gryf.«
    Die Chinesin drehte ihm kommentarlos den Rücken zu und kehrte zur Beobachtung der Landschaft zurück.
    »Es freut mich auch, dich kennen zu lernen«, murmelte Gryf mißmutig. Eigentlich hatte er gehofft, Me Xiang während der Fahrt einige Informationen entlocken zu können, aber die Chinesin zeigte sich nicht gerade aufgeschlossen.
    Eine Weile fuhren sie schweigend weiter. Gryf ertappte sich immer wieder dabei, wie ihm die Augen zufielen. Sein Körper hatte wohl beschlossen, daß er sich nach all dem Ärger der letzten Stunden eine Ruhepause verdient hatte. Nicht jetzt, teilte der Druide ihm mit und sah sich nach etwas um, daß ihn von der Müdigkeit ablenken würde. Nach einigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher