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0674 - Im Höllenloch

0674 - Im Höllenloch

Titel: 0674 - Im Höllenloch
Autoren: Jason Dark
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gesagt. Ich will, daß sich meine Gäste bei mir wohl fühlen. Aber denkt nach.«
    »Danke, das tun wir.«
    Der Wirt schlich davon. Mandra übersetzte und bekam Sukos sorgenvolles Nicken mit. »So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht. Der beinlose Götze wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um uns aufzuspüren. Dabei frage ich mich nur, wie viele der Menschen hier auf seiner Seite stehen.«
    »Das ist eine andere Welt.«
    Suko trank einen Schluck Tee. Er schmeckte bitter und süß zugleich, eine ungewöhnliche Mischung. War aber nicht übel und löschte vor allen Dingen den Durst.
    Schnell hatten sie eine Schale leergetrunken und waren froh darüber, einen derartig günstigen Sitzplatz bekommen zu haben. Von der Bank aus konnten sie erkennen, wer die Teestube betrat und sich dabei auffällig verhielt.
    Natürlich hatte man auch sie gesehen. Bestimmt waren schon Boten unterwegs, um von ihrer Ankunft zu berichten. Das aber störte sie weiter nicht.
    »Wie lange willst du bleiben?« fragte Suko.
    »Die Dunkelheit ist jetzt hereingebrochen. Komm, wir werden uns draußen mal umschauen.«
    Sie standen auf, verfolgt von den Blicken des alten Mannes. Am Ausgang drehte sich Suko noch einmal um.
    Zahlreiche Gäste hatten ihnen nachgeblickt, senkten aber nun die Köpfe und vertieften sich wieder in ihre Gespräche.
    Mandra wartete vor dem niedrigen Haus auf Suko. In diesem Teil der Stadt gab es keine Elektrizität.
    Erst im höher gelegenen Oberteil hatten sich die »Segnungen« der Zivilisation ausgebreitet. Dort präsentierte Gaya einen normalen Großstadtcharakter. Hier in der Altstadt aber war ein Stück altes Indien erhalten geblieben.
    Auch auf dem Bazar befanden sich noch Kunden. Frauen, Männer und Kinder wollten einkaufen.
    Nicht weit entfernt hockte ein Yogi unbeweglich an der Wand und spielte mit einer Schlange, die durch seine Handflächen glitt und an den Armen in die Höhe stieg.
    Gassen führten in die Oberstadt, von wo aus auch Verkehrsgeräusche nach unten drangen. Der Fluß war nicht zu sehen. Wer Wasser haben wollte, mußte sich hier an den Brunnen versorgen.
    Man sah sich, man schaute weg oder sprach miteinander. Über dem alten Flecken lag ein seltsames Fluidum. Als würde jeder auf irgend etwas warten.
    Das fiel beiden auf, und Suko stellte die Frage, was dies wohl sein könnte.
    »Du hast recht. Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm.«
    »Und welchen Namen trägt der Sturm?«
    »Möglicherweise ist es der beinlose Gott. Ich weiß es aber nicht.«
    »Du könntest dich erkundigen.«
    »Das mache ich auch.«
    Sie gingen weiter. Suko blieb einen halben Schritt hinter Mandra, der aufgrund seiner Körpergröße alle anderen Menschen überragte. Sie kamen sich beobachtet vor, konnten jedoch keinen direkten Feind entdecken. Aber die Lage änderte sich.
    Nicht daß sie angegriffen wurden, ein Halbwüchsiger schob sich in ihre Nähe. Er schaute zu Mandra hoch und sprach ihn an.
    Der Inder - er hatte den Kleinen schon zur Seite schieben wollen - senkte den Kopf.
    Wieder redete der Junge. Mandra hörte gespannt zu, und Suko achtete auf die Umgebung. In der Nähe spielte jemand Flöte. Eine traurige Melodie, wie Suko fand.
    Als der Junge im Gewühl untergetaucht war, wollte Suko wissen, was er zu sagen gehabt hatte.
    »Er hat mir einen Gruß ausrichten lassen.«
    »Von wem?«
    »Es war Rifa.«
    Suko wunderte sich. »Der Zungenabschneider?«
    »Richtig.«
    »Was könnte er wollen?«
    Mandra hob die Schultern. »Wir müssen ihm vertrauen. Wenn er mit uns reden will, wird er einen triftigen Grund haben.«
    »Okay, wo finden wir ihn?«
    »Verlaß dich auf mich.«
    Suko lächelte. »Du scheinst dich doch auszukennen - oder?«
    »Nein, der Junge hat mir den Weg erklärt.«
    »Kannst du mir sagen, wie Rifa so rasch hier nach Gaya gelangt ist?«
    Mandra lächelte leicht. »Auch für ihn wird es Möglichkeiten gegeben haben.«
    »War er im Zug?«
    »Ich weiß es nicht. Möglicherweise hat auch er schon die nächste Stufe erreicht.«
    »Wer es schafft, sich seine eigene Zungenhälfte wieder, anzupressen, sicherlich.«
    Sie schoben sich mit den Menschen hinein in eine schmale Bazargasse, wo es auch Andenkenläden gab. Ein Zeichen, daß Gaya von Touristen besucht wurde.
    Sie sahen nur wenige Mönche. Die meisten saßen in ihren Klöstern und beteten. Es gab mehrere von ihnen, die sich um die Stadt herum verteilten.
    Die engen Gassen ließen keinen frischen Wind durch. Sie waren nicht nur angefüllt mit Geschäften und
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